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Vergesellschaftung - aufgeben oder gedulden?

Verfasst: 2. Sep 2018, 18:46
von Moshpithamster
Hallo,

wir haben als Degu-Neulinge im März eine weibliche Dreiergruppe aus zweiter Hand bei uns aufgenommen. Laut Vorbesitzer waren die Tiere aus einem Wurf und zu diesem Zeitpunkt 1,5 Jahre alt. Leider ist einige Wochen darauf eine der Damen verstorben - ohne vorher erkennbare Symptome oder äußerliche Verletzungen lag sie eines Morgens einfach tot im Häuschen ~_~

Da zwei Degus laut Recherche eine nicht sehr natürliche Größe zu sein schienen, kam der Entschluss, der reduzierten Gruppe zwei weitere Mädels dazuzusetzen. Wir haben uns also eingehend über das Thema Degu-Vergesellschaftung informiert und haben schließlich von einer erfahrenen Züchterin zwei Weibchen im Alter von 8 Wochen erworben.

Da in diesem Alter eine Vergesellschaftung angeblich häufig problemlos verlaufen soll, nahmen wir uns einen Tag Zeit, um die vier Damen auf neutralem Boden zusammenzusetzen. Da unser Außengehege aus Einzelteilen in beliebiger Form zusammengesetzt werden kann, haben wir zunächst ein 1,4m x 1,4m großes Außengehege mit einer Trennwand in der Mitte gebaut, um die Erstreaktion zu testen. Die älteren Mädels kamen auf die eine Seite, die Kleinen auf die andere. Da sich die beiden Gruppen komplett ignorierten, haben wir das Gehege vergrößert (ca. 1,4 x 2,1), die Trennwand herausgenommen und so die Degus unter Aufsicht zusammengesetzt. Es wurde viel gequiekt, gejagt und jede der Kleinen war regelmäßig mit einer der Großen kurz zu einem Knäuel verbissen... zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Als sich das Verhalten aber nach 12 Stunden nicht gebessert hatte, beschlossen wir, die Trenngittermethode anzuwenden.

Das Verhalten am Gitter war am Anfang eindeutig aggressiv. Wir haben zunächst täglich die Seiten gewechselt, da alle Tiere sehr zutraulich sind. Das Verhalten der Degus schien uns langsam aber stetig besser zu werden. Nachdem wir ein paar Tage weg waren und meine Mutter die Tiere umgesetzt hat, waren sie plötzlich sehr scheu. Da wir vermutet haben, dass sie das ständige umgesetzt werden stört, haben wir fortan nur noch das Sandbad und ab und zu die Einrichtungsgegenstände getauscht. Vor zwei Tagen habe ich dann doch einmal die Seiten gewechselt, was kurz heftige Reaktionen an der Trennwand und auch unter den bereits vertrauten Degus auslöste. Nach einiger Zeit war aber Ruhe eingekehrt.

Heute, nach fast 6 Wochen, haben wir versucht, die vier Mädels auf neutralem Grund zu vergesellschaften. Nach kurzen Rangeleien (Knäuel, aber nicht lang) schien zunächst Ruhe einzukehren. Die Kleinen wurden von Emma, der sanftmütigen Älteren beschnuppert und ließen sich dies weitestgehend friedlich gefallen. Somit unternahmen die Kleinen auch Annäherungsversuche an die wesentlich dominantere Dame, was zu heftigsten Revierkämpfen (Ja, Knäuelbildung und ja, länger als ein paar Sekunden, sodass wir mehrfach dazwischenfunken mussten) führte. Da die Kleinen schließlich tiefe Wunden an Lippen, Nacken und Pfoten hatten und die Revierkämpfe nicht aufhörten, haben wir die Paare wieder getrennt.

Unser Plan sieht nun vor, das Trenngitter so lange im Gehege zu lassen, bis das Verhalten absolut friedlich ist. Da wir nun aber schon 6 Wochen gewartet haben, wissen wir nicht, wie lange wir das wirklich noch durchziehen sollten... Außerdem würden wir gerne wissen, bei welchen Anzeichen wir uns wirklich sicher sein können, dass wir die Mädels wieder zusammensetzen können.

Ich bedanke mich jetzt schon für alle hilfreichen Tipps!

Re: Vergesellschaftung - aufgeben oder gedulden?

Verfasst: 3. Sep 2018, 12:00
von esmeralda
Hallo,

leider seid ihr, wie etliche andere Deguhalter vor euch, Opfer einer unzureichenden Beratung bzw. von falschen Informationen (woher auch immer) geworden.

Richtig ist zwar, dass ein interessantes Gruppengefüge bei Degus erst ab einer Gruppengröße von 3 Tieren anfängt (wobei natürlich auch Duos sehr glücklich und harmonisch zusammenleben können) denn es gibt bei mehr Tieren natürlich auch mehr Interaktionsmöglichkeiten.

Allerdings bereitet mir persönlich immer wieder Bauchschmerzen, dass nach wie vor die Meinung weit verbreitet ist, dass noch sehr junge Degus meist problemlos einfach mit anderen Tieren zusammengesetzt werden können. Teilweise kommt als Begründung, dass die Youngster sogenannten „Welpenschutz“ genießen würden. Das mit dem „Welpenschutz“ ist nach meiner Ansicht eine Mär, denn so etwas gibt es bei Degus (und wohl auch bei anderen Kleintierarten) nicht.

Es ist vielmehr so, dass diese jungen Tiere (meist bis zu einem Alter von 12 bis 14 Wochen) schon aufgrund ihrer Körpergröße, ihres Gewichtes, den meist älteren bzw. erwachsenen Tieren signifikant unterlegen sind und sich deswegen vielfach ohne große Gegenwehr unterwerfen. Hinzu kommt der Umstand, dass sie kurz vorher von Mutter (evtl. Tanten) und den übrigen Geschwistern getrennt wurden und dadurch alles bisher Vertraute und Bekannte, was auch Sicherheit bot, verloren haben.

Daher ist tatsächlich oftmals zu beobachten, dass diese jungen Degus recht schnell Anschluss zu anderen Artgenossen suchen. Nun kommt es dabei aber zusätzlich, ebenso wie bei allen anderen Konstellationen, auf die einzelnen Individuen, die charakterlichen Eigenschaften (die sich je nach Alter allerdings erst noch weiter ausbilden müssen) bzw. deren Temperament an, sei es bei „Alt“ oder „Jung“, so dass auch hier die Chemie stimmen muss.

Befindet sich bspw. unter den Jungtieren ein Degu, der bereits in ganz frühem Alter der Meinung ist, Chef sein zu wollen und dies auch versucht, mit all‘ seinen Möglichkeiten durchzusetzen, wird es mit Sicherheit mit den „Alteingesessenen“ ziemlichen Ärger geben.

Ebenso kann es aber sein, dass die „Älteren“ sich entweder aufgrund von Unsicherheit, mangelndem Selbstbewusst sein oder auch aus anderen Gründen von der Anwesenheit des Jungvolkes überfordert fühlen, sie trotz des zarten Alters als Bedrohung für den eigenen Rang ansehen oder einfach die Neuankömmlinge nicht „riechen“ können und daher nicht nur ruppig mit ihnen umgehen, sondern sie tatsächlich angreifen bzw. beißen können.

Außerdem ist der Zeitraum, in dem Jungtiere noch relativ gut und ohne große Gegenwehr vergesellschaftet werden können, m.E. ziemlich eng bemessen. Es handelt sich dabei um etwa 4 bis maximal 6 Wochen und zwar genau zwischen dem normalerweise üblichen Abgabealter, also der 8. bis maximal zur 14. Lebenswoche. Danach wird es nach vielfacher Beobachtung häufig deutlich schwieriger, insbesondere bei den Männchen, die mit ja etwa 12 Wochen in die Geschlechtsreife eintreten. Man wird selbstbewusster, kecker und probiert aus, wo man sich gerade innerhalb der Gruppe rangmäßig einordnen kann.

Und während der weiteren Pubertät treten oftmals zu bestimmten Altersstufen wellenförmig Unruhephasen auf, die mal mehr oder weniger heftiger ablaufen können. Gibt es dann (genug) souveräne „Erziehungsberechtigte“ in Bezug auf die Anzahl der „Rotzlöffel“, bekommen diese deren Aufbegehren meist ohne größere Auffälligkeiten in den Griff, so dass das Jungvolk innerhalb der Gruppe sozialverträglich groß werden kann.

Zusätzlich kommt mir noch ein weiterer Gedanke: Du hattest im Juni davon berichtet, dass eines der beiden größeren Mädels, Emma, aufgrund von Zahnspitzen u./o. weiteren Zahnproblemen mit 153 deutlich untergewichtig war. Zwischenzeitlich hat sie, nach Zahnkorrektur und Päppeln, wieder ordentlich zugelegt und wiegt jetzt gute 230 g.
Durch das regelmäßige Wiegen wirst du nun gewiss ganz schnell mitbekommen, wenn bei Emma etwas mit den Zähnen wäre, so dass ich erst einmal davon ausgehe, dass es dort momentan keine Baustelle gibt oder?

Aber wie sah es bisher (vor dem Einzug der Kleinen) mit der Rangfolge zwischen Emma und ihrer Partnerin aus? Hat sich diesbezüglich irgendetwas verändert?
Die Neuzugänge sich bei euch vermutlich in dem Zeitraum eingezogen, als es Emma noch nicht so gut ging oder?

Übrigens: da euch leider bereits eines der ursprünglich 3 Tiere umfassenden Gruppe plötzlich gestorben ist und ihr keine Ahnung habt, warum dies passiert ist, solltet ihr nicht nur bei Emma, sondern auch bei der Partnerin die Zähnchen immer gut unter Beobachtung haben und daran denken, wenn es Gewichtsveränderungen gibt. Es könnten ja bspw. Zahnprobleme bei der Dritten im Bunde gewesen sein, warum sie so unerwartet gestorben ist. Degus verstecken aus einem natürlichen Instinkt heraus bzw. als Fluchttiere ihre Krankheiten so lange, es überhaupt nicht mehr geht. Das kann dann, insbesondere, wenn man es ihnen äußerlich nicht aussieht (weil sie eben trotz massivem Gewichtsverlust immer noch recht propper aussehen) dazu führen, dass man als Halter zu spät oder leider gar nicht bemerkt, dass da etwas wirklich im Argen liegt.
Dies ist mir zu Beginn meiner Deguhaltung Anfang des Jahrtausends leider auch passiert. Zwar konnte bei dem betreffenden Tier dann noch eine umfangreiche Zahnkorrektur vorgenommen werden, aber letztlich war es dann wohl doch zu spät, denn das Mädel kam nicht mehr auf die Pfötchen und musste kurz danach eingeschläfert werden.
Von daher ist es sehr gut, dass ihr eure Fellnasen nun regelmäßig auf die Waage bringt.

Kannst du beschreiben, was genau passiert, wenn die Kleinen auf die beiden jungen Erwachsenen treffen? Wer greift konkret wen an? Geht das von beiden Größeren aus oder ist es nur eine, die offensichtlich ziemlich aggressiv ist? Wenn ja, welche der beiden ist?
Kannst du alle Tiere bitte mit Namen benennen und bestenfalls auch eine Beschreibung des jeweiligen Charakters geben. Außerdem interessiert mich vor allen Dingen das Verhalten der Tiere untereinander.

Welche Verletzungen sind bei wem zu verzeichnen gewesen? Haben die „Fellkugeln“ tatsächlich zu Bissen geführt oder können die Verletzungen auch in anderen Situationen (bspw. beim Aufreiten und dem Versuch des oben befindlichen Degus den Aufgerittenen daran zu hindern, dieser Situation zu entkommen. Dabei wird auch schon mal gerne sehr unsanft mit den Zähnen zugepackt. Oder es entstehen Verletzungen durch die bei Degus oftmals üblichen „Boxkämpfe“, wobei insbesondere der Brustbereich, aber auch punktuell Stellen im Gesicht des Gegenübers durch die spitzen Krallen blutig sein können.) entstanden sein?

Nachdem die Vier nun wieder in Zwei und Zwei getrennt worden sind, es Verletzungen und damit auch Schmerzen gegeben hat, muss nun erst einmal wieder Ruhe bei den Tieren einkehren. Dabei sollten sie natürlich weiterhin durch ein doppeltes Trenngitter sicher voneinander abgetrennt sein.
Dann heißt es, das jeweilige Verhalten gut zu beobachten, denn davon ist abhängig, wie weiter vorgegangen werden sollte bzw. wann man einen erneuten, direkten Zusammenführungsversuch wagen könnte.

Aufgrund der bisherigen Vorkommnisse (die mir allerdings bisher noch nicht ganz klar sind) und dem eigentlich nicht so wirklich optimalen Altersgefüge deiner Tiere, solltest du dich auf jeden Fall darauf einstellen, dass es eine Weile dauern könnte, bis man es nochmals versuchen sollte.
Schlimmstenfalls kann es aber auch sein, dass du beide Duos bis zum „Ausgewachsensein“ (und damit dem Ende der Flegelphase) der Youngster dauerhaft getrennt halten musst.

Wie sieht denn die Käfigsituation aus? Wäre dieses Szenario für mindestens weitere 15 bis 18 Monate realisierbar?

Das nächste direkte Zusammentreffen würde ich dann zudem im zukünftigen, gemeinsamen Zuhause stattfinden lassen, denn dies auf neutralem Boden durchzuführen, kann sehr wohl auch kontraproduktiv sein. Dies ist dann ja wieder ein neues Revier, was jemand für sich beanspruchen könnte. Beim Käfigseiten- bzw. Sandbadtausch werden im Laufe der Zeit von allen Degus individuelle Gerüche hinterlassen, die dann zu einem Revierduft führen und der damit mehr oder weniger nach allen beteiligten Tieren riecht.

Was meint eigentlich die erfahrene Züchterin zu der bisherigen Entwicklung? Oder hast du sie gar nicht deswegen kontaktiert?

Die Antwort ist leider sehr lang geworden. Aber gerade Fragen rund um die Themen Verhalten bzw. Vergesellschaftung sind aufgrund der Individualität jeder Ausgangssituation, der jeweilig beteiligten Tiere und auch der weiteren Entwicklung immer als Einzelfall zu sehen, so dass es meist keine pauschalen bzw. allgemeingültigen Empfehlungen geben kann, wenn es zu Problemen gekommen ist. Dies dann zudem in schriftlicher Form "abzuhandeln", ist m.E. nicht mit wenigen Worten oder knappen Texten umzusetzen.

Re: Vergesellschaftung - aufgeben oder gedulden?

Verfasst: 4. Sep 2018, 12:22
von Moshpithamster
Hallo Monika,

erst einmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich hoffe, ich denke jetzt an alle Informationen.

Zu der bisherigen Situation:
Im April sind die drei Schwestern Emma, Annegret und Wilma zu uns gezogen. Emma war definitiv kräftiger als die anderen beiden und allem Anschein nach der Chef. Alle drei fraßen, bewegten sich viel, kuschelten und wirkten insgesamt sehr fit. Auch Wilma hatte eine gesunde, rundliche Statur. Als wir sie tot fanden, waren absolut keine äußerlichen Veränderungen wahrnehmbar, weswegen wir in Sorge waren, dass es sich um eine ansteckende Krankheit handeln könnte. Der Tierarzt hat uns nach ener wirklich eingehenden Untersuchung jedoch versichert, dass Emma und Annegret - soweit das bei Degus festgestellt werden kann - sehr gesund zu sein scheinen und dass er bei Wilma einen Sturz als Todesursache vermutet.

Dass Emma im Laufe des Monats nach Wilmas Tod stakt abgenommen hat, war definitiv sichtbar, da sie ganz eingefallen aussah. Aufgrund von Schwellungen im Mund hat unser Tierarzt zunächst eine Zahnfehlstellung vermutet, was er aufgrund eben dieser starken Schwellungen jedoch nicht zu 100% erkennen konnte. Bei unserem eigentlichen Zahnkorrekturtermin war die Schwellung abgeklungen und bot Sicht auf hervorragende Degu-Zähne. Wir vermuten also, dass eine Mundverletzung nach einer einmaligen Fütterung mit Rosenlaub die Ursache für die Schwellung war.

Im Laufe der nächsten Tage wurde zudem immer ersichtlicher, dass Annegret Emma den Zugriff auf Futter verweigert hat. Wir hatten zwar zwei Näpfe, diese standen aber dicht beieinander. Vermutlich hat Wilmas Tod zu einer Erneuerung der Rangfolge geführt, da Annegret seitdem eindeutig der Chef der beiden ist. Das Auseinanderstellen der Näpfe hat Wunder bewirkt und es bestehen absolut keine Gewichtsprobleme mehr.

Die beiden Kleinen - Astrid und Lisbet - haben wir im Alter von 8 oder 9 Wochen geholt und nach zwei Tagen die Vergesellschaftung ausprobiert. Wir hatten den Eindruck, dass unsere beiden Großen zunächst sehr aufgeschlossen waren, die Kleinen jedoch auf deren Annäherungsversuche ängstlich-aggressiv reagiert haben (die Kleinen waren eindeutig panisch, haben viel gequiekt, sind weggelaufen und haben sich gegen Beschnupperungen gewehrt. Dieses Verhalten schien dann die Aggression der Großen - insbesondere von Annegret - zu schüren, sodass die Kleinen einige Bissverletzungen am Rücken davontrugen.

Das Verhalten der Paare untereinander ist sehr friedlich. Sowohl Astrid und Lisbet als auch Emma und Annegret kuscheln viel miteinander und aufgrund der Distanz zwischen den Näpfen kommt es auch hier nicht mehr zu Streitigkeiten. Diese entstehen nur in der folgenden Situation:
Astrid und Annegret stehen sich häufig am Trenngitter gegenüber, laufen hin und her, nagen daran und quieken ärgerlich. Kommen Lisbet oder Emma dann zum Zaun, kommt es zu lautstarken Boxkämpfen, bei denen Astrid Lisbet vom Trenngitter vertreibt, bzw. Annegret Emma. Ist Emma hingegen alleine am Gitter, scheint Sympathie und Neugierde zwischen ihr und den Kleinen zu herrschen. Auch schlafen die Kleinen seit geraumer Zeit nicht in ihrer Korkröhre sondern direkt am Gitter, Emma döst ebenso häufig in der Nähe des Gitters und seit einigen Tagen schlafen auch die beiden Großen häufig zusammengekuschelt an der Trennung, jedoch, auf ihrer Seite, quasi am anderen Ende. Also würde man von der Seite der Großen auf da Trenngitter schauen, lägen die Kleinen - Lisbet unten, Astrid oben - auf der rechten Seite hinter dem Gitter und die beiden Großen - Annegret meist/immer oben (?) - auf der linken Seite vor dem Gitter.

Grundsätzlich halten sich alle Degus zurzeit meist am Trenngitter auf, dösen hier, putzen sich selbst oder gegenseitig oder stöbern im Streu und Heu. Alles ist meist friedlich, bis auf die oben geschilderten Situationen.

Bei unserem zweiten Vergesellschaftungsversuch saßen die beiden Paare viel in den gegenüberliegenden Ecken, insbesondere Annegret und Lisbet. Emma kam häufig sehr vorsichtig zum Beschnuppern der beiden genähert, wurde anfangs noch angequiekt und abgewehrt und hat sich dann immer schnell wieder zurückgezogen. Da sie aberr nicht locker gelassen hat und immer wieder vorsichtig ankam, ließen sich die Kleinen irgendwann beschnuppern. Astrid hat immer wieder sehr vorsichtig den Kontakt zu Annegret gesucht, diese jedoch war eindeutig aggressiv und es kam zu Knäuelbildungen, die häufig mehrere Sekunden dauerten und bei denen wir mehrfach eingeschriiten sind. Lisbet hat viel panisch gequiekt, hat bei Annäherungsversuchen aufgemuckt oder sit panisch durch das ganze Gehege gerannt, was dazu führte, dass alle Mädels kurz durcheinanderrannten, sodass es beim Aufeinanderprallen ebenfalls zu sehr kurzen Knäueln kam. Annegret hingegen hat sich, wenn es nicht gerade zu einer Masssenpanik kam oder sie Astrid abgewehrt hat, quasi die ganze Zeit über nur in ihrer Ecke aufgehalten und keine Annäherungsversuche gemacht. Wir konnten keine Boxkämpfe zwischen und Astrid und Annegret beobachten, es kam immer direkt zu den Kugeln. Lediglich Emma wurde anfangs von den kleinen mit einem sehr kurzen Aufstellen vertrieben. Nach drei Stunden hatte Astrid eine große, tiefe Bisswunde im Nacken und zwei ebensolche im Mund-/Halsbereich. Lisbet hatte eine blutende Pfote - es scheint, als sei ihr eine Kralle ausgerissen. Emma und Annegret waren beide unversehrt.

Zu den Charakteren:

Emma ist eindeutig aufgeschlossen und sanftmütig. Sie löst selten Konflikte aus und scheint, wenn es zu solchen kommt, immer eher beschwichtigend als aggressiv zu reagieren, es sei denn, eine Verteidigung ist nötig. Sie kümmert sich intensiv um den Nestbau. Sie ist insgesamt sehr ruhig, Menschen gegenüber neugierig und zutraulich und kann auch festgehalten werden, ohne zuzubeißen.

Annegret war schon immer die achtsame, die laut quiekend auf potentielle Gefahren aufmerksam macht und manchmal ein paar Minuten braucht, bis sie zutraulich ist. Dann ist sie aber nahezu ebenso neugierig und zutraulich unterwegs, wie Emma, und lässt sich ebenfalls auch mal festhalten, ohne zuzubeißen.

Astrid ist sehr sehr zutraulich und neugierig, kommt immer sofort auf die Hand und beißt ebenfalls nie zu. Allem Anschein nach ist sie dominater als Lisbet, selbstbewusst und keck.

Lisbet ist (nur etwas) vorsichtiger und scheuer als Astrid und dieser vermutlich untergeben.


Eine längere Trennung ist bei uns immer möglich, da unser Gehege aus zwei großen Einzelterrarien (Beide etwas größer als die Mindestmaße für 2 Degus) mit einem nicht allzu großen Durchgang besteht. Nur die Trenngittermethode führen wir derzeitig nur in einem der Gehege (das Größere) durch, da die beiden Terrarium waagerecht miteinander verbunden sind und ein Gitter dazwischen keinen Vergesellschaftungssinn ergäbe und vermutlich sogar Verletzungsrisiken birgt.

Ich hoffe, die Infos waren aufschlussreich :) Vielen Dank für deine Hilfe!!

Liebe Grüße, Marnie

Re: Vergesellschaftung - aufgeben oder gedulden?

Verfasst: 4. Sep 2018, 20:15
von esmeralda
Hallo Marnie,

vielen Dank für deine umfassende Beantwortung der vielen, von mir aufgeworfenen Fragen. Nachdem ich mir alles mehrmals gut durchgelesen habe, werde ich nun meine Sichtweise bzw. Einschätzung Punkt für Punkt versuchen „abzuarbeiten“.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Der Tierarzt hat uns nach ener wirklich eingehenden Untersuchung jedoch versichert, dass Emma und Annegret - soweit das bei Degus festgestellt werden kann - sehr gesund zu sein scheinen und dass er bei Wilma einen Sturz als Todesursache vermutet….
Ich hoffe, dass sich der Tierarzt die Zähne und dabei insbesondere die Backenzähne deiner Wusel genau angeschaut hat. Degus können mit einer Zahnanomalie nämlich leider auch sehr lange unauffällig fressen, sowie das normale Gewicht halten, bis tatsächlich irgendwann doch der Zeitpunkt eintritt, an dem man eine Veränderung des Fressverhaltens oder des Gewichtsverlaufs erkennen kann.

Sollte tatsächlich ein Sturz todesursächlich bei Wilma gewesen sein, solltet ihr euren Käfig unbedingt in Bezug auf mögliche Gefahrenquellen u./o. größere Absturzhöhen kritisch unter die Lupe nehmen. Du schreibst, dass die nunmehr zweifach vorhandenen Deguheime (Terrarien) nur wenig mehr als die Mindestgröße für zwei Tiere haben. Sollten sie insbesondere deutlich höher, als lang sein und keine zusätzliche/n Volletage/n haben, dann müsste diesbezüglich nachgerüstet werden.
Darüber hinaus müsstet ihr euch über kurz oder lang sowieso Gedanken darüber machen, wie ihr die beiden Terrarien so verbindet, dass es nicht nur einen kleinen Durchgang von einem zu anderen gibt, sondern dass tatsächlich eine lange, durchgehende Fläche geschaffen wird. Ich vermute mal, dass das Problem die durchgehende Grundfläche ist, die für 2 Tiere als Mindestmaß vorausgesetzt wird.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Emma war definitiv kräftiger als die anderen beiden und allem Anschein nach der Chef….
…. Vermutlich hat Wilmas Tod zu einer Erneuerung der Rangfolge geführt, da Annegret seitdem eindeutig der Chef der beiden ist….
Woran machst du die Überlegung des Rangfolgenwechsels fest? Du hast eingangs geschrieben, dass die 3 Mädels sehr viel und wohl auch sehr harmonisch miteinander interagiert haben, als Wilma noch lebte. Gab es nach dem Tod von Wilma klar erkennbare Unruhe oder sogar Aggressionen zwischen Annegret und Emma, außer nachfolgender Beobachtung?
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Im Laufe der nächsten Tage wurde zudem immer ersichtlicher, dass Annegret Emma den Zugriff auf Futter verweigert hat….
Wie kann ich mir das genau vorstellen? Hat Annegret die beiden nah beieinander stehenden Näpfe nicht nur zum Zeitpunkt des frischen Befüllens, sondern eigentlich permanent für sich beansprucht?
Futterneid ist bei meinen Tieren auch sehr ausgeprägt, wobei das Tier, was ganz am Ende der Rangfolge steht, den meisten Aufstand und den größten „Aufriss“ darum macht.

Diese Situationen kann man entschärfen, in dem man das Futter nicht mehr in (weiter verteilten) Näpfen anbietet, sondern es breitflächig über mehrere Etagen auf der Einstreu verteilt.

Bzgl. der Leckerli-Vergabe hat unser „Futter-Rambo“ gelernt, dass er diese immer nur eine Etage unter den anderen und dann auch noch als letztes Tier erhält. Er macht dann zwar immer noch viel Gezeter und tut so, als wäre er kurz vor dem Verhungern, aber er ist inzwischen so konditioniert, dass er freiwillig in die unterste Etage läuft, um dort seine Leckerlis zu erhalten.
Moshpithamster hat geschrieben: 26. Jun 2018, 19:16 Hallo,

Ich bin neu hier und habe ein dringendes Anliegen:
Meine eine Degudame ist untergewichtig (153g heute), was laut Tierarzt an ihren spitzen Backenzähnen liegt. Diese können zwar abgeschliffen werden, für die Narkose soll sie aber noch ein bisschen Gewicht zulegen. Der TA hat mir dafür Päppelbrei mitgegeben, der interessiert sie aber kein Stück. Zwangsernähren möchte ich sie nicht, da sie an Heu, Frischfutter und Nüssen definitiv interessiert ist, nur bekommt sie aufgrund der Zähne offensichtlich nicht so viel runter, wie nötig wäre. ….
LG
Es mag sein, dass es am Futternapf immer wieder Stress darum gab, wer zuerst das beste Teil daraus nehmen durfte, aber ich glaube, dass der Gewichtsverlust von Emma tatsächlich durch die Zahnspitzen und die damit einhergehende schlechte Futteraufnahme verursacht wurde.

In der Zeit wird ihr Annegret auch körperlich überlegen gewesen sein und damit zumindest zeitweise die Führungsrolle übernommen habe. Ob sie diese zu jetzigem Zeitpunkt noch innehat, kann ich noch nicht wirklich einschätzen, vermute aber, dass es eher nicht der Fall ist.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Astrid und Annegret stehen sich häufig am Trenngitter gegenüber, laufen hin und her, nagen daran und quieken ärgerlich. Kommen Lisbet oder Emma dann zum Zaun, kommt es zu lautstarken Boxkämpfen, bei denen Astrid Lisbet vom Trenngitter vertreibt, bzw. Annegret Emma. Ist Emma hingegen alleine am Gitter, scheint Sympathie und Neugierde zwischen ihr und den Kleinen zu herrschen…
Das jeweilige Wegdrängen des Partners am Trenngitter ist ein oftmals zu beobachtendes Verhalten. Damit will der „Vertreiber“ dem anderen gegenüber signalisieren, dass er meint, die Vorrechte am Trenngitter und somit das (vermeintliche) Sagen in der eigenen Gruppe zu haben. Dies ist aber nicht zwangsläufig der Fall, sondern kann lediglich ein Ausdruck dafür sein, dass das sich so verhaltende Tier eher unsicher ist und Angst hat, dass seine Stellung wegen der „Konkurrenten/Fremdlinge“ auf der anderen Seite des Trenngitters in Gefahr geraten könnte. Dabei kann es sich sowohl um den Chef, als auch um ein rangniederes Tier handeln.

Souveräne, gefestigte und in sich ruhende Chefs haben ein derartigen Verhalten nach meinen Beobachtungen nicht nötig.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22…Emma ist eindeutig aufgeschlossen und sanftmütig. Sie löst selten Konflikte aus und scheint, wenn es zu solchen kommt, immer eher beschwichtigend als aggressiv zu reagieren, es sei denn, eine Verteidigung ist nötig. ….
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Ist Emma hingegen alleine am Gitter, scheint Sympathie und Neugierde zwischen ihr und den Kleinen zu herrschen…
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Emma kam häufig sehr vorsichtig zum Beschnuppern der beiden genähert, wurde anfangs noch angequiekt und abgewehrt und hat sich dann immer schnell wieder zurückgezogen. Da sie aberr nicht locker gelassen hat und immer wieder vorsichtig ankam, ließen sich die Kleinen irgendwann beschnuppern. …
Nach deiner Beschreibung hat eher Emma die Eigenschaften für einen ausgleichenden Chef.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Astrid hat immer wieder sehr vorsichtig den Kontakt zu Annegret gesucht, diese jedoch war eindeutig aggressiv und es kam zu Knäuelbildungen, die häufig mehrere Sekunden dauerten und bei denen wir mehrfach eingeschriiten sind. …
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Annegret hingegen hat sich, wenn es nicht gerade zu einer Masssenpanik kam oder sie Astrid abgewehrt hat, quasi die ganze Zeit über nur in ihrer Ecke aufgehalten und keine Annäherungsversuche gemacht…
So wirklich schlau aus Annegrets Verhalten werde ich ehrlich auch nicht. Einerseits wird sie sofort aggressiv, wenn sich ihr die deutlich jünger und wahrscheinlich auch noch unterlegene Astrid vorsichtig nähert, anderseits hält sie sich zurückgezogen im Hintergrund auf, als es darum geht, die beiden Kleinen zu integrieren.
Nach meinen Erfahrungen ist dieses Verhalten von Annegret eher untypisch für eine Führungspersönlichkeit.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Astrid hat immer wieder sehr vorsichtig den Kontakt zu Annegret gesucht, diese jedoch war eindeutig aggressiv und es kam zu Knäuelbildungen, die häufig mehrere Sekunden dauerten und bei denen wir mehrfach eingeschriiten sind. ….
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22… Nach drei Stunden hatte Astrid eine große, tiefe Bisswunde im Nacken und zwei ebensolche im Mund-/Halsbereich. Lisbet hatte eine blutende Pfote - es scheint, als sei ihr eine Kralle ausgerissen. Emma und Annegret waren beide unversehrt. ….
So wie es aussieht, wurden die Zähne nur von den „Großen“ (überwiegend oder gar ausschließlich von Annegret?) und dabei wohl vor allen Dingen zur Abwehr eines (vermeintlichen?) Angriffs der Kleinen bzw. insbesondere von Astrid eingesetzt. Andernfalls hätten Annegret und Emma ebenfalls Verletzungen davon tragen müssen, was aber offensichtlich nicht geschehen ist.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22.. Lediglich Emma wurde anfangs von den kleinen mit einem sehr kurzen Aufstellen vertrieben…
Vllt. täusche ich mich da auch, aber das klingt mehr nach Boxkämpfen „à la Känguru“, wie sie bei Degus absolut üblich sind und nicht nach Vertreiben. Dies könnte auch die blutende Pfote von Lisbet erklären, weil hier vllt. doch keine Zähnchen, sondern eher die spitzen Krallen bei den mit Sicherheit erfolgten Abwehrbewegungen von Emma zum Einsatz gekommen sind.
Moshpithamster hat geschrieben: 4. Sep 2018, 12:22.. Lisbet hat viel panisch gequiekt, hat bei Annäherungsversuchen aufgemuckt oder sit panisch durch das ganze Gehege gerannt, was dazu führte, dass alle Mädels kurz durcheinanderrannten, sodass es beim Aufeinanderprallen ebenfalls zu sehr kurzen Knäueln kam…
Solche ziemlich unruhigen und kaum überschaubaren Situationen können nicht nur bei dem/den Degus, der/die Panik hat/haben, zur großen Verunsicherung führen, sondern durch deren bzw. das daraus resultierende Verhalten aller Beteiligten, wie wildes Durcheinanderlaufen und dabei Unmuts- u./o. Angstlaute von sich geben, zu einem insgesamten Chaos und damit auch der einen oder anderen Knäuelbildung führen.

Magst du vllt. mal Fotos von der jetzigen Käfigkonstellation hier einsetzen, damit wir gemeinsam überlegen können, wie man den Trenngitterbereich besser gestalten könnte und zudem schon einmal darüber spricht, wie irgendwann ein direktes Zusammentreffen in dem dann gemeinsamen Zuhause stattfinden könnte.

Wenn ich mir deine Ausführungen und meine Schlussfolgerungen, sowie Überlegungen dazu nochmals durch den Kopf gehen lasse, könnte ich mir vorstellen, dass man vllt. doch gar nicht so lange warten muss, bis man es nochmals mit einer Vergesellschaftung probiert. Ich hätte dazu auch schon eine konkrete Vorstellung bzgl. des Ablaufs bzw. der Vorgehensweise.

Dazu würde ich aber gerne ein persönliches Gespräch mit dir führen, um noch mehr Einzelheiten zu erfahren, die sich meist erst in einem direkten Austausch ergeben. Das sollten wir dann aber per PN absprechen.