Hallo allerseits
Mandarine hat geschrieben: ↑15. Mär 2020, 11:56
Deguhalter die dich nicht kennen oder neu und noch nicht informiert sind, könnten daraufhin auf die Idee kommen vermehrt Weizen zu füttern. Das solltest du bitte bedenken.
Ja, da liegt doch das eigentliche Problem. Aber die Frage bleibt dennoch, was ist eigentlich so schlecht am Weizen? Ich für mich habe meine Antwort, wieso ich
nicht in grösseren Mengen und
nicht regelmässig Weizen füttern möchte, aber grundsätzlich ist es ja auch bloss eine Mehlsaat und als solche könnte es ja schon
saisonal in der Ernährung der Degus eine grössere Rolle spielen (wobei ich dann eher eine Urgetreideart nehmen möchte, Emmer, Kamut, (Ur)Dinkel usw).
Mandarine hat geschrieben:
Hier darf man aber auch nicht vergessen, dass Degus in der freien Wildbahn kaum älter als 2 Jahre werden. Wir wollen unsere Degus doch gerne etwas länger bei uns haben.
Das Problem mit einer solchen Argumentation ist halt, wieso werden sie in freier Wildbahn kaum älter als 2 Jahren und welche Rolle spielt da die Ernährung?
Was ich da sagen kann, der Feindesdruck und die klimatischen Bedingungen haben einen starken Einfluss.
Die Ernährung bleibt ein Feld der Spekulationen. Wovon ich ausgehe, dass der Einfluss auf die Lebenserwartung bei einer Ernährung von wildlebenden Degus überbewertet und der Einfluss bei in Gefangenschaft gehaltenen eher unterbewertet wird. Aber das ist meine persönliche Einschätzung.
Hallo Sabine
Ja das siehst du richtig, in einer so einfachen Frage liegt selbstverständlich die Versuchung sie ebenso einfach zu beantworten, was mich dann zu provokativen Überlegungen führt
.
Jenny101 hat geschrieben: ↑14. Mär 2020, 13:56
sie klingt wunderbar einleuchtend,
aber man spricht doch längst nicht mehr von einer ursprünglichen Ernährung in freier Wildbahn auf die eine Tierart optimal eingestellt , wenn da inzwischen durch den Menschen größere Eingriffe/Veränderungen am Nahrungsangebot vorgenommen wurden.
Mal ebenso als Gedankenkonstrukt, um zu verstehen, warum bzw was da sonst alles dahinter steckt: für Stockenten oder Stadttauben ist es auch wirklich nicht gesundheitsfördernd, Brot zu fressen. Dennoch gedeihen die Populationen u.a. durch ihre Vermehrungsfreude überaus gut. Für Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit des durchschnittlichen Individuums sieht dasmeines Wissens anders aus mit Brotfütterung. Und nur weil es durch den Menschen für diese Tierarten vielerorts nun schon sehr lange ein fester Bestandteil des Nahrungsangebots ist und es dort weiter Enten und Tauben gibt, kann man hieraus nicht ableiten, dass Brot doch auch bei freilebenden Tauben oder Enten etc zum Nahrungsangebot gehört und deshalb in ein optimales Nahrungsangebot in Gefangenschaft darf oder sollte.
Also gehen wir mal dein Beispiel durch:
Ich kenne mich mit Stockenten und Stadttauben nicht aus, was die normalerweise fressen, aber ich nehme mal an, dass stärkehaltige Samen (also z.B. Getreide) nicht zu ihrem Hauptspeiseplan zählen (man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege mit meinen Annahmen). Gehen wir noch weiter und bedenken, dass Brot eine besser aufgeschlüsselte Form von stärkehaltigem Getreide ist, könnte man sich fragen, ob diese Bearbeitung eine Rolle spiele, was ich der Einfachheit halber vernachlässige. Gehen wir nun einen Schritt weiter, welchen Anteil macht diese von uns als nicht natürliche Ernährung erkannte Nahrung aus? Da wäre einerseits zu beachten, welcher Anteil er im Moment von der Gesamtnahrung ausmacht und andererseits ob es saisonale Schwankungen übers Jahr gibt. Auch da kann ich nur Vermutungen anstellen, dass der momentane Anteil wohl wichtig genug ist, dass die Tiere wesentlich davon abhängen und von der Saisonalen Schwankungen sind die Tiere wiederum abhängig vom Vorhandensein von Leuten, die sie füttern oder Nahrung liegen lassen, von der sie sich ernähren. Auch da dürfte wohl die Annahme naheliegend sein, dass das Nahrungsangebot übers Jahr eher geringe Schwankungen haben dürfte. In Parks wird es wahrscheinlich im Winter weniger Futter geben, dafür stellen im Winter Leute beispielsweise Futtersäckchen etc. draussen auf, wovon sich zumindest die Tauben ernähren können. Bei den Enten können wir vielleicht für die kalte Jahreszeit (Dezember bis Februar) ein reduziertes Futterangebot annehmen, dennoch dürfte es über den Rest des Jahres relativ hoch sein.
Also nun vergleichen wir das mit der Nahrungssituation der Degus:
Degus fressen auch in der Wildnis stärkereiche Grassamen. Okay, die haben einen höheren Anteil an Rohfaser als der Weizen und andere Kulturgetreide.
Wie sieht es mit der Verfügbarkeit dieser Nahrungsquelle aus? Meines Wissens gibt es auch in Chile nur eine Getreideernte pro Jahr, wäre also das Getreide während der Ernte für wenige Wochen bis Monate verfügbar, ähnlich wie das bei den Grassamen der Fall ist, wobei letztere durch unterschiedliche Grassamenarten mit unterschiedlichen Reifezeiten theoretisch länger der Fall sein könnte, praktisch dem aber entgegensteht, dass sie meist nur eine Grassamenart in grösseren Mengen fressen.
Wenn wir dann noch weiter schauen, wissen wir, dass während der Trockenzeit, wann eben diese Sämereien wichtig für die Degus sind und in grösseren Mengen gefressen werden, andere Pflanzen wie Kräuter und Gräser austrocknen und ihnen also helfen über ihren "Winter" sprich Trockenperiode (unser Winter ist für Pflanzen und Tiere eigentlich auch in gewisser Weise eine Trocken- und Ruheperiode) zu kommen. Um an ihren Energiebedarf zu kommen, müssen Degus jetzt erfinderisch sein. Dort wo verfügbar, werden sie wahrscheinlich Nüsse (Coquitos, Früchte der Honigpalme) verbuddeln oder Hülsenfruchtschoten des Espino (Vachellia caven) in ihren Bauen einlagern. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, indem sie mehr faserreiches und tanninhaltiges abgestorbenes Pflanzenmaterial fressen (mangels frischer Alternativen, die sie sonst bevorzugen) müssen sie mehr davon fressen, um den Nährstoffbedarf decken zu können. Da fragt es sich, spielt das Fressen von Getreide da wirklich einen wesentlichen Einfluss oder ist es nicht vielleicht diese Mangellage und die Nahrung, welche sie sonst noch fressen, welche den Unterschied machen? Und liegt es nicht vielleicht auch in der Art, wie in Gefangenschaft gefüttert wird, dass diese Saisonalität oftmals fast gänzlich fehlt?
Ich zumindest sehe zwischen den beiden Beispiele schon Unterschiede, aber auch zu dem, was man dann in Menschenobhut füttert.
Und so ist die Rechtfertigung "Getreidefeld-Kulterfolger-Degu-und-es-gibt-weiterhin-viele-viele-Degus-in-Chie" auch aufgebaut in meinen Augen.
(Hierfür ist es zunächst mal egal, dass der Weizen angebaut wird und wächst. Das Brot aber täglich an die Fütterplätze gebracht wird. Was jetzt bitte nicht von irgendjemand kommt: " aber es geht doch nicht um Brotfütterung natürlich dürfen Degus besser kein Brot"... ).
Keine Sorge, ich sehe keinen so grossen Unterschied zwischen der Fütterung von Weizen und Brot. Wobei man könnte natürlich argumentieren, dass so ein Brot das bessere Substrat für diverse Mikroorganismen bietet, wenn es zu feucht hat, die man in einer Deguunterkunft nicht fördern möchte.
Wie bereits ausgeführt, natürlich ist mein kurzer Einwurf mit dem Getreide auch vereinfachend und kann kritisiert werden. Ich meine aber, wenn der grössere Kontext betrachtet wird, würde eine solche saisonale Getreideernährung wie in der Wildnis oder in der Nähe der menschlichen Kulturlandschaft wahrscheinlich weniger machen, wenn die sonstigen Ernährungsparameter stimmen, als was mit einer Fütterung in Menschenobhut oft gemacht wird mit fehlenden frischen Kräutern.
So dies nur als bewährter Schubser für die Diskussion und weil ich so logisch erscheinende Ableitungen immer schwierig finde, wenn sie länger für alle lesbar da stehen.
Was ja auch okay ist, wenn du da Konter gibst. Ich denke aber jetzt ist es ein Beitrag von vielen und gegen das Rosinenpicken kann man letztlich nicht viel machen, ausser wenn man es bemerkt, darauf hinzuweisen.
Firelady hat geschrieben: ↑14. Mär 2020, 08:22
Danke, David!
Ich vermisse Deine sachlichen und fundierten Kommentare und hoffe, Dich hier wieder häufiger zu lesen.
Nachdem du endlich auch wieder zurück bist...
Ja ich will schauen, dass ich öfters wieder schreibe. Seit letztem Wochenende habe ich jetzt auch Garten
Sprich Gemeinschaftsgarten.