Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

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Octodon
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Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Da ich gerade wieder ein paar aktuelle Fälle habe - sowohl selbst als auch in Beratungen - in denen sich durch Frischfutterfütterung der gesundheitliche Allgemeinzustand der Tiere (inkl. Zahnstatus) sehr zum Positiven entwickelt hat, möchte ich wieder einmal die Werbetrommel für Frischkost rühren.

Es lohnt sich immer, Degus an Frischfütterung zu gewöhnen. Auch ältere, die es bis dato nicht kannten. Es ist kein Hexenwerk und läßt sich sogar mit etwas Einsatz auf der Fensterbank oder auf kleinen Balkonen realisieren.

Ein wesentlicher Focus sollte dabei auf Kräutern, Laub und auch Blüten liegen, Wiesengras (nicht zu verwechseln mit herkömmlichen Rasengras/-schnitt, dieser ist NICHT geeignet) sollte hingegen einen geringen Anteil einnehmen. Wichtig ist es zudem, eine Vielfalt anzubieten, es sollten mindestens 5 Pflanzenarten zur Auswahl stehen. Je mehr, desto besser.

Die beste Zeit, damit zu starten, ist jetzt im Frühjahr, wenn die Pflanzen noch saftig und proteinreich sind. Im Laufe des Sommers wird der Appetit auf Frisches aus dem Garten etwas abnehmen, speziell was die Gräser und das Laub betrifft. Das ist normal, da die Tiere aufgrund der sich verändernden Zusammensetzung der Pflanze immer weniger Nährstoffe herausziehen können. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, im Laufe des Sommers immer mehr auf Blüten umzuschwenken und ab da mit der Zufütterung von essbaren Zimmerpflanzen zu beginnen.

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Firelady
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Hallo,

ich würde hier eine Sammlung von Tipps freuen, wie wir die Tiere dazu bringen, das frische Grün auch zu fressen.

Meine Erbsen gucken es mit dem A*** nicht an und probieren nicht mal.
Liebe Grüße,
Julia


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davX
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Ich hatte jeweils mit etwas Wiese angefangen, mit den unproblematischen Pflanzen: Gras, Wegerich, Gänseblümchen, vielleicht etwas Klee und dann nach und nach das Angebot erweitert.

Und dann wichtig, das Grün nicht wieder nach einem halben Tag rausnehmen, weil manchmal fressen sie es eher, wenn es schon etwas angewelkt ist oder wenn es schön trocken ist... Geschmäcker sind da unterschiedlich und es braucht vielleicht auch etwas Zeit um sich an die Frische zu gewöhnen. Soweit meine zwei Cents zu diesem Thema.
Liebe Grüsse,

David
Miracle2020
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

davX hat geschrieben: 29. Apr 2023, 09:48 Und dann wichtig, das Grün nicht wieder nach einem halben Tag rausnehmen, weil manchmal fressen sie es eher, wenn es schon etwas angewelkt ist oder wenn es schön trocken ist... Geschmäcker sind da unterschiedlich und es braucht vielleicht auch etwas Zeit um sich an die Frische zu gewöhnen. Soweit meine zwei Cents zu diesem Thema.
Das unterschreibe ich. Manche Dinge werden hier grundsätzlich lieber welk als frisch gefressen. Andere sind so beliebt, dass sie weg sind, bevor sie auch nur den Hauch einer Chance haben, welk zu werden.

Was sich hier bewährt hat: Neue Dinge öfter anbieten. Taubnesseln haben unsere am Anfang völlig ignoriert. Bei der vierten oder fünften Fütterung derselbigen waren sie das erste nach dem Löwenzahn, was weg war. Manchmal müssen sich die Tiere einfach auch erstmal gewöhnen und mit etwas anfreunden, bevor sie es sichtbar probieren.
Miracle2020
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Octodon hat geschrieben: 28. Apr 2023, 10:34 Es ist kein Hexenwerk und läßt sich sogar mit etwas Einsatz auf der Fensterbank oder auf kleinen Balkonen realisieren.

Es hat sich als sinnvoll erwiesen, im Laufe des Sommers immer mehr auf Blüten umzuschwenken und ab da mit der Zufütterung von essbaren Zimmerpflanzen zu beginnen.
Ich frage mich schon seit dem Herbst, was ich über den Herbst/Winter drinnen für Pflanzen haben kann, die ich den Jungs frisch anbiete. Klar, Kräuter etc. sind möglich. Nur ein Kräutertopf ist in einem Tag verspeist. Selber säen dauert ewig, bis da nennenswert was kommt. Soviel Fensterbankplatz habe ich nicht. Unsere Jungs lieben Frischfutter und verspeisen wirklich Massen. Ein großer Löwenzahn ist mit Blütenstielen, Blättern und Wurzel in der Regel innerhalb einer Viertelstunde verspeist. Von daher wäre ich, leider nicht mit nennenswert grünem Daumen für Zimmerpflanzen gesegnet, über Tipps von insbesondere schnellwachsendem Grünzeug dankbar. Im letzten Winter haben sie oft Kohlblätter gefressen. Und so lange ich frisches bekommen habe, Möhrengrün. Insgesamt fand ich es im Winter aber eher schwierig. Und unser Garten gibt da dann leider auch so gar nichts her.
Octodon
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

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davX
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Miracle2020 hat geschrieben: 29. Apr 2023, 13:38 Ich frage mich schon seit dem Herbst, was ich über den Herbst/Winter drinnen für Pflanzen haben kann, die ich den Jungs frisch anbiete. Klar, Kräuter etc. sind möglich. Nur ein Kräutertopf ist in einem Tag verspeist. Selber säen dauert ewig, bis da nennenswert was kommt. Soviel Fensterbankplatz habe ich nicht. Unsere Jungs lieben Frischfutter und verspeisen wirklich Massen. Ein großer Löwenzahn ist mit Blütenstielen, Blättern und Wurzel in der Regel innerhalb einer Viertelstunde verspeist. Von daher wäre ich, leider nicht mit nennenswert grünem Daumen für Zimmerpflanzen gesegnet, über Tipps von insbesondere schnellwachsendem Grünzeug dankbar. Im letzten Winter haben sie oft Kohlblätter gefressen. Und so lange ich frisches bekommen habe, Möhrengrün. Insgesamt fand ich es im Winter aber eher schwierig. Und unser Garten gibt da dann leider auch so gar nichts her.
Wenn du nicht gerade extra Anbaufläche hast (z.B. einen grossen Wintergarten, der sich mit Pflanzen füllen lässt oder ein frostfreies Gewächshaus, ein geräumiges, helles Treppenhaus usw.) werden Zimmerpflanzen immer nur einen kleinen Anteil decken können.

Die Möglichkeit besteht dann robuste Zimmerpflanzen zu wählen, ich finde da insbesondere die Grünlilie toll, weil wenn sie mal etwas grösser gewachsen ist, einen genug grossen Topf hat, dann bildet sie da dicke Speicherwurzeln und sie überlebt bei mir schon mal 3-4 Wochen ohne zu giessen, was nicht viele Pflanzen können. Aber auch die Flussdreimasterblume (Tradeskantie) oder das Rotblatt (auch eine Tradeskantie) sind sehr robust und kommen gut 1-2 Wochen ohne giessen aus und wachsen auch an nicht so hellen Standorten. Auch vielleicht interessant wäre Bambus, der soll auch recht robust sein und schnellwüchsig. Ich hatte allerdings nie selbst praktische Erfahrungen gesammelt. Dann wäre noch eine interessante Möglichkeit im Winter gelegentlich Keimfutter zu machen: Samen in einer Schale keimen zu lassen und dann dürfen die Degus sie fressen. Geeignet ist was unter anderem als Katzengras im Handel angeboten wird, diverses Getreide (Hafer, Roggen, Gerste, Dinkel, Hirse, Mais usw.), Gräser, Klee, Luzerne und man kann sich auch davon inspirieren lassen, was so als Keimfutter angeboten wird.

Was ich auch oft machte, dass ich Rüstabfälle von Gemüse nutzte, z.B. Karottenschalen, Rüstabfälle von Kohl, Kohlrabi, Bete, Süsskartoffel, Kartoffelschalen, Rettich usw. Wichtig ist halt, wenn man schlechte Stellen wegschneidet, dass man die den Tieren nicht verfüttert und bei den Kartoffeln beispielsweise die weissen Keimtriebe auch nicht, da diese solaninhaltig sein sollen.

Eine ergiebigere Methoden ist letztlich immer noch, wenn man Grünfutter draussen suchen geht. Nur weil es kalt wird verschwindet nicht gleich alles Grünfutter. Klar ist es aufwändiger, wenn man es nicht ohnehin beispielsweise mit dem Arbeitsweg/Schulweg oder so verbinden kann, weil man ohnehin an Wiesen oder Wäldern oder sonst an Flächen vorbeikommt, wo was wächst, das man verfüttern kann. Viele Pflanzen verschwinden im Winter, die Vielfalt schrumpft also deutlich, aber Gräser wachsen immer noch, Vogelmiere oder auch Hornkraut lassen sich vom Winter nicht abschrecken und beispielsweise Taubnesseln findet man auch über den Winter. In wärmeren Gegenden gibt es gar noch mehr Auswahl, beispielsweise der Wiesenknopf oder die Ackerringelblume hatten bei mir im Weinbauklima den Winter überlebt, letztere blühte schon wieder Ende Februar, was mich echt erstaunte. Je nach dem findet man eventuell auch Spitzwegerich, der war aber bei meinen Degus nie so beliebt, ist aber eine tolle Heilpflanze (z.B. bei Insektenstichen toll oder Wespenstiche und man findet ihn auch fast überall) und für uns Menschen auch toll beispielsweise im Salat. Ach ja, wenn es welche hat, dann sind auch die Nachtkerzen eine tolle Futterpflanze mit ihren grossen Blättern. Sie wachsen halt einfach kaum, weshalb man genug von ihnen haben sollte, damit man nicht zu viele Blätter pro Pflanze nimmt, denn sie sollte im Frühling noch genug Blätter haben dürfen, damit sie wieder gut weiterwachsen kann.

Mit etwas Kenntnis von Bäumen und Sträuchern wäre der nächste gute Tipp der Wald oder Hecken: Hainbuche, Hasel, Weide, Tanne, Fichte, Kiefer... am besten ist es, wenn man sie im Frühling, Sommer oder Herbst bestimmt, wenn sie noch das Laub haben und je nach dem man sie auch an Blüten oder Früchte erkennen kann und man merkt sich dann den Standort, wo sie wachsen. Dann fällt es im Winter leichter, gerade bei den Laubbäumen, die dann meist nackt sind. Es gibt nur wenige Ausnahmen wie Eiche, Rotbuche und Hainbuchen, die auch im Winter ihr abgestorbenes Laub nicht gleich verlieren. Der nächste Trick im Winter ist folgender: wenn man Zweige beispielsweise von Hainbuche oder Hasel oder Weide genommen hat, stellt man sie in Wasser ein und dann bilden sie nach einigen Tagen Blätter. Man kann sich das zwar sparen, da die Zweige auch so nährreich sind, aber es sieht schon nett aus, wenn man sie ergrünen lässt. Aber da kann jede(r) für sich selbst ausprobieren und dann Kosten und Nutzen abwiegen, was sinnvoller ist.
Liebe Grüsse,

David
joshleeave
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Re: Positive Auswirkungen von Frischfutter/Wiesenfütterung auf die (Zahn-)Gesundheit

Es freut mich zu hören, dass du positive Erfahrungen mit der Frischfutterfütterung bei Tieren gemacht hast und gerne dafür werben möchtest.

Es ist in der Tat lohnenswert, Degus an eine Frischkost zu gewöhnen, selbst wenn sie bisher damit nicht vertraut waren. Es erfordert kein Hexenwerk und kann sogar auf Fensterbänken oder kleinen Balkonen umgesetzt werden.

Ein wichtiger Schwerpunkt sollte auf Kräutern, Laub und Blüten liegen. Wiesengras (nicht zu verwechseln mit herkömmlichem Rasengras oder Rasenschnitt, da dies NICHT geeignet ist) sollte hingegen nur einen geringen Anteil ausmachen. Es ist auch wichtig, eine Vielfalt anzubieten, idealerweise sollten mindestens 5 Pflanzenarten zur Auswahl stehen. Je mehr, desto besser.

Die beste Zeit, um damit zu beginnen, ist im Frühling, wenn die Pflanzen noch saftig und proteinreich sind. Im Laufe des Sommers wird das Interesse an frischem Grün aus dem Garten etwas abnehmen, insbesondere was Gräser und Laub betrifft. Das ist normal, da sich die Zusammensetzung der Pflanzen im Laufe der Zeit ändert und die Tiere immer weniger Nährstoffe daraus ziehen können. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, im Sommer vermehrt auf Blüten umzusteigen und dann mit der Zufütterung von essbaren Zimmerpflanzen zu beginnen.

Vielen Dank für deine Informationen und dein Engagement für eine gesunde Ernährung von Degus!

Viele Grüße,
Julia
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