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Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 11. Feb 2020, 20:54
von Urmel
Ich habe kein Hauptfutter in dem Sinn, allerdings gehöre ich auch nicht zu den Sammlern, da gibt es hier aber einige wunderbare Beispiele von Deguisten, die das sehr gut hinbekommen.
Ich beziehe inzwischen das Futter, das ich nicht selbst ernte, zum größten Teil von Hansemann's. Zusammensetzung, Qualität, Verfügbarkeit, telefonische Beratung (!), das ist alles top.
Da gibt es Haupt- und Ergänzungsfutter und auch Futter, das man als Leckerchen verwenden kann, wie z.B. getrocknetes Gemüse, wobei ich da inzwischen versuche, die Tiere auch an frisches zu gewöhnen, also z.B. Löwenzahn. Klappt noch nicht ganz so, wie ich mir das vorstelle, aber zu Beginn der Saison werde ich es wieder versuchen.
Blätter- und Blütenmischungen, wie Du es erwähnt hast, sind schonmal ein guter Ansatz. Ganz wichtig ist u.a. auch noch, immer mal wieder frisches Heu mit ins Habitat zu schmeißen. Einfacher gehts ja auch eigentlich nicht. Das ist ganz wichtig für die Ernährung, wird aber auch für Spiel, Spaß und Spannung und Nestbau verwendet.

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 11. Feb 2020, 22:15
von Jenny101
Da die Fragen immer wieder kommen und es am besten ist, wenn man ein bisschen weiß wonach man bei einem neuen Futter schauen soll, habe ich für andere Gruppen mal einen "Ernährungstext" geschrieben.
Schau mal Jasmin, ob das noch bisschen Struktur für Dich gibt :

Ernährung von Degus:
In freier Wildbahn ernähren sich Degus von frischen und angetrockneten Gräsern, Wildkräutern, Blüten, Blättern und auch einer kleineren Menge Wildsamen. Ihr Verdauungstrakt ist an diese karge, sehr faserige Nahrung angepasst. Von der eben fast permanent etwas nachgeschoben werden muss, damit die Tiere auf die benötigte Energiemenge kommen.
Ebenso sind die ständig nachwachsenden Zähne für diese Nahrung gemacht. Unsere Zähne wen längst komplett abgeraspelt bei der Nahrung. Deguzähne erhalten nur dadurch den nötigen Zahnabrieb und werden sonst zu großen Problemen, wenn die Tiere dauerhaft falsch gefüttert werden.

Traurigerweise gibt es im stationären Handel (Geschäfte) wirklich kein gutes Degufutter. Viele machen langfristig regelrecht krank da sie Pellets, Getreide und oft viele unnötige Zusatzstoffe enthalten. Zudem Dinge die nur in kleinen Mengen und als Leckerli von Hand gegeben werden sollten, wie getrocknete Gemüsestückchen und Erbsenflocken etc.

Dabei ist es recht simpel, was die Kleinen brauchen : siehe oben, also Punkt 1-3: Pflanzen.... :

1) täglich genug einer breiten und gut abgestimmten PFLANZEN-BLÜTEN-BLÄTTER-MISCHUNG (so dass am nächsten Tag noch übrig ist). 20 Pflanzen im Mix ist hier eine gute Basis – sehr gerne mehr. Und immer mal Mischung/Artenangebot wechseln.

2) immer reichlich gutes duftendes HEU (nicht in schaukelnden Bällen sondern einfach in einer Ecke oder gut zugänglichen Raufe). Wenn sie scheinbar kein Heu fressen - anders probieren und ruhig mal einen Euro mehr ausgeben. Vieles was an Heu verkauft wird sind Nr noch reine Hochleistungsgräser und wenig gesund und schmackhaft. Kein Wunder, dass es liegenbleibt. (Was schon viele vermeintliche Heuverweigerer begeistert hat: das Schwarzwaldheu von Hansemanns.)

3) FRISCHFUTTER - im Idealfall grün und aus Wald und Wiese (siehe Dateien der facebook-Gruppe „Alenas Frischfutter für Degus“ - oder hier gibt es auch eine Frifuecke mit Intro und Pflanzen). Gut für gesunde Nieren wg Flüssigkeit und versorgt + störkt sie mit vielen verschiedenen Vitalstoffen . Zudem ist der Zahnabrieb bei frischem faserigem Grün höher als bei getrockneten Pflanzen. (Den Kopfsalat lassen wir da mal außen vor - da ist alles feste schon rausgezüchtet)

4.) Immer genug täglich frisches WASSER

5.) Eine sortenreiche Degu-SAATENMISCHUNG an 1-3 Tagen/Woche (eher 1 als 3 bei erwachsenen gut genährten Tieren bzw dann eben die Mengen entsprechend anpassen ). Nur pure, trockene Saaten. Kein Mischmasch aus Gemüse oder gar Pellets und Getreide. Keine anderen Zusätze. Mehr Öl- als Mehlsaaten (3:1 oder 4:1), denn letztere belasten den Blutzuckerspiegel mehr (Diabetesneigung) . Etwa eine Handkuhle pro Tier. Am besten breit verstreuen damit jeder gleichermaßen dran kann (ist auch eine tolle Beschäftigung und verteilt man das im Streu kann man so ruhig mal merken geben )

Erhältlich ist dieses Futter in angemessener Breite und Qualität derzeit nur im Internet.

Kann man dann gleich zusammen bestellen mit einer Auswahl naturbelassener LECKERLI: wie Löwenzahnwurzeln, Nüsse/Nussteile, Topinamburstängel/-knolle, Sonnenblumenkerne mit Schale, Kürbiskerne oder getrocknete Gemüsestücke (getr Sellerie, Karotte, Gurke... ).
Leckerli heißt, dass sie einzeln in geringen Mengen von Hand gegeben werden und nicht Grundfutter sind. Am besten hier auch abwechseln.

Immunmixe/Bronchimixe sind kein alleiniges Grundfutter (siehe auch oben: artenreiche Pflanzenmischung)! Sie können ab und an bei Bedarf in kleiner Menge dem Grundfutter zugegeben werden. Bei wirklicher Erkrankung bitte erst mit dem Tierarzt abklären.

Wenn Du ein Futter siehst, wirf immer (auch bei den Anbietern in der Linkliste) einen prüfenden Blick auf "Zutaten: ...."

Egal wie es vorne auf der Packung ausgelobt wird! (Denn: Gemüse, Erbsenflocken, Mais etc … und auch irgendwelche Zusätze und Pellets gehören nicht in ein gesundes Degugrundfutter)

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 11. Feb 2020, 22:33
von Jenny101
Ich bestelle überwiegend bei Hansemanns-Team und habe nie etwas gefunden, was mich zum vollen Wechsel bewogen hat. Aber das muss jeder selber wissen.. Hat eine eigene Rubrik für Degus für die Grundkomponenten. Und zusätzlich noch vieles mehr (auch für andere Tiere).

Im Wesentlichen ist es immer das gleiche (wenn ich selber trockne halt weniger):

Immer 2 sehr grosse Pflanzen- Komplettmischungen zum abwechseln (groß= über 20 versch. Blätter-Blüten-Kräuter.
Hauptsächlich das "Exqusit" oder "Potpourri" (die lieben sie hier am meisten und es sind über 20 Pflanzen und eben alles drim: Blätter-Blüten-sonstige Pflanzen. Und kein billig-Küchenkräuter-Stiele-Mix sondern wirklich wertige ganze Pflanzen ). Wenn man sieht, dass es kaum mehr Pflanzen sonst im Sortiment dort sind - und mal die Grundpreise vergleicht, dann sieht man, dass es bei solchen Mischungen dann keinen wirklichen Sinn macht, selber zu mischen.
https://www.hansemanns-team.de/Kraeuter ... 5_972.html

und seltener mal dazu HF Happiness oder Meryls Gourmetmix. Oder den Nagerinfo-Mix vom Kaninchenwerkstatt.

Dazu das oben erwähnte Schwarzwaldheu.
Leckerli wie Löwenzahnwurzeln, Kürbiskerne, Topinamburchips, Sonnenblumenkerne, Möhrenchips, Sellerie...

Und den SAB Saatenmix. Bzw ich mische schon länger lieber eine Ölsaatenmischung mit einer Mehlmischung und suche die großen Kerne einigermaßen raus (gibt es von Hand ) . Verhältnis viel mehr Öl als Mehl (zB 4:1).

Damit bekommt man bequem schon alles Trockene ins Haus und spart Zei, in der man lieber Wiese-Sammeln geht.
Ich habe hier nur begeisterte Frifu-Degus und Sammeln macht sehr viel Spaß.... bisschen Suchtfaktor. 🙂 Auch wenn das inzwischen für den Alltag schon beachtliche Mengen sind, die ich erbeuten muss, damit jedes Mäulchen gut gestopft wird. Aber wenn sie sich so begeistert draufstürzen, dann ist es das wert.❤ (und es ist natürlich gesünder - wir essen ja auch nicht nur Knäckebrot und Trockenpflaumen)
LG Sabine

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 13. Mär 2020, 22:00
von davX
Huhu,

das ist vielleicht eine dumme Frage, aber wieso dürfen Degus keinen Weizen fressen? Wenn ich mich nicht täusche, gelten sie in Chile als Kulturschädlinge und befallen unter anderem auch Weizenfelder, bzw. steht er auf ihrem Speiseplan:
El degú común, hábitos diurnos, es vegetariano por excelencia. Se alimenta de vegetales verdes, tales como alfilerillo (Erodium cicutarum), alfalfa (Medicago), trigo (Triticum), de raíces, semillas de graneas, de cardos, corteza de espino (Acacia caven) y de otros vegetales, etc.

Quelle: S 5, in: Ipinza et al. (1971): Octodontidae en Chile. Noticiario Mensual del Museo Nacional de Historia Natural XVI(183): 3-10.
Übersetzung:

Der Gemeine Degu, welcher tagaktiv ist, ist ein Vegetarier schlechthin. Er ernährt sich von Grünzeug wie Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Luzerne (Medicago), Weizen (Triticum), von Wurzeln, Sämereien, Disteln, Espino-Rinde (Acacia caven) und anderem Grünzeug, etc.

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 14. Mär 2020, 08:22
von Firelady
Danke, David! *sonne*

Ich vermisse Deine sachlichen und fundierten Kommentare und hoffe, Dich hier wieder häufiger zu lesen. *knuddel*

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 14. Mär 2020, 13:56
von Jenny101
davX hat geschrieben: 13. Mär 2020, 22:00 Huhu,

das ist vielleicht eine dumme Frage, aber wieso dürfen Degus keinen Weizen fressen? Wenn ich mich nicht täusche, gelten sie in Chile als Kulturschädlinge und befallen unter anderem auch Weizenfelder, bzw. steht er auf ihrem Speiseplan:
El degú común, hábitos diurnos, es vegetariano por excelencia. Se alimenta de vegetales verdes, tales como alfilerillo (Erodium cicutarum), alfalfa (Medicago), trigo (Triticum), de raíces, semillas de graneas, de cardos, corteza de espino (Acacia caven) y de otros vegetales, etc.

Quelle: S 5, in: Ipinza et al. (1971): Octodontidae en Chile. Noticiario Mensual del Museo Nacional de Historia Natural XVI(183): 3-10.
Übersetzung:

Der Gemeine Degu, welcher tagaktiv ist, ist ein Vegetarier schlechthin. Er ernährt sich von Grünzeug wie Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Luzerne (Medicago), Weizen (Triticum), von Wurzeln, Sämereien, Disteln, Espino-Rinde (Acacia caven) und anderem Grünzeug, etc.
Hi David,
nur recht kurz zum Grundgerüst Deiner Frage+Argumentation (aber ich vermute fast, es ist bewusst leicht provokant gewählt? ):

sie klingt wunderbar einleuchtend, aber man spricht doch längst nicht mehr von einer ursprünglichen Ernährung in freier Wildbahn auf die eine Tierart optimal eingestellt , wenn da inzwischen durch den Menschen größere Eingriffe/Veränderungen am Nahrungsangebot vorgenommen wurden.

Mal ebenso als Gedankenkonstrukt, um zu verstehen, warum bzw was da sonst alles dahinter steckt: für Stockenten oder Stadttauben ist es auch wirklich nicht gesundheitsfördernd, Brot zu fressen. Dennoch gedeihen die Populationen u.a. durch ihre Vermehrungsfreude überaus gut. Für Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit des durchschnittlichen Individuums sieht dasmeines Wissens anders aus mit Brotfütterung. Und nur weil es durch den Menschen für diese Tierarten vielerorts nun schon sehr lange ein fester Bestandteil des Nahrungsangebots ist und es dort weiter Enten und Tauben gibt, kann man hieraus nicht ableiten, dass Brot doch auch bei freilebenden Tauben oder Enten etc zum Nahrungsangebot gehört und deshalb in ein optimales Nahrungsangebot in Gefangenschaft darf oder sollte.

Und so ist die Rechtfertigung "Getreidefeld-Kulterfolger-Degu-und-es-gibt-weiterhin-viele-viele-Degus-in-Chie" auch aufgebaut in meinen Augen.
(Hierfür ist es zunächst mal egal, dass der Weizen angebaut wird und wächst. Das Brot aber täglich an die Fütterplätze gebracht wird. Was jetzt bitte nicht von irgendjemand kommt: " aber es geht doch nicht um Brotfütterung natürlich dürfen Degus besser kein Brot"... ).

Das ist jetzt eben nur nal ein Teil zum Thema und mehr auf die (gern genutzte) Argumentation gemünzt.

Zum Thena "Weizen-Degu" gibt es natürlich einige Aspekte zu beleuchten und zu differenzieren und einige klangen aber doch oben in den ersten Beiträgen schon etwas an. Aber das kennen andere auch und ich soll mich hier textlängenmäßig beschränken.🙂
So dies nur als bewährter Schubser für die Diskussion und weil ich so logisch erscheinende Ableitungen immer schwierig finde, wenn sie länger für alle lesbar da stehen.

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 15. Mär 2020, 11:56
von Mandarine
Hallo David,
davX hat geschrieben: 13. Mär 2020, 22:00 das ist vielleicht eine dumme Frage, aber wieso dürfen Degus keinen Weizen fressen? Wenn ich mich nicht täusche, gelten sie in Chile als Kulturschädlinge und befallen unter anderem auch Weizenfelder, bzw. steht er auf ihrem Speiseplan:
Hier darf man aber auch nicht vergessen, dass Degus in der freien Wildbahn kaum älter als 2 Jahre werden. Wir wollen unsere Degus doch gerne etwas länger bei uns haben.

Deguhalter die dich nicht kennen oder neu und noch nicht informiert sind, könnten daraufhin auf die Idee kommen vermehrt Weizen zu füttern. Das solltest du bitte bedenken.

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 19. Mär 2020, 13:05
von davX
Hallo allerseits *winkend*
Mandarine hat geschrieben: 15. Mär 2020, 11:56 Deguhalter die dich nicht kennen oder neu und noch nicht informiert sind, könnten daraufhin auf die Idee kommen vermehrt Weizen zu füttern. Das solltest du bitte bedenken.
Ja, da liegt doch das eigentliche Problem. Aber die Frage bleibt dennoch, was ist eigentlich so schlecht am Weizen? Ich für mich habe meine Antwort, wieso ich nicht in grösseren Mengen und nicht regelmässig Weizen füttern möchte, aber grundsätzlich ist es ja auch bloss eine Mehlsaat und als solche könnte es ja schon saisonal in der Ernährung der Degus eine grössere Rolle spielen (wobei ich dann eher eine Urgetreideart nehmen möchte, Emmer, Kamut, (Ur)Dinkel usw).
Mandarine hat geschrieben: Hier darf man aber auch nicht vergessen, dass Degus in der freien Wildbahn kaum älter als 2 Jahre werden. Wir wollen unsere Degus doch gerne etwas länger bei uns haben.
Das Problem mit einer solchen Argumentation ist halt, wieso werden sie in freier Wildbahn kaum älter als 2 Jahren und welche Rolle spielt da die Ernährung?

Was ich da sagen kann, der Feindesdruck und die klimatischen Bedingungen haben einen starken Einfluss.
Die Ernährung bleibt ein Feld der Spekulationen. Wovon ich ausgehe, dass der Einfluss auf die Lebenserwartung bei einer Ernährung von wildlebenden Degus überbewertet und der Einfluss bei in Gefangenschaft gehaltenen eher unterbewertet wird. Aber das ist meine persönliche Einschätzung.

Hallo Sabine *winkend*

Ja das siehst du richtig, in einer so einfachen Frage liegt selbstverständlich die Versuchung sie ebenso einfach zu beantworten, was mich dann zu provokativen Überlegungen führt ;).
Jenny101 hat geschrieben: 14. Mär 2020, 13:56 sie klingt wunderbar einleuchtend, aber man spricht doch längst nicht mehr von einer ursprünglichen Ernährung in freier Wildbahn auf die eine Tierart optimal eingestellt , wenn da inzwischen durch den Menschen größere Eingriffe/Veränderungen am Nahrungsangebot vorgenommen wurden.

Mal ebenso als Gedankenkonstrukt, um zu verstehen, warum bzw was da sonst alles dahinter steckt: für Stockenten oder Stadttauben ist es auch wirklich nicht gesundheitsfördernd, Brot zu fressen. Dennoch gedeihen die Populationen u.a. durch ihre Vermehrungsfreude überaus gut. Für Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit des durchschnittlichen Individuums sieht dasmeines Wissens anders aus mit Brotfütterung. Und nur weil es durch den Menschen für diese Tierarten vielerorts nun schon sehr lange ein fester Bestandteil des Nahrungsangebots ist und es dort weiter Enten und Tauben gibt, kann man hieraus nicht ableiten, dass Brot doch auch bei freilebenden Tauben oder Enten etc zum Nahrungsangebot gehört und deshalb in ein optimales Nahrungsangebot in Gefangenschaft darf oder sollte.
Also gehen wir mal dein Beispiel durch:
Ich kenne mich mit Stockenten und Stadttauben nicht aus, was die normalerweise fressen, aber ich nehme mal an, dass stärkehaltige Samen (also z.B. Getreide) nicht zu ihrem Hauptspeiseplan zählen (man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege mit meinen Annahmen). Gehen wir noch weiter und bedenken, dass Brot eine besser aufgeschlüsselte Form von stärkehaltigem Getreide ist, könnte man sich fragen, ob diese Bearbeitung eine Rolle spiele, was ich der Einfachheit halber vernachlässige. Gehen wir nun einen Schritt weiter, welchen Anteil macht diese von uns als nicht natürliche Ernährung erkannte Nahrung aus? Da wäre einerseits zu beachten, welcher Anteil er im Moment von der Gesamtnahrung ausmacht und andererseits ob es saisonale Schwankungen übers Jahr gibt. Auch da kann ich nur Vermutungen anstellen, dass der momentane Anteil wohl wichtig genug ist, dass die Tiere wesentlich davon abhängen und von der Saisonalen Schwankungen sind die Tiere wiederum abhängig vom Vorhandensein von Leuten, die sie füttern oder Nahrung liegen lassen, von der sie sich ernähren. Auch da dürfte wohl die Annahme naheliegend sein, dass das Nahrungsangebot übers Jahr eher geringe Schwankungen haben dürfte. In Parks wird es wahrscheinlich im Winter weniger Futter geben, dafür stellen im Winter Leute beispielsweise Futtersäckchen etc. draussen auf, wovon sich zumindest die Tauben ernähren können. Bei den Enten können wir vielleicht für die kalte Jahreszeit (Dezember bis Februar) ein reduziertes Futterangebot annehmen, dennoch dürfte es über den Rest des Jahres relativ hoch sein.

Also nun vergleichen wir das mit der Nahrungssituation der Degus:
Degus fressen auch in der Wildnis stärkereiche Grassamen. Okay, die haben einen höheren Anteil an Rohfaser als der Weizen und andere Kulturgetreide.
Wie sieht es mit der Verfügbarkeit dieser Nahrungsquelle aus? Meines Wissens gibt es auch in Chile nur eine Getreideernte pro Jahr, wäre also das Getreide während der Ernte für wenige Wochen bis Monate verfügbar, ähnlich wie das bei den Grassamen der Fall ist, wobei letztere durch unterschiedliche Grassamenarten mit unterschiedlichen Reifezeiten theoretisch länger der Fall sein könnte, praktisch dem aber entgegensteht, dass sie meist nur eine Grassamenart in grösseren Mengen fressen.
Wenn wir dann noch weiter schauen, wissen wir, dass während der Trockenzeit, wann eben diese Sämereien wichtig für die Degus sind und in grösseren Mengen gefressen werden, andere Pflanzen wie Kräuter und Gräser austrocknen und ihnen also helfen über ihren "Winter" sprich Trockenperiode (unser Winter ist für Pflanzen und Tiere eigentlich auch in gewisser Weise eine Trocken- und Ruheperiode) zu kommen. Um an ihren Energiebedarf zu kommen, müssen Degus jetzt erfinderisch sein. Dort wo verfügbar, werden sie wahrscheinlich Nüsse (Coquitos, Früchte der Honigpalme) verbuddeln oder Hülsenfruchtschoten des Espino (Vachellia caven) in ihren Bauen einlagern. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, indem sie mehr faserreiches und tanninhaltiges abgestorbenes Pflanzenmaterial fressen (mangels frischer Alternativen, die sie sonst bevorzugen) müssen sie mehr davon fressen, um den Nährstoffbedarf decken zu können. Da fragt es sich, spielt das Fressen von Getreide da wirklich einen wesentlichen Einfluss oder ist es nicht vielleicht diese Mangellage und die Nahrung, welche sie sonst noch fressen, welche den Unterschied machen? Und liegt es nicht vielleicht auch in der Art, wie in Gefangenschaft gefüttert wird, dass diese Saisonalität oftmals fast gänzlich fehlt?

Ich zumindest sehe zwischen den beiden Beispiele schon Unterschiede, aber auch zu dem, was man dann in Menschenobhut füttert.
Und so ist die Rechtfertigung "Getreidefeld-Kulterfolger-Degu-und-es-gibt-weiterhin-viele-viele-Degus-in-Chie" auch aufgebaut in meinen Augen.
(Hierfür ist es zunächst mal egal, dass der Weizen angebaut wird und wächst. Das Brot aber täglich an die Fütterplätze gebracht wird. Was jetzt bitte nicht von irgendjemand kommt: " aber es geht doch nicht um Brotfütterung natürlich dürfen Degus besser kein Brot"... ).
Keine Sorge, ich sehe keinen so grossen Unterschied zwischen der Fütterung von Weizen und Brot. Wobei man könnte natürlich argumentieren, dass so ein Brot das bessere Substrat für diverse Mikroorganismen bietet, wenn es zu feucht hat, die man in einer Deguunterkunft nicht fördern möchte.
Wie bereits ausgeführt, natürlich ist mein kurzer Einwurf mit dem Getreide auch vereinfachend und kann kritisiert werden. Ich meine aber, wenn der grössere Kontext betrachtet wird, würde eine solche saisonale Getreideernährung wie in der Wildnis oder in der Nähe der menschlichen Kulturlandschaft wahrscheinlich weniger machen, wenn die sonstigen Ernährungsparameter stimmen, als was mit einer Fütterung in Menschenobhut oft gemacht wird mit fehlenden frischen Kräutern.
So dies nur als bewährter Schubser für die Diskussion und weil ich so logisch erscheinende Ableitungen immer schwierig finde, wenn sie länger für alle lesbar da stehen.
Was ja auch okay ist, wenn du da Konter gibst. Ich denke aber jetzt ist es ein Beitrag von vielen und gegen das Rosinenpicken kann man letztlich nicht viel machen, ausser wenn man es bemerkt, darauf hinzuweisen.
Firelady hat geschrieben: 14. Mär 2020, 08:22 Danke, David! *sonne*

Ich vermisse Deine sachlichen und fundierten Kommentare und hoffe, Dich hier wieder häufiger zu lesen. *knuddel*
Nachdem du endlich auch wieder zurück bist... *sonne*
Ja ich will schauen, dass ich öfters wieder schreibe. Seit letztem Wochenende habe ich jetzt auch Garten *wuschel*
Sprich Gemeinschaftsgarten.

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 19. Mär 2020, 15:26
von Jenny101
davX hat geschrieben: 19. Mär 2020, 13:05
So dies nur als bewährter Schubser für die Diskussion und weil ich so logisch erscheinende Ableitungen immer schwierig finde, wenn sie länger für alle lesbar da stehen.
Was ja auch okay ist, wenn du da Konter gibst. Ich denke aber jetzt ist es ein Beitrag von vielen und gegen das Rosinenpicken kann man letztlich nicht viel machen, ausser wenn man es bemerkt, darauf hinzuweisen.
Das mit dem Rosinenpicken verstehe ich nicht🤔

(Und dem Himmel sei Dank ist es ein Beitrag von vielen, denn derzeit herrscht wohl bei den meisten mit Job und Familie hier Ausnahmezustand.
Und das obige auseinanderzunehmen und alles zu erklären rund die Entwicklung von Wildsamen zu Zuchtgetreiden und was die Uterschiede sind,
was die Auswirkungen ballaststoffarmer und zugleich sehr stärkereicher Ernährung auf Degus sind,
was die Grundlagen der Ernährung von Enten und Tauben angeht und warum es schon mal ein großer Unterschied ist, ob man Tieren Brot oder ganze Getreidekörner gibt ..... das dürfte eine Weile dauern🙂 Und mE den wenigsten wirklich liegen. )

Re: Dürfen Degus Weizen essen ?

Verfasst: 19. Mär 2020, 15:46
von Jenny101
Recht kurz kann man dagegen vermutlich klären, dass sowohl Marina als auch ich darauf hinweisen wollten, dass die kleinen Beutetiere in der freien Wildbahn eher schnell als Futter enden, SO DASS mittelfristige Auswirkungen wie Stoffwechselprobleme, Katarakte oder Auswirkungen auf Darm oder Zähne durch ungünstiges "Zivilisationsfutter" dann eben für den gesamten Bestand keine Rolle spielen.
Es gibt sie trotzdem weiterhin da draußen in Chile die Degus.
(Nicht gemeint war in beiden Texten: sie wurden früher älter und werden nun nicht so alt wenn sie neben Getreidefeldern leben. Daskanndurchaus sein, war aber nicht der Punkt.
(Wobei man eben mit Katarakt oder anders beeinträchtigt natürlich noch schneller Beute wird. Nein der Hauptfokus lag darauf: wir lieben unsere Tiere, wollen sie lange um uns haben und sie möglichst vor den typischen angefütterten Krankheiten verschonen. Und sie sollen älter werden als in der Natur, wo sie aus verschiedenen Gründen sowieso relativ früh sterben. )