Hallo Marion,
du schreibst, dass du erst seit kurzer Zeit Deguhalterin bist. Darf ich fragen, wie lange die beiden schon bei dir wohnen?
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du die beiden Mädels bereits in dieser Konstellation aus dem Tierheim übernommen hast und nicht erst selber vergesellschaftet hast. Dabei wäre allerdings die Frage, ob die beiden schon immer nur zu zweit zusammengelebt haben oder ob sich in der Zeit des Aufenthaltes im Tierheim irgendetwas an der Gruppenzusammenstellung geändert hat.
Wenn dieser der Fall gewesen wäre, könnte es sein, dass die beiden Mädels sich (immer noch) neu orientieren und über die Rangfolge einig werden müssen.
Aber es gibt natürlich auch eine Vielzahl anderer Gründe für Unruhe innerhalb der Gruppe.
Wenn es bspw. nicht wirklich geklärt worden ist, wer das tatsächliche Sagen hat (was aber in einem Duo nicht immer unbedingt erkennbar oder auch nicht immer zwangsläufig der Fall sein muss) kann es sein, dass das zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden muss.
Ab einer Gruppenstärke von 3 Tieren gibt es aber eine Hierarchie.
In deinem Fall scheint das ältere Tier (wie groß ist der Altersunterschied zu dem anderen Degu?) nun der Meinung zu sein, die Gruppe führen zu wollen, was augenscheinlich zu der von dir beschriebenen Unruhe bis hin zu Auseinandersetzungen führt.
Auch zu kleine u./o. nicht optimal ausgestattete Deguheime können ursächlich für Streit sein. Dein Deguheim klingt mit einer Länge von 130 cm (bei welcher Tiefe?) und einer Höhe von 170 cm nach viel Platz für zwei Tiere. Aber was mich etwas stutzig macht, ist die Aussage, dass sie 6 „Stockwerke“ zum klettern haben. Dabei stelle ich mir kleinere Bretter u./o. Teiletagen vor, die in unterschiedlichen Höhen angebracht und wahrscheinlich irgendwie verbunden sind.
Wenn dem so wäre, dann sollte der Käfig unbedingt mit Volletagen (also Ebenen über die gesamte Länge und Breite der Grundfläche mit jeweils im hinteren Ebenenbereich versetzt angebrachten Durchstiegen von 10x10 bis maximal 15x15 cm) nachgerüstet werden.
Damit steht nicht nur eine gute, durchgängige Grundfläche mehrmals zur Verfügung und bietet den lauffreudigen Tieren ausreichende Möglichkeiten, sich richtig auszupowern, sondern auch mögliche Absturzhöhen werden dadurch deutlich minimiert. Der Abstand zwischen den Etagen sollte in etwa zwischen 30 und 40 cm liegen. Lediglich in der Laufradetage kann dieser etwas größer ausfallen, was dann natürlich von dem Laufradgröße abhängig wäre.
Desweiteren können für den Halter (noch) nicht erkannte Erkrankungen Grund für Streit innerhalb einer Gruppe sein. Da das Überleben von Degus in der freien Wildbahn maßgeblich davon abhängt, so lange wie möglich vital und fit zu erscheinen, auch wenn dies tatsächlich aufgrund von Krankheit (oder Alter) nicht mehr der Fall ist, fallen Erkrankungen leider oftmals in einem Stadium auf, in dem sie bereits weiter fortgeschritten sind. Daher ist es ganz wichtig, Degus bspw. regelmäßig zu wiegen und darüber auch Buch zu führen, denn größere und zudem unerklärliche Gewichtsveränderungen insbesondere in Richtung Abnahme sind in vielen Fällen der erste feststellbare Hinweis, dass etwas im Verborgenen abläuft. Ein klassisches Bespiel dafür sind Zahnanomalien, die beim Degu häufiger vorliegen. Oder aber auch ein Befall mit inneren Parasiten, wie bspw. Giardien u./o. Kokzidien, die einem immungeschwächten, im Gegensatz zu einem gesunden Degu schon ganz schön zusetzen können.
Dann gibt es immer wieder mal Berichte darüber, dass es wegen bestimmter Einrichtungsgegenstände wie bspw. das Laufrad Ärger gibt, weil ein Tier dieses alleine für sich beansprucht.
Häuschen mit nur einem Ein- und Ausgang können ebenfalls zu Problemen führen (insbesondere während Vergesellschaftungen) wenn eines der Tiere drinnen sitzt und nicht mehr herauskommt, weil ein anderer Degu davor hockt und den Ausgang dadurch versperrt.
Gerne ist auch ein gemeinsamer Futternapf Stein des Anstoßes, weil sich jeder zuerst die besten Stücke daraus herausholen möchte. Sollte dies zum Tragen kommen, gibt es Abhilfe: entweder man stellt mehr Näpfe zur Verfügung, als es Gruppenmitglieder gibt oder man verteilt das Futter gleich breitflächig über die verschiedenen Vollebenen.
Oder es kommt zu Auseinandersetzungen, weil es um Revierveränderungen geht. Diese liegen bspw. vor, wenn ein Käfig komplett gereinigt worden ist und damit alle bislang vorhandenen Gerüche und Düfte weitestgehend beseitigt worden sind. Dann kann es (vornehmlich in instabilen Gruppen) passieren, dass ein Gruppenmitglied meint, dieses Revier für sich alleine bzw. als Chef beanspruchen zu können.
Aber auch der Umzug in ein neues Deguheim oder ein, wie oft auch immer stattfindender Freilauf kann zu Revierstreitigkeiten führen.
Leider kann ich nicht einschätzen, was bei deinen Tieren zum Streit geführt hat bzw. immer noch führt.
Magst du uns mehr zur Vorgeschichte, zu dem individuellen Charakter und dabei insbesondere zum Verhalten zum Artgenossen, sowie zu den bisher gemachten Beobachtungen, aus welcher Situation heraus bspw. Unruhe und Streit ausgegangen sind, berichten?
Ganz besonders wichtig ist auch eine Detailbeschreibung, wie ihr dann vorgegangen seid: Trennungen – ja/nein-, wenn ja, wie lange und wo untergebracht, wann und wie oft sind die Degus danach wieder direkt aufeinander getroffen, wo fanden diese Treffen statt, welche Verletzungen hat wer davon getragen usw. .
Zur besseren Zuordnung solltest du deine Tiere mit Namen benennen.
Wie ist der Stand der Dinge momentan?
Käfigbilder und eine Erklärung, wie die Tiere momentan untergebracht sind (zusammen oder getrennt?) können darüber hinaus noch mehr dazu beitragen, damit wir uns das Ganze in etwa vorstellen können
Gerade die Fragestellungen rund um ernsthafte Streitigkeiten bzw. die möglichen Vorgehensweisen danach, sind so komplex, dass es dafür die Antworten auf die vielen vorab gestellten Fragen benötigt.
Denn wir kennen weder die Tiere, noch sind wir vor Ort und können die Degus bzw. die Geschehnisse beobachten, so dass wir ausschließlich auf die Detailangaben des Halters angewiesen sind, um hoffentlich die Gründe zu erahnen oder bestenfalls sogar zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu empfehlen.
Als Lektüre empfehle ich dir im Übrigen sowohl
das Infoblatt Vergesellschaftung der Deguhilfe Süd , als auch diesen umfangreichen
Beitrag aus dem Deguhilfe Süd Forum rund um alle Fragestellungen, die bei (Re-) Vergesellschaftungen auftreten können.