Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig
Verfasst: 25. Sep 2018, 13:45
Hallo Michaela,
du schreibst, dass es am Trenngitter „relativ“ gut ausgesehen hat. Kannst du näher beschreiben, was man sich darunter vorstellen kann?
Auch erwähnst du, dass nach dem Öffnen des Trenngitters vorgestern erst positiv zu deutende Reaktionen zu beobachten waren. Magst du auch diesbezüglich genauer beschreiben, was geschehen ist?
Oftmals habe ich es bei Vergesellschaftungen erlebt, dass in den ersten 30 bis 45 Minuten überhaupt nichts Besonderes passiert, sondern dass die zu vergesellschaftenden Tiere sich intensiv mit der Erkundung des bereitgestellten Käfig(teils) und der Suche nach von der anderen Partei versteckten Leckerchen beschäftigen. Gerade wenn Degus vor der Trenngitterphase bereits zusammengelebt haben oder die Trenngitterphase relativ lang gewesen ist und die Tiere sich dort neutral bis wirklich freundlich begegnet sind, habe ich schon oftmals (wie auch bei einem Vergesellschaftungsversuch auswärts am Wochenende) beobachten können, dass man sich sogar ohne jegliche Aggressionen begegnet und teilweise auch sofort mit dem gegenseitigen „Beknuspern“ beginnt. Diese Ruhe und entspannte Atmosphäre können dann auch gerne über die anfänglich angesprochene Zeitspanne der ersten Begegnung hinausgehen, vorausgesetzt, die Chemie stimmt grundsätzlich zwischen den Parteien.
Aber in den allermeisten Fällen muss früher oder später „ausgekaspert“ werden, wie die neue Rangfolge aussehen soll und damit kommt es zwangsläufig auch zu den ersten Aufreitversuchen. Wenn sich dabei nicht irgendwann klar herauskristallisiert, wer die Alphaposition übernimmt bzw. wer den oder die Ränge danach bekleiden wird, kommen immer mehr Unruhe, Gereiztheit, Stress und Spannung auf.
Denn derjenige, der aufgeritten werden soll, damit er sich unterwirft, wird davon sicherlich nicht sonderlich erbaut sein, insbesondere dann, wenn er meint, sich kräftemäßig mit dem Aufreitenden messen zu können.
Und der Aufreitende wird immer unleidlicher, wenn sich der Aufgerittene nicht „ergibt“. Daraus entstehen dann meist diese Knäuelbildungen bzw. es beginnen Jagden.
Wenn dann noch Verhaltensmuster gezeigt werden, die keine klaren Signale an den/die Mitbeteiligten senden oder klare Signale falsch interpretiert werden, kann es auch zu Missverständnissen und daraus resultierend zu Reaktionen kommen, die die ganze Situation noch mehr aufheizen.
Ich versuche, dass mal an einem Beispiel zu erklären:
Bei der Vergesellschaftung, die ich am Wochenende begleitet habe, waren 3 Männchen (2x gut 6 und 1x gut 4 Jahre alt) beteiligt. Der Vierjährige sollte zu den beiden älteren Degus vergesellschaftet werden, von denen einer gesundheitlich ziemlich beeinträchtigt, während der andere für sein Alter topp fit ist. Letzterer war auch in all‘ den Jahren in den unterschiedlichsten Konstellationen eine souveräner, sehr sozialkompetenter und sich ruhender Chef.
Das neue Männchen, was hinzukommen sollte, ist eigentlich recht ausgeglichen, steht allerdings nicht so sehr auf kuscheln und mag keine Stapelaktionen, in denen jemand auf seinem Rücken liegt. Selber oben auf einem anderen Degu zu liegen, ist soweit o.k.. Auch setzt er recht schnell seine Zähne ein, wenn er meint „überfordert“ u./o. „angegriffen“ zu werden. Dies zeigt letztlich, dass er doch nicht so selbstsicher ist, wie er sich auf den ersten Blick hin gibt.
Nach dem das Trenngitter entfernt wurde, wurde das bereitgestellte Terrain ausgiebig erkundet und nach Futter abgesucht. Bei den entstehenden Begegnungen war man freundlich, unaufgeregt und ohne jegliche Aggressionen.
Der Chef des Duos hat den „Neuankömmling“ immer wieder an Wange, an Hals und hinter den Ohren „beknibbelt“ und damit seine freundlichen Absichten bekundet. Dieser putzte auch genauso zurück. Der Dritte im Bunde war überwiegend mit Fressen beschäftigt, hat sich aber an den Freundschaftsbekundungen ebenfalls immer wieder beteiligt. So nach einer knappen Stunde meinte der Vierjährige dann, den gesundheitlich etwas angeschlagenen Degu einmal kurz, aber deutlich zu dominieren. Dieser ließ dies auch ohne große Gegenwehr über sich ergehen, wohl wissend, dass er dem anderen sowieso nichts entgegenzusetzen hat.
Danach wollte der Vierjährige ausloten, ob er Chef werden kann. Der andere, ältere Degu ließ in aufreiten, drehte sich dabei aber so um, dass er als unten liegender Degu den anderen Artgenossen beknibbeln und beknuspern kann. Er hatte offensichtlich ein Gespür dafür, dass der andere Degu auf diese freundlichen Gesten positiv reagiert, während hingegen Annäherungsversuche auf den Rücken (und damit natürlich auch Aufreitversuche) nicht so gut bei diesem ankommen.
Offensichtlich meinte das jüngere Tier, damit die Führungsposition übernommen zu haben, was aber nicht der Fall war.
Nachdem es lange Zeit wirklich gut aussah und es auch keine nennenswerten Auseinandersetzungen gab, hat der dann vermeintliche Zweitplatzierte sein bisheriges „Entgegenkommen und freundliches Bepuzzeln“ gegenüber dem jüngeren Artgenossen reduziert, um endlich einmal ordentlich aufzureiten und damit seine Position als Chef zu manifestieren/zu unterstreichen.
Dabei gab es die erste ernsthafte Knäuelbildung, bei der auch definitiv gebissen wurde. Dabei hat der jüngere Degu den älteren erwischt, der danach erst einmal etwas „angefressen“ war. Außerdem hat die Halterin, trotz dicker Handschuhe, einen ordentlichen Biss vom Vierjährigen abbekommen, als sie versuchte, die beiden Jungs auseinander zu schieben.
Beim erneuten Versuch, erst freundlich, dann aber doch bestimmt das jüngere Männchen davon zu überzeugen, dass der Ältere die Alpharolle innehat, gab es erneut eine ordentliche Knäuelbildung. Diesmal hat wohl aber auch der Ältere zugebissen, denn sowohl sein Kontrahent, als auch ich (bei dem Versuch, die Streithähne zu trennen) haben einen Biss kassiert.
Da sich das Ganze drohte richtig hochzuschaukeln und bis dato keine schlimmen Verletzungen entstanden waren, haben wir beschlossen zu trennen. Denn das an für sich in sich ruhende Alttier war nun wirklich nicht mehr gut auf den Jüngeren zu sprechen und wollte unbedingt aufreiten. Dieser hatte den letzten Zweikampf offensichtlich verloren und biss nun nur noch wild um sich, wenn der andere auch nur ansatzweise in seine Nähe kam.
Hierbei waren übrigens vergleichbare Reaktionen zu beobachten, wie sie auch von einem eigenen Tier von mir an den Tag gelegt wurden.
Nachdem das Trenngitter wieder eingezogen und die Parteien getrennt untergebracht waren, hat der Jüngere regelrecht am Gitter rumgejammert und zeigt auch heute noch ein „depressives“ Verhalten. Wir interpretieren es so, als wäre er sehr traurig darüber, dass er nicht bei den anderen beiden Jungs bleiben durfte, denn in den Stunden des friedlichen Zusammenseins hat er die Berührungen der anderen offensichtlich sehr genossen.
Da ich bei dem Bruder des Jüngeren auch identische Verhaltensweisen erlebt habe, bin ich mir sogar sehr sicher, dass der jüngere Degu tatsächlich darüber traurig ist, dass er nun wieder alleine ist. Er ist mit seinem Nest an das Gitter umgezogen und hält sich dort fast unentwegt auf. Kommt jemand auf der anderen Seite auf die Trenngitter, ist er sofort aufmerksam und zwitschert aus Leibeskräften.
Das Alphatier des Duos hingegen war unmittelbar nach der Trennung ziemlich sauer auf den Jüngeren und hat schimpfend am Trenngitter gesessen. Inzwischen hat auch er sich wieder beruhigt und vllt. wird doch nochmals versucht, die Drei zusammen zu führen.
Denn eigentlich hatten wir uns am Wochenende schon eine andere Alternative überlegt…
Nun aber zu deiner Frage, ob es bei deinen beiden Jungs nochmals Sinn machen würde, einen weiteren Re-Vergesellschaftungsversuch zu wagen.
Das vermag ich ehrlich gesagt nicht einzuschätzen, aber vom Gefühl her würde ich momentan eher in Richtung „nein“ tendieren.
Irgendwie scheinen Häppchen und Pedro nicht mehr so zusammenkommen zu wollen/können, wie es vorher der Fall war. Und solange man nicht den Grund dafür kennt, kann man eben auch nicht unterstützend eingreifen oder das Problem beheben.
du schreibst, dass es am Trenngitter „relativ“ gut ausgesehen hat. Kannst du näher beschreiben, was man sich darunter vorstellen kann?
Auch erwähnst du, dass nach dem Öffnen des Trenngitters vorgestern erst positiv zu deutende Reaktionen zu beobachten waren. Magst du auch diesbezüglich genauer beschreiben, was geschehen ist?
Oftmals habe ich es bei Vergesellschaftungen erlebt, dass in den ersten 30 bis 45 Minuten überhaupt nichts Besonderes passiert, sondern dass die zu vergesellschaftenden Tiere sich intensiv mit der Erkundung des bereitgestellten Käfig(teils) und der Suche nach von der anderen Partei versteckten Leckerchen beschäftigen. Gerade wenn Degus vor der Trenngitterphase bereits zusammengelebt haben oder die Trenngitterphase relativ lang gewesen ist und die Tiere sich dort neutral bis wirklich freundlich begegnet sind, habe ich schon oftmals (wie auch bei einem Vergesellschaftungsversuch auswärts am Wochenende) beobachten können, dass man sich sogar ohne jegliche Aggressionen begegnet und teilweise auch sofort mit dem gegenseitigen „Beknuspern“ beginnt. Diese Ruhe und entspannte Atmosphäre können dann auch gerne über die anfänglich angesprochene Zeitspanne der ersten Begegnung hinausgehen, vorausgesetzt, die Chemie stimmt grundsätzlich zwischen den Parteien.
Aber in den allermeisten Fällen muss früher oder später „ausgekaspert“ werden, wie die neue Rangfolge aussehen soll und damit kommt es zwangsläufig auch zu den ersten Aufreitversuchen. Wenn sich dabei nicht irgendwann klar herauskristallisiert, wer die Alphaposition übernimmt bzw. wer den oder die Ränge danach bekleiden wird, kommen immer mehr Unruhe, Gereiztheit, Stress und Spannung auf.
Denn derjenige, der aufgeritten werden soll, damit er sich unterwirft, wird davon sicherlich nicht sonderlich erbaut sein, insbesondere dann, wenn er meint, sich kräftemäßig mit dem Aufreitenden messen zu können.
Und der Aufreitende wird immer unleidlicher, wenn sich der Aufgerittene nicht „ergibt“. Daraus entstehen dann meist diese Knäuelbildungen bzw. es beginnen Jagden.
Wenn dann noch Verhaltensmuster gezeigt werden, die keine klaren Signale an den/die Mitbeteiligten senden oder klare Signale falsch interpretiert werden, kann es auch zu Missverständnissen und daraus resultierend zu Reaktionen kommen, die die ganze Situation noch mehr aufheizen.
Ich versuche, dass mal an einem Beispiel zu erklären:
Bei der Vergesellschaftung, die ich am Wochenende begleitet habe, waren 3 Männchen (2x gut 6 und 1x gut 4 Jahre alt) beteiligt. Der Vierjährige sollte zu den beiden älteren Degus vergesellschaftet werden, von denen einer gesundheitlich ziemlich beeinträchtigt, während der andere für sein Alter topp fit ist. Letzterer war auch in all‘ den Jahren in den unterschiedlichsten Konstellationen eine souveräner, sehr sozialkompetenter und sich ruhender Chef.
Das neue Männchen, was hinzukommen sollte, ist eigentlich recht ausgeglichen, steht allerdings nicht so sehr auf kuscheln und mag keine Stapelaktionen, in denen jemand auf seinem Rücken liegt. Selber oben auf einem anderen Degu zu liegen, ist soweit o.k.. Auch setzt er recht schnell seine Zähne ein, wenn er meint „überfordert“ u./o. „angegriffen“ zu werden. Dies zeigt letztlich, dass er doch nicht so selbstsicher ist, wie er sich auf den ersten Blick hin gibt.
Nach dem das Trenngitter entfernt wurde, wurde das bereitgestellte Terrain ausgiebig erkundet und nach Futter abgesucht. Bei den entstehenden Begegnungen war man freundlich, unaufgeregt und ohne jegliche Aggressionen.
Der Chef des Duos hat den „Neuankömmling“ immer wieder an Wange, an Hals und hinter den Ohren „beknibbelt“ und damit seine freundlichen Absichten bekundet. Dieser putzte auch genauso zurück. Der Dritte im Bunde war überwiegend mit Fressen beschäftigt, hat sich aber an den Freundschaftsbekundungen ebenfalls immer wieder beteiligt. So nach einer knappen Stunde meinte der Vierjährige dann, den gesundheitlich etwas angeschlagenen Degu einmal kurz, aber deutlich zu dominieren. Dieser ließ dies auch ohne große Gegenwehr über sich ergehen, wohl wissend, dass er dem anderen sowieso nichts entgegenzusetzen hat.
Danach wollte der Vierjährige ausloten, ob er Chef werden kann. Der andere, ältere Degu ließ in aufreiten, drehte sich dabei aber so um, dass er als unten liegender Degu den anderen Artgenossen beknibbeln und beknuspern kann. Er hatte offensichtlich ein Gespür dafür, dass der andere Degu auf diese freundlichen Gesten positiv reagiert, während hingegen Annäherungsversuche auf den Rücken (und damit natürlich auch Aufreitversuche) nicht so gut bei diesem ankommen.
Offensichtlich meinte das jüngere Tier, damit die Führungsposition übernommen zu haben, was aber nicht der Fall war.
Nachdem es lange Zeit wirklich gut aussah und es auch keine nennenswerten Auseinandersetzungen gab, hat der dann vermeintliche Zweitplatzierte sein bisheriges „Entgegenkommen und freundliches Bepuzzeln“ gegenüber dem jüngeren Artgenossen reduziert, um endlich einmal ordentlich aufzureiten und damit seine Position als Chef zu manifestieren/zu unterstreichen.
Dabei gab es die erste ernsthafte Knäuelbildung, bei der auch definitiv gebissen wurde. Dabei hat der jüngere Degu den älteren erwischt, der danach erst einmal etwas „angefressen“ war. Außerdem hat die Halterin, trotz dicker Handschuhe, einen ordentlichen Biss vom Vierjährigen abbekommen, als sie versuchte, die beiden Jungs auseinander zu schieben.
Beim erneuten Versuch, erst freundlich, dann aber doch bestimmt das jüngere Männchen davon zu überzeugen, dass der Ältere die Alpharolle innehat, gab es erneut eine ordentliche Knäuelbildung. Diesmal hat wohl aber auch der Ältere zugebissen, denn sowohl sein Kontrahent, als auch ich (bei dem Versuch, die Streithähne zu trennen) haben einen Biss kassiert.
Da sich das Ganze drohte richtig hochzuschaukeln und bis dato keine schlimmen Verletzungen entstanden waren, haben wir beschlossen zu trennen. Denn das an für sich in sich ruhende Alttier war nun wirklich nicht mehr gut auf den Jüngeren zu sprechen und wollte unbedingt aufreiten. Dieser hatte den letzten Zweikampf offensichtlich verloren und biss nun nur noch wild um sich, wenn der andere auch nur ansatzweise in seine Nähe kam.
Hierbei waren übrigens vergleichbare Reaktionen zu beobachten, wie sie auch von einem eigenen Tier von mir an den Tag gelegt wurden.
Nachdem das Trenngitter wieder eingezogen und die Parteien getrennt untergebracht waren, hat der Jüngere regelrecht am Gitter rumgejammert und zeigt auch heute noch ein „depressives“ Verhalten. Wir interpretieren es so, als wäre er sehr traurig darüber, dass er nicht bei den anderen beiden Jungs bleiben durfte, denn in den Stunden des friedlichen Zusammenseins hat er die Berührungen der anderen offensichtlich sehr genossen.
Da ich bei dem Bruder des Jüngeren auch identische Verhaltensweisen erlebt habe, bin ich mir sogar sehr sicher, dass der jüngere Degu tatsächlich darüber traurig ist, dass er nun wieder alleine ist. Er ist mit seinem Nest an das Gitter umgezogen und hält sich dort fast unentwegt auf. Kommt jemand auf der anderen Seite auf die Trenngitter, ist er sofort aufmerksam und zwitschert aus Leibeskräften.
Das Alphatier des Duos hingegen war unmittelbar nach der Trennung ziemlich sauer auf den Jüngeren und hat schimpfend am Trenngitter gesessen. Inzwischen hat auch er sich wieder beruhigt und vllt. wird doch nochmals versucht, die Drei zusammen zu führen.
Denn eigentlich hatten wir uns am Wochenende schon eine andere Alternative überlegt…
Nun aber zu deiner Frage, ob es bei deinen beiden Jungs nochmals Sinn machen würde, einen weiteren Re-Vergesellschaftungsversuch zu wagen.
Das vermag ich ehrlich gesagt nicht einzuschätzen, aber vom Gefühl her würde ich momentan eher in Richtung „nein“ tendieren.
Irgendwie scheinen Häppchen und Pedro nicht mehr so zusammenkommen zu wollen/können, wie es vorher der Fall war. Und solange man nicht den Grund dafür kennt, kann man eben auch nicht unterstützend eingreifen oder das Problem beheben.