ich verzweifle leider gerade an einer Beratung über den Nagerschutz und hoffe, hier ein paar zusätzliche Denkanstöße bekommen zu können.
Zwei Degumännchen wurden mit "6 Monaten" (diese Altersangabe zweifle ich an, da die Tiere dann nahezu ein Jahr alt sein müsste, aber von Größe und Statur eher aussehen wie 6-7monatige) aus einer Gruppe Tiere im Zoogeschäft heraus verkauft.
Die beiden leben in einer Voliere mit knapp Mindestmaß, inzwischen hat diese aber immerhin zwei Volletagen.
Leider kam es nach einer gründlichen Käfigreinigung zu einem Kampf zwischen den Tieren. Die Halter sind noch recht unerfahren, es sind ihre ersten Degus, sodass sie die Tiere getrennt haben, als Blut floss. Die Verletzung stellte sich als banal heraus, dennoch blieben die Tiere erstmal per Trenngitter getrennt, zumal das eine (Chip) das andere (Chap) ständig piesackte und verfolgte. Dies war im Februar.
Am Maifeiertag war ich nun vor Ort und wir haben das Trenngitter entfernt, da die Stimmung am Gitter sehr positiv war.
Zunächst haben die beiden sich ausgiebig beknabbert, geputzt und waren sehr lieb miteinander. Chip fing aber nach einer Weile an, Chap wie besessen immer wieder zu dominieren. Kaum hatte er aufgehört und Chap war woanders, rannte Chip sofort wieder hin, um Chap erneut zu besteigen.
Chap ließ sich das anfangs ruhig gefallen, drehte sich zum Teil sogar auf den Rücken - aber sobald sie für wenige Sekunden keinen direkten Kontakt mehr hatten, musste Chip wieder zu ihm hin und auf ihn drauf, was ihm irgendwann zu blöde wurde. Wir haben uns das für etwa eine, anderthalb Stunden angeschaut, als Chip aber wirklich gar keine Ruhe gab und auf jegliche Ablenkungsversuche nicht einging, das Trenngitter wieder montiert, nachdem es zwischendrin auch zur ein oder anderen Kugel gekommen war.
Die Halter haben nun die Vermutung, dass Chip ein total testosterongesteuertes Asphaltier ist und unbedingt der Chef sein will. Auffällig war auch, dass er sich von Anfang an eindeutig nicht besteigen lassen wollte und schon auf bloßen einen Kontakt mit seinem Hinterteil sofort mit ganz langen Hinterbeinchen und hochgeschobenem Po reagiert hat.
Ich glaube nicht, dass Chip wirklich ein Anführer-Degu ist. Im Gegenteil - auf mich machte er den Eindruck, dass er super unsicher ist. Die untere Ebene der Voliere ist recht dunkel und uneinsichtig von außen. Wenn Chip diese Seite des Trenngitters bewohnen muss, rastet er lt. Halter regelmäßig aus und fühlt sich sichtlich unwohl - als würde er durchdrehen, wenn er nicht ständig alles im Blick haben und alles kontrollieren kann.
Auch im Umgang mit Chap wirkt er so.
Chap war ganz lieb mit ihm - und trotzdem hat er das Bedürfnis, sich ständig zu vergewissern, dass Chap auch ja noch da ist und sich auch wirklich immer und immer wieder von ihm dominieren lässt. Dabei kann er meiner Einschätzung nach überhaupt nichts damit anfangen, dass er ihn dominieren darf. Er scheint gar nicht zu wissen, was das für ihn als Teil des Duos bedeutet, und was Chap ihm damit sagen will.
Von meinem Mann kam die Einschätzung, dass Chip vielleicht einen (oder mehrere?) ältere/n, gefestigte/n Degu/s braucht, der ihm einerseits Sicherheit bieten, ihm aber auch contra geben kann und sich nicht von ihm auf die Palme bringen lässt, an dem er sich orientieren kann und der ihm zeigt, wie ein Degu Degu ist.
Natürlich bringt diese Hypothese für das aktuelle „Problem“ der Halter überhaupt nichts, zumal es auch Chap komplett außen vor lässt. Und ich muss es ganz klar dazu sagen: ich glaube nicht an Wunder, und einen solchen Partner für Chip zu finden, wäre ein ganz großes davon…

Habt Ihr schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie wurde die Situation gelöst?
Ich habe den Haltern jetzt geraten, die Tiere erst einmal weiter mit Trenngitter zu halten und es in ein paar Monaten, wenn ein größerer Käfig fertig ist, darin (= neutraler Boden) erneut zu versuchen, die Degus zusammen zu setzen.
Wäre aber natürlich schön, wenn es nicht so lange dauern müsste…