das Thema "Dominanz"

Fragen und Antworten zum Thema Degu-Verhalten.
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Maravilla
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das Thema "Dominanz"

Bei Vermittlungsanzeigen liest man immer: Mein Degu ist dominant.

Was versteht ihr unter Dominanz? Woran macht ihr fest, dass ein Tier "dominant" ist? Gilt für euch: einmal dominant, immer dominant (also auch, wenn sich die Konstellationen ändern)? Wenn ja, warum?
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Frank
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Re: das Thema "Dominanz"

Man merkt es wohl um Umgang der Tiere untereinander. Wer verjagt die anderen von den besten Futterplätzen, Nagestellen, vom Laufrad und anderen beliebten Deguaktivitäten. Und wer geht bei der VG in den Kampf um die Macht im Käfig.
Zumindest bei Kastraten kann sich Dominanz schon sehr ändern. Unser Porthos ist das beste Beispiel. Gegenüber Athos hat er klar angesagt. Nachdem er nun mit Mädels (jetzt nur noch mit Ronja) zusammen ist, hat er die Ansagen des anderen (=starken) Geschlechts akzeptiert. Jetzt ist er der ruhigere von beiden. Da er wohl knapp 4 Jahre alt ist, sollte das noch nicht am Alter liegen.

Ciao, Frank
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Maravilla
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Re: das Thema "Dominanz"

Frank hat geschrieben: 11. Okt 2025, 21:19 Und wer geht bei der VG in den Kampf um die Macht im Käfig.
Und was ist dabei deine Schlussfolgerung? Wer den Kampf beginnt, ist dominant? Und falls das die Schlussfolgerung ist, warum?
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Frank
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Re: das Thema "Dominanz"

Athos hat sich damals aus den Kämpfen mit Jerry herausgehalten. Daher war er definitiv nicht dominant. Ich mag vermuten, ein nichtdominantes Tier lässt sich eher auf eine neue Rangfolge ein, als ein dominantes, welches unbedingt bis auf die Zähne den Chefposten behalten mag.
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Elfe
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Re: das Thema "Dominanz"

Meine Erfahrungen, zugegeben ich halte erst seit ein paar Jahren Degus, also erzähle ich dir nur von den wenigen Tieren, die ich bisher gehalten habe - ich nehme einen deutlichen Unterschied im Verhalten meines definitiv devoten Kastraten und dem Verhalten meiner Mädels wahr. Ich habe zwei Gruppen, also einmal ein Duo, einmal ein Trio derzeit. Während im Trio die beiden Mädels definitiv um den Chefposten rangeln (glücklicherweise nichts ernsthaftes), liegt der Mann völlig entspannt daneben und sieht sich das Ganze an. Er ließ sogar zu, dass sich das einmal unterlegene ältere Weibchen, die vor dem Einzug des Babys die Chefin war, sich an ihm völlig abreagiert hat, er blieb einfach völlig relaxed liegen bis sie fertig war. Vor den beiden hatte er ein anderes Weibchen bei mir, der er sich auch nach wenigen Minuten unterworfen hat. Deshalb - ja, Dominanz kann variieren, wo Gucci in der Zweier-Konstellation die Chefin war, ist es jetzt in der Dreier lange nicht gegeben, dass es so bleibt (Baby Brownie ist körperlich noch fast 200 Gramm unterlegen, nutzt aber Örtlichkeiten, wo die unterschiedliche Größe weniger problematisch ist). Das verspricht noch interessant zu werden.

Meine im Duo lebenden Mädels sind beide dagegen definitiv dominant. Streusel versuchte bereits mit zarten acht Wochen die ausgewachsene Muffin aufzureiten, die in ihrer vorherigen Gruppe Chefin war. Die beiden haben inzwischen ein partnerschaftliches Verhältnis, meist reitet am Ende des Kabbelns Muffin auf, hin und wieder darf Streusel. Später wird gemeinsam gekuschelt. Aber ich würde die Balance zwischen ihnen niemals durch ein drittes Tier stören. Muffin war unverträglich im Trio, hat ein paar Verhaltensstörungen und hat vermutlich schlechte Erfahrungen als Jungtier gemacht (wacht immer wieder nachts auf und schreit dann als hätte sie Angst, ist nach den Jahren deutlich besser - war früher mind. einmal im Monat, das letzte Jahr war es nur einmal).
Das Leben des Frauchens durchwirbelnd *wuschel* : Muffin, Streusel, Gucci, Nougat und Brownie
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Maravilla
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Re: das Thema "Dominanz"

Frank hat geschrieben: 12. Okt 2025, 00:20 Athos hat sich damals aus den Kämpfen mit Jerry herausgehalten. Daher war er definitiv nicht dominant. Ich mag vermuten, ein nichtdominantes Tier lässt sich eher auf eine neue Rangfolge ein, als ein dominantes, welches unbedingt bis auf die Zähne den Chefposten behalten mag.
Nach der These würde es ja heißen, dass ein "dominantes" Tier (oder Mensch) mit aller Gewalt seine Ziele durchsetzen will. Also nach oben kommen oder oben bleiben mit Gewalt (einschl. möglicher Waffen) und Kraft, nicht mit souveränem Auftreten und Köpfchen.
Wem würdest du denn eher folgen wollen (also freiwillig, aus Überzeugung)? Jemandem, der schreit, haut, schießt, manipuliert? Oder jemandem, der sich souverän darstellt, das "gewisse Etwas" ausstrahlt, durch Ruhe und Besonnenheit überzeugt und trotzdem genau weiß, was er will?

Aber was ist "Dominanz" denn wirklich? Wie viele "dominante" Tiere gibt es in einer Gruppe, die bspw. aus 3 oder 4 Tieren besteht?
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DaLo
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Re: das Thema "Dominanz"

Eine interessante Frage.
Ich denke, der Begriff Dominanz wird grundsätzlich nicht einheitlich verwendet.
Er findet Verwendung für Individuen, die Macht und Kontrolle ausüben. Sei es, weil sie körperlich überlegen sind oder gerne in Auseinandersetzungen gehen, sei es, weil sie Unsicherheit und mangelndes Selbstwertgefühl überspielen wollen.
Außerdem für Individuen, die Verantwortung übernehmen, entscheidungsfreudig sind, hohe Sozialkompetenz haben, resilient sind und damit sozial überlegen.
Letzteres sind für mich die "wahren" Chefs, deren Posten meist besser anerkannt ist und auch in anderen Konstellationen Bestand haben sollten.
Die anderen sind die, die gerne wollen, aber sich eher nur mit Gewalt durchsetzen und deren Status immer wieder zu Diskussionen führt und sich je nach Konstellation auch ändert.
Ich glaube, dass bei Degus der Begriff Dominanz häufiger für die Krawallbrüder und -schwestern verwendet wird.

Dominanz muss per se nicht negativ sein. Gut funktionierende stabile Gruppen haben meist die/den souveräne/n sozialkompetente/n Chef/in.
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Maravilla
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Re: das Thema "Dominanz"

Was ist, wenn der Begriff Dominanz eigentlich falsch von uns Haltern eingesetzt wird? Nämlich so, wie DaLo das schreibt: für die Krawalltiere, die mehr Schein als Sein sind. Die mit Kraft und Zähnen nach oben wollen. Dass aber ein hoher Rang eigentlich gar nichts mit dem zu tun hat, was wir als "dominantes Verhalten" ansehen?

Seit vor einem halben Jahr hier der zweite Hund eingezogen ist, lese ich ziemlich viele Hundebücher. Im Bereich der Hundeartigen sind die Forschungen deutlich ausgeprägter als sie vermutlich je bei Degus sein werden. Ich werfe einfach mal ein paar Aspekte in den Raum, wie es bei den Hundeartigen beschrieben wird. Darüber, ob das 1:1 auf Degus übertragen werden kann, will ich tatsächlich gar nicht groß diskutieren, wobei ich der Ansicht bin, dass allgemeine Grundlagen für alle sozial organisiserten Tiere gelten (man kann es ja nicht für jede Tierart neu definieren). Ich möchte eher zum Nachdenken anregen, ob das, wie wir es in der Deguhaltung seit Jahren (Jahrzehnten) lesen und teilweise einfach weitergeben, wirklich so stimmt.

Es geht schon damit los, dass unter Dominanz keine Eigenschaft verstanden wird, sondern die Beziehung zweier Tiere untereinander. Und dass, das finde ich einen wichtigen Aspekt, ein Tier nur dann als dominant gegenüber einem anderen gelten kann, wenn dieses andere (submissive) Tier das auch akzeptiert. In einer Gruppe mit mehreren Tieren gibt es also auch mehrere dominante Tiere.
In einem anderen Buch (für Hundehalter interessant: Strodtbeck/Gansloßer: Kastration und Verhalten beim Hund) fand ich den (für mich) tollen Vergleich "Kein Häuptling ohne Indianer". Man kann also nur Chef der Gruppe sein, wenn es andere gibt, die das anerkennen. In dem Buch wurde sinngemäß zusammengefasst: Das dominante Tier kann seine Interessen gegenüber dem unterwürfigen Tier ohne Anwendung von Gewalt durchsetzen. Es kann entscheiden, wann es seine Privilegien einfordert. Wenn das unterwürfige Tier diese Ansprüche anerkennt, ermöglicht es diese Dominanzbeziehung. Ebenfalls in diesem Buch liest man auch, dass die Summe aller Dominanzbeziehungen in einer Gruppe eine Rangordnung ergeben kann (aber nicht zwangsläufig muss). Wobei man, allgemein, auch verschiedene Arten von Rangordnungen unterscheidet.
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Bacardi-paula
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Re: das Thema "Dominanz"

Ich hüte jetzt seit 2012 Degus! 😉
Ich könnte nicht sagen dass eine davon "dominant" im Sinne von aggressiv gewesen wäre! Es war für mich auch so gut wie nie deutlich ersichtlich wer den "Chefposten" hatte! Auffällig waren eher Charakterzüge oder diese unsichtbare Aura von der man auch so gern liest und spricht! Dicki zb. war sehr entspannt machte aber deutlich, nur durch Körperhaltung und ggf. deutlicher Bewegung wie einer schnellen Drehung und dem anderen Degu den Schwanz durchs Schnütchen ziehen wenn ihr was nicht passte!
Muffin machte wiederum den Eindruck " solange ich tun kann was ich will ist mir egal was ihr treibt"
Unsicherheiten waren für mich besser zu erkennen wenn jemand verstorben ist! Wie Dicki gehen musste war unteranderem ihre Schwester Pippi noch da, diese war immer der Wachposten und dann wirkte sie die erste Zeit etwas verloren da ihr wohl niemand sagte dass sie aufzupassen hat!
Gefühlt war dann eine Konversation zwischen Muffin und Pippi! Muffin hat ihr wohl erläutert dass sie aufpassen kann oder sich eben wie sie entspannt ablegen!
Auch jetzt wo es nur noch zwei Mädls sind kann ich nicht deutlich sagen wer hier der "Boss" ist! Tendenziell würde ich sagen, Honey aber auch hier wenn nur durch subtiles Verhalten 😉
Die Frage ist tatsächlich wie Dominanz zu beschreiben ist!
Aggressives Tier - Dominant? (Unsicher?)
Unruhestifter ohne Aggression -Dominant ? (Möchtegern)
Tier das nur durch Körpersprache "Respekt" einfordert -Dominant? (Führungsqualität)
Für mich gibt es viele Arten von Dominanz wobei das Wort für mich meist negativ einzuordnen ist! Vielleicht muss ich dafür auch erst noch die Bekanntschaft mit einem "dominanten" Degu machen wobei ich soo sehr glücklich bin wie es bislang bei mir gelaufen ist 😉
Wenn Du sie mit Wissen nicht überzeugen kannst verwirre sie mit Schwachsinn 🧐🫶
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DaLo
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Re: das Thema "Dominanz"

Hallo,
Maravilla hat geschrieben: 12. Okt 2025, 17:10 In einer Gruppe mit mehreren Tieren gibt es also auch mehrere dominante Tiere.
Diese Schlussfolgerung verstehe ich nicht. Magst Du das nochmal detaillierter ausführen?
Maravilla hat geschrieben: 12. Okt 2025, 17:10 Wobei man, allgemein, auch verschiedene Arten von Rangordnungen unterscheidet.
Auch zu dieser Aussage fände ich mehr Input interessant.

Ich schwimme momentan beim Verständnis. Dass Dominanz erst bei mindestens zwei Individuen eine Rolle spielt, ist logisch. Dennoch ist es doch eine bereits vor dem Aufeinandertreffen mehrerer Individuen vorhandene Eigenschaft? :thinking:
So wie Harmoniebedürfnis, Anpassungsfähigkeit, Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft z.B. Da bedarf es auch mehrerer Individuen, damit diese Eigenschaften gelebt werden können.

LG Dagmar
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