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Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 18:42
von craf
Hallo zusammen,
gestern musste mein 6 Jahre alter Degu leider eingeschläfert werden. Der Tierarzt schätzt, dass es wohl Nierenversagen war, da die Medikamente nicht geholfen haben.

Ich wollte Mal meine Erfahrung hier teilen und hören, ob es bei anderen auch so abgelaufen ist.
Zuerst wurde ein Narkosemittel verabreicht, damit sie schläft bzw. so gut wie nichts mehr mit bekommt und ich mich, während sie einschläft, verabschieden kann.
Nach 5 Minuten kam der Arzt dann wieder und meinte, dass die Narkose wirkt und er jetzt die Euthanasie-Spritze setzt. Beim Setzen der Spritze in der Bauchregion hat mein Degu jedoch noch sehr laut gequiekt und gezuckt, als ob sie schmerzen verspüren würde. Das sollte doch eigentlich nicht passieren oder?

Ich habe den Arzt nicht darauf angesprochen, weil ich um ehrlich zu sein zu "geschockt" war.

Danach hat er sie wieder in die Box gelegt, ist raus gegangen und meinte, dass der Prozess jetzt ein paar Minuten dauert und ich sie noch streicheln und beruhigen kann. Sie hat dann gezuckt und es sah so aus, als würde sie nach Luft ringen. Aber das hatte ich vorher nachgelesen und sind anscheinend Muskelkontraktionen usw, also normal.

Dann kam er wieder, hat sie abgehört und den Tod bestätigt. 50€ bitte.

Mich lässt der Gedanke nicht in Ruhe, dass die zweite Spritze zu früh gesetzt worden ist und sie das noch gespürt hat und Schmerzen hatte.

Ich habe nächste Woche noch einen Termin für meinen anderen Degu, da werde ich noch Mal nachfragen und hoffentlich Gewissheit bekommen.

Tut mir Leid, wenn das hier ein unangenehmer Post ist, aber ich musste das einfach Mal los werden.

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 18:55
von Octodon
Es tut mir in der Seele weh, wenn ich lesen muß, wie das Tier gestorben ist. Nein, dein Tier war höchstwahrscheinlich nicht tief genug vornarkotisiert. Bei den Kontraktionen zum Schluß hat es sich indes vermutlich wirklich "nur" um Reflexe gehandelt.

Leider ist es kein Einzelfall, dass falsch oder schlampig eingeschläfert wird (habe es sowohl während meiner Zeit beim TA erlebt als auch als Tierhalterin). Ich bin daher der Meinung, das das Eu- (gut) in Euthanasie gegen Kako- für schlecht ersetzt werden sollte. Bei einem Nierenversagen hätte imho auch gar nicht eingeschläfert werden brauchen, da gerade das i.d.R. schmerzfrei abläuft und das Tier letztlich einfach nur noch wegdämmert.

Zu diesem Tierarzt würde ich nicht mehr gehen - auch wenn er sonst vielleicht einen guten Job macht.

Und nein, es ist KEIN unangenehmer Post! Es sollte viel öfter darüber gesprochen werden. Auch darüber, wenn Tierärzte Mist bauen. Und das kommt meiner Meinung nach öfter vor als man denkt, aber es wird dem viel zu wenig Beachtung geschenkt. Auch bei Dosierungen wird teilweise so dermaßen geschlampt, dass man sich fragen kann, ob einige von ihnen jemals vom Dreisatz gehört haben. Danke für deine mutige Frage. Und mein tiefes Mitgefühl zum Verlust - vor allem auf diese Art. *tröster*

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 19:28
von craf
Danke für deine Antwort.
Ich hoffe nur, dass es nicht all zu schlimm für sie war. Es macht mich ziemlich fertig und ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken.
Das Einschläfern war aber doch die beste Wahl, denke ich(wenn es denn richtig gemacht worden wäre).
Sie hatte schon Blut im Mäulchen, wahrscheinlich vom Magen kommend wegen den Nieren.

Aber der Fakt, dass man zum Tierarzt geht, in der Hoffnung, dass das Tierchen friedlich einschläft und dann passiert so was ist halt eine Schande.

Ich werde es am Montag auf jeden Fall ansprechen. Nicht, dass das meinem Degu etwas bringen würde.

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 19:34
von Octodon
craf hat geschrieben: 11. Jul 2025, 19:28
Sie hatte schon Blut im Mäulchen, wahrscheinlich vom Magen kommend wegen den Nieren.

Das Blut konnte nicht aus dem Magen stammen, da die Tiere nicht würgen können bzw. kann nichts aus dem Magen wieder zurückfließen. Das war was anderes und hatte auch nichts mit den Nieren zu tun. Ich hoffe, diese Info stammt nicht auch noch von deinem TA (wobei es passen würde, denn das unterstreicht dann die offenbar tatsächlich nicht vorhandene Kompetenz).

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 19:58
von craf
Ja, das kam vom TA.
Ich war diese Woche Montag mit ihr in der gleichen Praxis aber bei einem anderen Arzt. Diese hat mir entzündungshemmendes Schmerzmittel und Antibiotika mit gegeben. Dazu hat sie noch eine Spritze mit Flüssigkeit und Schmerzmittel unter die Haut gegeben.
Daheim habe ich dann mit Critical Care gefüttert (hatte ich schon seit Samstag, weil sie nichts mehr fressen wollte/konnte). Das ging anfangs gut, sie hat es noch von selbst gefressen. Am Mittwoch morgen musste ich dann den Brei mit einer Spritze ins Mäulchen geben und sie hat es dann gekaut.
Mittwoch Abends wollte sie dann schon gar nicht mehr kauen. Die Medikamente haben auch überhaupt keine Besserung bewirkt.
Sie hat auch nur noch rum gelegen, konnte nicht mehr laufen und ist selbst beim liegen auf die Seite gekippt, es war einfach nur schrecklich mit an zu sehen :( Bei der zweiten Fütterung Donnerstag mittags ist mir dann das Blut aufgefallen und ich bin erneut zum TA und den Rest habe ich ja schon beschrieben....

~_~

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 20:10
von Octodon
bei einem Nierenversagen gibt es keine Besserung. Da gibt man auch keine Antibiose und Schmerzmittel mehr, weil das nämlich alles noch weiter die Nieren belastet und im schlimmsten Fall sogar das Versagen beschleunigt.

und ja, Nierenversagen führt zum Tod. Unweigerlich. Und ja dazu gehört auch, dass die Tiere dann aufhören zu fressen und umkippen und ein nicht so schönes Bild abgeben. Aber das gehört dazu. Es ist nicht alles schrecklich, was mit dem Tod und den Sterben zu tun hat. Schrecklich finde ich es, das Tier auf seine letzten Meter noch zum Tierarzt zu bringen (in der Hoffnung, ihm wirklich Erleichterung und Erlösung zu geben) und es dann so einschläfern zu lassen, wie du es beschrieben hast. Warum dürfen die Tiere nicht mehr einfach so ihr Leben beenden? Warum muss mittlerweile fast immer eingeschläfert werden? Warum muss mittlerweile fast jedes Heimtierleben auf diese unnatürliche Art enden? Wenn sie Nieren versagen gehabt hätte, hätte sie keine Schmerzen gehabt. Nieren versagen vergiftet den Körper und die Tiere schlafen einfach ein. Das klingt schrecklich, aber wenn ich mir überlege, wie das Tier jetzt letzlich gestorben ist, halte ich den natürlichen Ablauf für die wesentlich bessere Alternative.

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 20:51
von friday
@craf
Ich bin der Meinung du solltest dir selbst keine Vorwürfe machen, du hast aus bestem Wissen und Gewissen gehandelt und wolltest sie nicht länger leiden lassen.

Ich glaube nicht, dass sie bei der Euthanasie sehr große Schmerzen gehabt hat. Ab wann die Tiere nichts mehr mitbekommen, also wann es nur noch Reflexe sind ist schwer zu sagen und letztlich kann es uns auch keiner genau sagen, denn eine Euthanasie ist nun mal Endlich....

Ich glaube du hast für dich die Entscheidung getroffen sie zu erlösen und dann war es auch der richtige Weg. Und wir können aus der Ferne alle nur spekulieren. Wir sind alle keine Tierärzte, wir haben das Tier alle nicht gesehen und im Nachhinein ist es eh schwer dazu etwas zu sagen.

Fühl dich gedrückt. Und mache dir keine Vorwürfe. Du wolltest das Beste für deinen Degu.

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 21:07
von craf
Danke dir.
Ich mache mir einfach nur Vorwürfe und habe im Nachhinein das Gefühl, das Falsche getan zu haben *schnüff*

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 22:02
von Chris
Ich würde auch sagen, dass du dir keine Vorwürfe machen musst. Du hast das Beste für dein Tier gewollt. Dass der TA nicht sehr professionell war, ist aus meiner Sicht zwar unbestritten, das konntest Du vorher aber nicht wissen.
Die Aussage, kein Schmerzmittel mehr zu geben, trage ich nicht mit. Mir wäre es lieber, wenn ich als Patient so schmerzarm wie möglich sterben würde, auch wenn es dann etwas schneller ginge. Und das nehme ich als Entscheidungsgrundlage für die Tiere. Zudem es ist zwar sicher am schönsten für jeden, im Kreise seiner Liebsten zu sterben, hier wäge ich aber ab, ob das langes Leiden beinhaltet. Wenn ja, entscheide ich für Euthanasie.

Re: Frage zum Euthanasieprozess

Verfasst: 11. Jul 2025, 22:17
von Octodon
Wenn ich die TE richtig verstanden habe, ging es auch gar nicht darum, sie von etwaigen Selbstvorwürfe frei zu sprechen, sondern ich konnte hier ein ganz ehrliches Interesse daran erkennen, ob dem Tier mit der Euthanasie wirklich was Gutes getan wurde. Und das finde ich gut und mutig, denn mit dem Stellen dieser Frage war die TE auch bereit, unangenehme Antworten zu erhalten.

Der Sterbeprozess ist kein gerader Weg. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass -auch wenn er länger dauert,- er unvermeidbar mit Leid verknüpft ist. Das ist eher unsere individuelle Bewertung. Im Gegensatz zu dem Verhalten des Tieres, als es die intraperitoneale Injektion erhielt. ich denke, hier ist relativ sicher, dass das Tier definitiv große Schmerzen hatte (übrigens auch ein Zeichen dafür, dass der Tierarzt höchstwahrscheinlich nicht die Leber getroffen hat, wie es richtig gewesen wäre)