Deguhilfe Süd e.V. - Forum

Hallo Zusammen,

ich bin noch ganz neu hier und würde auf ein paar Tipps von euch hoffen, da ich mir nicht so sicher bin ob ich hier grade das richtige tue.

Ich habe seit Anfang Oktober 4 Degujungs bei mir. Die 4 sind aus drei verschiedenen Würfen haben aber bei der Züchterin schon von klein an zusammen gelebt. Sie sind auch alle ca. 4 Monate alt.

Es hat seit ich sie habe immer wieder kleinere Rangkämpfe gegeben und auch mal eine kleine Schramme von einer Kralle aber bisher nie was schlimmes.

Heute Nachmittag als ich nach Hause gekommen bin musste ich feststellen das zwei der Jungs blutige Stellen hatten. Charly an der Hinterpfote und Peanut am Bein und an der Nase. Ich hab die kleinen dann etwas beobachtet und festgestellt das Peanut fast dauerhaft von Charly gejagt wurde und dieser auch immer wieder auf ihn lossprang. (Daher vermutlich auch die Wunden)

Ich habe die 4 dann in den Auslauf rausgelassen da sie dort eigentlich immer wesentlich ruhiger sind und weniger streiten. Ich hatte mir erhofft das Peanut sich dann etwas erholen und beruhigen kann, da er dort den anderen besser aus dem Weg gehen kann.
Ca. 15min lang war es im Auslauf sehr friedlich. Danach haben sowohl Charly als auch Woodstock (den konnte ich bisher eigentlich so gut wie nie bei Rankämpfen beobachten) angefangen Peanut zu verfolgen und "anzugreifen". Sie haben aber soweit ich das sehen konnte nie versucht zu beißen. Peanut hat sich daraufhin versteckt und ist weggerannt sobald sich einer der Angreifer näherte. Der einzige der zu ihm hingehen durfte war Snoopy, der vierte im Bunde. (Den interessierten die Rankämpfe so überhauptnicht).

Nachdem Peanut irgendwann völlig gestresst auf meine Schulter geklettert ist und dort auch nichtmehr runter wollte habe ich entschieden einen Teil des Käfigs mit einem Gitter abzutrennen, sodass der kleine dort erstmal seine Ruhe hat aber nicht ganz von den anderen getrennt ist.

Dort sitzt er nun seit ca. einer Stunde.
Die anderen drei gehen immer wieder zum Gitter und versuchen zu ihm zu kommen allerdings rennt er dann in eine Ecke und fängt an hoch und schrill zu quiken.
Momentan wirkt er relativ müde und ich denke er versucht zu schlafen.

Meine Frage ist... soll ich die kleinen wieder zusammenlassen oder soll ich Peanut erstmal alleine wieder runterkommen lassen?

Schonmal Danke im Vorraus fürs Roman durchlesen.

Liebe Grüße,

Nati

Hallo Nati,

wenn Du den Eindruck hast, dass Peanut bereits geschwächt und von der Situation völlig überfordert ist und Charly und Woodstock überhaupt nicht mehr von ihm ablassen, kann die Trennung richtig gewesen sein. Ob sie ggf. zu früh erfolgte, kann ich so aus der Ferne nicht abschätzen. Eigentlich scheinen noch keine wesentlichen Verletzungen erfolgt zu sein, weshalb möglichst nicht getrennt werden sollte. Zumal es sich um junge Tiere handelt, die durchaus einigen Stress abkönnen. Allerdings muss man auch vorsichtig sein, wenn es sich bei Peanut z.B. um ein Tier handelt, dem bei einem gewissen Maß an Stress die Sicherungen durchgehen und der dann um sich beißt. Ich kenne aber seinen Charakter nicht. Solltest Du an der Trennung festhalten, würde ich ihm allerdings Snoopy mit an die Seite setzen, da ich davon ausgehe, dass eine Re-Vergesellschaftung nicht binnen weniger Tage erfolgen kann und man das angegriffene und gejagte Tier nicht auch noch isolieren sollte.
Auslauf solltest Du während der Re-Vergesellschaftung streichen. Ebenso intensive Käfigreinigungen oder -umgestaltungen.

Was rät denn eigentlich die Züchterin? Diese schreiben sich doch stets auf die Fahne, sozialverträgliche Tiere zu züchten und enormes Fachwissen zu besitzen.

LG Dagmar

Hallo Dagmar,

ich habe die über die Nacht am Trenngitter gelassen und gestern Nachmittag dann wieder zusammen gelassen. Ich denke es war ganz gut das sich beide Parteien mal beruhigen konnten. Sie sind jetzt seit knapp einem Tag wieder zusammen und sie streiten zwar immernoch und der kleine Peanut rennt immernoch vor Woodstock und Charly weg aber es ist wesentlich weniger hektisch und es sind nun auch längere Pausen zwischen den Streitereien.

Ich beobachte das ganze weiter aber ich hoffe das legt sich wieder. Er schläft aber immernoch getrennt von der Gruppe, wobei er mittlerweile ab und zu versucht zu ihnen zu gehen wenn sie schlafen. Das lässt Woodstock aber nicht zu und fängt an mit ihm zu Boxen.

Die Züchterin konnte ich leider spontan nicht erwischen aber vielleicht meldet sie sich noch.

LG

Nati

Hey nati,

Solange es Unruhen im Käfig gibt würde ich den auslauf erst einmal streichen. Änderungen der Umgebung und dazu zählt auch der Auslauf führen oft zu noch mehr Aufregung.

Dagmar hatte es schon angedeutet. Wenn du die Tiere doch trennen solltest, trenn bitte den Aggressor ab nicht den der angegriffen wird, denn das gibt dem Aggressor nur das Gefühl gewonnen zu haben.

Ansonsten würde ich bei solchen Verhalten keine Brennnesseln mehr füttern und das Futter großflächig im Käfig verteilen...

Da es sich um Jungtiere handelt musst du dich wohl an Streitigkeiten gewöhnen... Die Tiere Fechten bis zu ihrem zweiten Lebensjahr immer wieder rangkämpfe aus.

@dagmar: verstehe die Frage zur Züchterin nicht... Ich dachte es sei normal das Jungtiere öfter streiten? Das kriegt die beste zucht doch nicht raus oder?

Hey,

wieso sollte man denn keine Brennnessel mehr füttern?!?

Silmeria hat geschrieben: ↑30. Dez 2018, 09:39 @dagmar: verstehe die Frage zur Züchterin nicht... Ich dachte es sei normal das Jungtiere öfter streiten? Das kriegt die beste zucht doch nicht raus oder?

Die Frage war zugegebenermaßen etwa provokativ, da die Züchter immer zu Jungtieren raten und sich vehement gegen die Vorwürfe wehren, dass sie nur auf Farbe züchten. Es wird immer wieder betont, dass selbstverständlich Gesundheit und Sozialverhalten im Vordergrund stehen, nur merke ich davon nichts.

Ich zitiere eine Züchterin (Aussage auf Facebook):

Jungtiere zu vergesellschaften ist kein Aufwand, wirklich nicht. Gerade wenn es von Züchtern kommt.

Tja... aber wenn es zu Problemen kommt, tauchen sie allesamt ab und die Deguhilfe wird zur Hilfe geholt.
Von daher wollte ich wissen, was die Züchterin dazu sagt, aber... wie fast immer... sie sind dann nicht mehr erreichbar...

Gruß Dagmar

Davon das immer der Angreifer weggespeert werden soll finde ich so nicht richtig. Das sollte von Fall zu Fall und von Tier zu Tier abgewogen werden.

Das Trennen sollte nur als letzer Schritt gemacht werden, da eine spätere Vergessellschaftung sehr zeitaufwendig ist.

Sollte doch getrennt werden, wäre in jedem Fall jeweils eine zweier Konstellation vorzuziehen, damit sich kein Degu alleine fühlt. Das ist auf Dauer keinem Tier zuzumuten. Egal ob es andere angegriffen hat oder nicht.

Gibt in der Zwischenzeit was Neues?

@Dagmar: Das sehe ich auch so. Jungtiere sind einfach, aber wenn sie dann Erwachsen werden fangen die Probleme an. Der Züchter hat da seine Tiere aber schon verkauft, und der Rest interessiert sie nicht.
Meiner Meinung nach kann die Farbzucht nur zulasten der Gesundheit und des Sozialverhaltens gehen. Den Gesund wird diese Zucht kaum sein, sonst hätten sich diese Farbschläge auch in der Natur entwickelt und durchsetzen können.

camel73 hat geschrieben: ↑30. Dez 2018, 11:47 ... Den Gesund wird diese Zucht kaum sein, sonst hätten sich diese Farbschläge auch in der Natur entwickelt und durchsetzen können.

Hi,
nur isoliert auf dieses letzte Argument bezogen - nicht auf die generelle Gesundheit von Zuchttieren:
das stimmt so nicht.
Überleg mal, wie die natürlichen Fellfarbe von Degus, Kaninchen etc - oder auch das grün-gelbe Federkleid des naturfarbenen Wellensittichs wohl zustande kommen?
Nämlich durch evolutionäre Anpassung. Hier setzt sich das Merkmal durch (hier: agouti/wildfarben), das durch natürliche Mutation und anschließende Selektion entstanden ist.
Für die Fellfarbe bewährt sich hier einfach bei Beutetieren im allgemeinen eine Farbe, die bei der Tarnung hilft. Selbst wenn Paarungpartner einen Farbmutanten evtl mal besonders anziehend finden sollten
Als weisser Degu oder blauer Wellensittich werde ich einfach ganz schnell gefressen und kann meine Gene nicht weitergeben.
Egal wie gesund ich eventuell sonst bin.

Grüße
Sabine

Firelady hat geschrieben: ↑30. Dez 2018, 10:09 Hey,

wieso sollte man denn keine Brennnessel mehr füttern?!?

Hallo Julia,

die Empfehlung mit der Brennessel kommt seit anderhalb Jahren aus der Facebookgruppe "Alenas Frischfutter für Degus".
Woher Alena die Empfehlung ursprünglich hatte, konnte sie nicht mehr finden - vermutet aber aus dem Chin-Bereich.

Fakt ist einfach, dass wir in mehreren Fällen wirklich beobachten konnten, dass Degus durch die Gabe von Brennesseln unruhig, reizbar und streitsüchtig wurden.
Bzw dieses Verhalten umgehend spätestens einen Tag später ablegten als der Käfig "brennesselfrei" wurde.

Bisher haben wir nur Fälle von jüngeren Männchen mit eindeutigen Rückmeldungen.Aber gerade diese machen ja überdurchschnittlich häufig Probleme.

Den exakten Zusammenhang kann noch keiner genau belegen.

Da ich es aber selber an meinen Tieren 2x sehr eindrücklich gesehen habe sowohl im Gemisch mit frischer als auch mit (selber getrockneter) Brennessel und eben weitere Meldungen dazu kamen - geht m.E. es nicht an, auf eine medizinische Bestätigung zu warten und das ganze wegen kritischer Stimmen zu verschweigen.
So ist es inzwischen in den 4 großen Facebookgruppen eine recht übliche Empfehlung, dass die Halter von streitenden Gruppen, doch einmal versuchen sollen, brennesselfrei zu füttern. Um damit einen möglichen zusätzlichen Auslöser von Aggression/Streit wegzunehmen.
Mir ist bekannt, dass die Brennessel auch sehr gute Wirkungen hat. Und auch dass viele auch friedliche Gruppen problemlos Brennessel in der Mischung haben.
Aber: man kann die Tiere auch gesund ohne Brennessel ernähren. Die meisten großen und guten Hansemannsmischungen haben zum Glück keine.
1-2 andere Futterhersteller haben auf Kundenwunsch nachgezogen.
Denn wenn ich durch eine so einfache und ungefährliche Aktion eventuell eine recht große Wirkung erzielen kann, dann würde ich das als Ratsuchender immer wissen wollen. Und gerne selber ausprobieren, ob meine Tiere zu denen gehören, die (jetzt gerade oder grundsätzlich) hierauf ansprechen.

Die kurze ursprüngliche Erlärung, warum die Brennessel so wirkt, ist, dass sie schon immer als Aphrodisiakum eingesetzt wurde. Den Ruf haben aber viele Pflanzen. das reicht natürlich nicht und man muss vorsictig sein, hier nicht auf Verdacht den gesamten Speisezettel zu streichen. Zudem sprechen viele populäre "Heilkräuter/Aphrodisiaka"-Quellen dann von den Brennesselssamen oder den Wurzeln, die diese Wirkungen haben. Ich habe damals beim zweiten Mal ganz junge frische Pflänzchen verfüttert - und eine völlig ausgeglichene überhaupt nicht pubertierende (auch sonst fast schon asexuelle) Jungsgruppe fing am gleichen Mittag noch an Aufzureiten und sich quiekend durch den Käfig zu jagen.

Ich habe später dann das Histamin in Verdacht gehabt, da dieses in der Nahrung auch bei einigen ADHS-Betroffenen zum Teil symptomverstärkend wirken kann. Das habe ich aber eher wieder fallen lassen, da man liest, das Histamin zerfalle bei der Brennessel durch den Trocknungsprozess.

Auch die lakonische Erwähnung von "Steroiden" als Inhaltsstoffe brachte nicht viel mehr - denn nicht alle Steroide haben auch nur entfernt etwas mit anabol wirkenden Steroiden zu tun (fast keine aus dem pflanzlichen Bereich um genau zu sein).

Und ich habe schon einen besseren Hinweis gefunden, der auch wieder in Richtung Aphrodisiakum geht. Bin ihm aber auch nicht bis ins letzte nachgegangen (wie gesagt - mir reichen die praktischen Erfahrungen eigentlich aus. Das hier ist mehr für die gerne erhobenen kritischen Stimmen).

Und zwar gibt es Untersuchungen, dass Brennessel Hemmstoffe der Aromatase (Oleanolsäure, Urolsäure u.w.) enthält.
Die Aromatase katalysiert die Umwandlung von Androgenen in Östrogene.
Was nach meiner Vermutung der Grund dafür sein könnte, dass Brennessel bei Tieren, die sowieso unter Druck sind hormonell, durch die Hemmung dieser Umwandlung zu einem kurzzeitigen Testosteronüberschuss führen könnte. Testosteron ist das männliche Sexual- und auch Aggressionshormon...

Das würde nämlich auch sehr gut erklären, WARUM wir in extremen Fällen tatsächlich in kürzester Zeit die Verhaltensänderungen in beide Richtungen beobachten konnten!

Was für mich selber aber auch heisst, dass die Brennessel durachaus auch bei erwachsenen, "stabilen" Tieren u.U. latent unerwünscht wirken kann zB im Herbst (ES SEI denn das Tier ist alt oder sehr müde - hier könnte das sehr positiv wirken. Es wird als Tonikum oder eben mit obigem Wirkzusammenhang gegen Prostatavergrößerungen eingesetzt... hat jemand ein betroffenes Tier, könnte er sich also in die Richtung mal schlau machen ob man hier nboch etwas tun kann).
Deshalb lasse ich sie weg bis meine Jungs alt sind...

Grüße
Sabine

@Sabine: Nur kurz: Natürlich weiß ich das Farbschläge durch Genmutationen entstehen können. Nur passiert das in freier Natur sehr langsam und die meisten sterben auch meist sofort wieder aus. Der Mensch greift hier ganz gewußt ein und das nicht zum Wohle der Tiere, sondern auschließlich um durch Farbzuchten mehr Geld zu verdienen. Bei den Folgen in freier Natur bin ich bei dir. Durch diese schnelle Züchten entstehen aber Schäden am Gengut der Tiere welche sich auf die weiteren Generationen auswirken. Darum lehne ich sie ab. Gerne können wir uns darüber weiterunterhalten und austauschen. Gerne als PN oder in einem eigenen Thread

Habt bitte Nachschicht mit meinem Post, weil er das eigentliche Thema verwässert.