Hallo Jana,
das von dir bei deinen Degus beobachtete Verhalten ist leider absolut typisch und dies insbesondere in Gruppen, in denen sich ausschließlich oder zumindest eine größere Anzahl von pubertierenden Degus befinden. Deine 3 Jungs befinden sich mit knapp 6 Monaten in der einer der Unruhephasen, die während der gesamten Pubertät (von Eintritt in die Geschlechtsreife bis zum Erreichen eines Alters von etwa 18 bis 20 Monaten) zu bestimmten Altersstufen wellenförmig auftreten.
In diesem Zeitraum müssen junge Degus, genauso wie Menschenkinder, sich erst einmal selber und dann auch noch ihre Stellung in der Gruppe bzw. in der Gesellschaft finden, was auch mit großen Unsicherheiten und mit Ängsten einhergeht. Wenn dann auch noch möglicherweise schlichtend oder beruhigend einwirkende, ausgewachsene Artgenossen in der Gruppe fehlen, die ggf. als Vorbild dienen können, dann kann es heftig rundgehen. Dabei fließt leider auch oftmals Blut und es entstehen Verletzungen. Bis zu einem gewissen Grad sind diese Auseinandersetzungen noch tolerabel, aber wenn es gezielte Bisse in Richtung Kopf, Kehle u./o. Brust bzw. unaufhörliche Jagden ohne Ruhepausen für das gejagte Tier gibt, muss getrennt werden.
Nach der Angabe der Maße deines Käfigs und der Information, dass du die Degus (und vermutlich auch den Käfig dazu) aus dem Handel hast, muss ich dir leider mitteilen, dass das Deguheim für die dauerhafte Haltung dieser kleinen Powerpakete nicht ausreichend groß ist und daher unter unter den zur artgerechten Haltung von zwei bis drei Degus notwendigen Mindestmaßen (Länge/HöhexBreitexHöhe/Länge) von 100x50x120 cm liegt. Da es im Handel so gut wie keine Degubehausungen gibt, die ihren Bedürfnissen nach langen durchgehenden Laufflächen entsprechen, werden natürlich ungeeignete Käfige verkauft und dem unwissenden Käufer dabei vermittelt, dass diese ausreichen.
Vermutlich hat der Käfig auch keine Volletagen (als durchgehende Ebenen über die gesamte Grundfläche und nur mit jeweils einen Durchgang in die nächste Ebene), sondern nur Teilebenen u./o. Sitzbrettchen. Daher wird eine Aufteilung des Deguheims in zwei möglichst gleichgroße Hälften, um eine sichere Abtrennung mittels eines doppelten Trenngitters einbauen zu können, nicht oder nur ganz schwierig umsetzbar sein.
Du berichtest davon, dass die Tiere die Trennwand abgerissen haben. Wie genau sah diese denn aus?
Übrigens: Hasendraht (also der 6eckige, dünne Draht) ist für die Hardcore-Nager, die Degus nun einmal sind, vollkommen ungeeignet. Du solltest dir unbedingt punktverschweißten Vierecksdraht (sogenannten Casanet-Draht) mit einer Drahtstärke von mindestens 1,05 mm und einen Durchmesser von 12,7x12,7 bis 19x19 mm Maschenweite besorgen, um ein Durchbeißen des Drahtes zu verhindern.
Als nächsten Schritt solltest du also zum einen unbedingt eine Lösung dafür finden, wie du die Streithanseln sicher getrennt von einander unterbringen kannst und zum anderen dir Gedanken darübermachen, wie du die Käfigsituation insgesamt verbessern kannst.
Außerdem empfehle ich dir, dich noch weiter mit dem Thema Vergesellschaftung vertraut zu machen und diese beiden Informationen dazu zu lesen. Sowohl der umfassende Beitrag
„Wichtige Hinweise zu Vergesellschaftungen und Rangordnung“ als auch das
Infoblatt Vergesellschaftung der Deguhilfe Süd sprechen ganz viele Aspekte an, die im Zusammenhang von einer (Re-)Vergesellschaftung unbedingt zu bedenken bzw. zu beachten sind.
Ob du die Drei nochmals vereinen kannst, vermag vermutlich zum jetzigen Zeitpunkt niemand einzuschätzen. Denn solange sich die drei Jungmännchen noch in der Pubertät befinden, wird eine Re-Vergesellschaftung im Verlauf der nächsten 12 Monate eher schwieriger als leichter. Dann kommen noch die erlittenen Verletzungen hinzu, die, je nach Schwere, sich als Negativ-Erlebnisse einprägen und wieder präsent werden können, wenn man sie wieder erneut direkt zusammenführen möchte. Wer hat denn welche Verletzungen erlitten?
Auch wird dir niemand eine genaue Zeitangabe nennen können, wie lange die Drei getrennt bleiben müssen, bis sie entweder in der bestandenen oder möglicherweise einer neu zu findenden Konstellation erneut in Gesellschaft kommen können.
Aus meinen Erfahrungen wird dies eher einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen. Also bleibt dir nichts anderes übrig, als die Tiere gut zu beobachten und dadurch auch ein Gefühl dafür zu bekommen, ob sich die Degus wieder beruhigen, sich am Trenngitter relaxter und nicht mehr aggressiv begegnen oder ob die in der Luft liegende Spannung weiterhin besteht. Solange müssen die Degus getrennt bleiben. Wenn du das Gefühl bekommen solltest, dass es nichts mehr mit den Dreien wird, dann musst du dir einen Plan B überlegen. Denn auf Biegen und Brechen zu vergesellschaften, kann eigentlich auch keine Lösung sein.
Aber an diesem Punkt befindet du dich nach meiner Einschätzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht!
Ich weiß, dass das Verhalten unserer kleinen Fellnasen einen Deguhalter (egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener) zur Verzweiflung bringen kann, aber letztlich entschieden nicht wir, sondern ausschließlich die Tiere darüber, ob eine Gemeinschaft funktioniert oder nicht. Wir können lediglich Hilfestellungen leisten, indem wir bestmögliche Voraussetzungen schaffen und ggf. auf individuelle Verhaltensweisen entsprechend reagieren.