Seite 1 von 1

Plastik

Verfasst: 8. Mai 2019, 06:46
von nadja.s
Mein Degu hat gestern einen kleinen plastikbeutel erwischt. Er riss kleine stücke weg bevor ich es ihm wegnehmen konnte. Leider ist unklar ob er es gegessen hat. Heute morgen habe ich das gefühl er will nicht essen.

Re: Plastik

Verfasst: 8. Mai 2019, 08:17
von snoopy0589
Hallo Nadja,

es ist wichtig, dass der Degu Kot absetzen kann. Teile von Plastikbeuteln können einen Darmverschluss verursachen. Das kann innerhalb kürzester Zeit tödlich sein. Wenn der Degu keinen Kot absetzt, dann ab zum Tierarzt!

Re: Plastik

Verfasst: 8. Mai 2019, 08:32
von esmeralda
Guten Morgen Nadja,

wenn der Degu tatsächlich von dem Kunststoff gefressen haben sollte und seine Inappetenz darauf zurückzuführen ist, dann solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Aber auch wenn es keinen Zusammenhang zwischen der evtl. Aufnahme von Plastikpartikeln ist ein Tierarztbesuch notwendig, wenn der Degu nicht frisst!

Kunststoffe, insbesondere Weichplastik, können zu inneren Verletzungen und auch zu Verstopfungen bzw. einem Darmverschluss führen.
Dazu habe ich im alten Deguforum auch einmal einen ausführlichen Beitrag geschrieben, wobei es damals um die Verwendung von „Snuggel-Safes“ ging.

Dies ist der Thread aus dem alten Deguforum , der leider nicht mehr sichtbar so ohne Weiteres ist:
esmeralda-bonn hat geschrieben:Hallo,

ausgelöst durch einen erst kürzlich gelesen Artikel in der Zeitung des Tierschutzvereines bei mir vor Ort, sowie den in diesem Thread http://www.degus-online.de/phpbb/viewto ... =3&t=28043 verlinkten Hinweis auf einen "Snuggle-Safe" als mögliche Wärmequelle bzw. Wärmflaschenersatz für einen erkrankten Degu, möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, welche Gefahren durch die Verwendung von Kunststoffteilen im Degukäfig entstehen können.

Die Empfehlung der Verwendung eines „Snuggle-Safes“ war hier sicherlich so gedacht, dass er auf den Schoß des Tierbesitzers gelegt und nur unter genauster Beaufsichtigung des erkrankten Tieres genutzt werden sollte. Aber leicht könnte auch der Gedanke aufkommen, dieses Hilfsmittel z.B. einfach mal als Wärmequelle in den Käfig zu legen.

Bei der genaueren Betrachtung des vorwiegend bei Hunden und Katzen eingesetzten Artikels fiel mir nämlich sofort auf, aus welchem Material der Snuggle-Safe (ohne Bezug) besteht.
Da Degus „Hardcore-Nager“ sind und ihre Zähne auch sicher hier ausprobieren werden, würde ich diese Art von „Wärmekissen“ auf keinen Fall in den Degukäfig legen.
Um auf Nummer sicher zu gehen, würde ich immer eine andere Form der Wärmezufuhr wählen, wie z.B ein mit einem Schraubdeckel zu verschließendes Glas oder eine kleine Glasflasche, die mit warmem Wasser gefüllt ist.

Das Fressen und Verschlucken von Kunststoffen bzw. Plastikteilen kann lebensgefährlich bis tödlich sein!
Die Weichmacher im Kunststoff können neben ihrer hohen toxischen, sowie anderen gesundheitsschädigenden Wirkungen beim Zusammentreffen mit der Magensäure aufgrund einer chemischen Reaktion entweichen und die gefressenen Kunststoffpartikel verhärten. Diese werden dadurch in der Folge scharfkantig und können schwere, innerliche Verletzungen verursachen.

Ich persönlich vertrete jedenfalls die Auffassung, dass jegliche Form von Kunststoff wegen ihrer gefährlichen Wirkungsweisen absolut nichts im Degukäfig zu suchen haben.

Zu diesem brisanten Thema habe ich im Netz diverse, informative Beiträge gefunden, die zwar überwiegend den Einsatz von Weichmachern in Kinderspielzeug behandeln.
Da die Bestandteile und Zusammensetzungen anderer Kunststoffteile aber sicherlich mit denen in Kinderspielzeug zu vergleichen sind, denke ich, dass von diesen Artikeln aus (Weich-)Plastik ebenfalls die aufgelisteten Gefahren ausgehen. Häufig ist noch nicht einmal nachvollziehbar, woraus diese Dinge genau hergestellt worden sind.

Hier ein relevanter Auszug:
• Weichmacher. Diese Stoffe machen harte Kunststoffe wie PVC weich. Weichmacher dünsten mit der Zeit aus oder lösen sich in Fett und Flüssigkeit. Einige sind gefährlich und in Spielzeug deshalb verboten wie Diethylhexyl¬phthalat (DEHP), Benzylbutyl¬phthalat (BBP) und Dibutyl¬phthalat (DBP), die fortpflanzungs¬gefährdend sind….
• PVC. Polyvinylchlorid, kurz PVC, ohne Weichmacher ist sehr hart und riskant: Verschluckt ein Kind ein kleines, kantiges PVC-Stück, verhärtet es sich durch Magensäure und kann Verdauungsorgane verletzen.
Quelle:
http://www.test.de/themen/kinder-famili ... 3/1724913/

oder ein weiterer Auszug aus einer anderen Publikation:
Vorsicht bei PVC-Produkten

Vor allem bei Spielzeug für jüngere Kindern sollte man von PVC-Produkten die Hände lassen. Diese können Schwermetalle wie Cadmium enthalten. Diese sorgen dafür, dass die Spielzeuge bunt leuchten. Was schön aussieht, kann aber auch gefährlich sein. Denn freigesetzt durch Speichel und Schweiß können diese Schwermetalle in den Körper des Kindes gelangen und zu chronischen Gesundheitsschäden führen. Das gilt auch für Weichmacher, wie sie in Radiergummis oder "Wabbeltieren" enthalten sind. Beißt das Kind einen Teil der kaugummi-artigen Masse ab und verschluckt ihn, löst die Magensäure den Weichmacher heraus. Übrig bleibt ein scharfkantiges Stück Kunststoff, das lebensgefährliche Verletzungen verursachen kann.
Quelle:
http://www.aok.de/sa/tool/pressedb/ansicht01.php?ID=186

Besonders eindeutig ist hier wie folgt zu lesen:
• Relevanter Einsatz von Weichmachern nahezu ausschließlich bei
Produkten aus Weich-PVC
• Weichmacher sind nicht chemisch mit dem Kunststoff verbunden, sondern
liegen lediglich darin gelöst vor und können derart unter geeigneten
Umständen aus dem Kunststoff auswandern (migrieren).
• Kritisch werden Phthalat-Weichmacher gesehen. Zahlreiche Vertreter
dieser Stoffgruppe sind fortpflanzungsgefährdend, insbesondere das am
häufigsten verwendete Diethylhexylphthalat (DEHP).
• Es besteht die Gefahr des Abbeißens und Verschluckens von Weich-
PVC-Teilen (z.B. bei Spieltieren) durch Kleinkinder. In der Folge kann es
zu einer Aushärtung durch Herauslösen der Weichmacher im Magen-
Darm-Trakt und dadurch zu Verletzungen durch entstehende
scharfkantige Teile kommen.
Quelle:
http://www.lua.sachsen.de/pu/Poster/Doc ... lwaren.pdf

Zudem können verschluckte Kunststoffteile zu Verstopfungen bis hin zum Darmverschluss führen.

Leider scheinen die für Degus von Kunststoffen ausgehenden Gefahren immer noch nicht ausreichend bekannt zu sein, denn ich musste in der letzten Zeit immer wieder feststellen, dass Gegenstände und/oder ungesicherte Käfigunterschalen aus Kunststoff in Degubehausungen zu finden sind.
Selbst wenn Degus bisher keinerlei Anzeichen von Interesse am Benagen dieser Teile gezeigt haben mögen, würde ich mich zukünftig nicht weiterhin darauf verlassen.

Auch bei möglichen Freiläufen von Degus muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sie keine Möglichkeiten haben, an Gegenstände aus Kunststoff zu gelangen. Es kann viele Male gut gehen und dann auf einmal passiert es doch, dass etwas, was bisher nie beachtet wurde, plötzlich von Interesse ist und angenagt bzw. gefressen wird.

Aus eigener, leidlicher Erfahrung muss ich berichten, dass nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit dazu führen kann, dass ein Degu z.B. eine Kunststofftischdecke anfrisst und daran schwer erkrankt. In meinem Fall hatten wir großes Glück, sowie sehr kompetente TÄ und das betroffene Tier überlebte. Allerdings haben wir lange Zeit um den Degu gebangt und auch dauerte es mehrere Monate, bis das Tier wieder vollkommen gesund war.
Inwieweit Langzeitschäden dadurch entstanden sind, ist allerdings nicht bekannt.

Andere Degubesitzer, deren Tiere ebenfalls Kunststoff gefressen haben, hatten leider nicht so viel Glück wie wir und mussten ihre Tiere gehen lassen.
Vor über 10 Jahren hat leider auch einer meiner Degus im Freilauf in einem unbeaufsichtigten Moment ein großes Stück einer Kunststofftischdecke gefressen und dies hat sich dann auch nach einigen Stunden derart geäußert, dass das Mädel nicht mehr fressen wollte.

Die Tierärztin, die wir natürlich umgehend aufgesucht haben, nannte uns damals 3 Optionen:
- Degu gleich einschläfern lassen
- Degu operieren und dabei versuchen, die Kunststoffpartikel zu entfernen. Dies wäre eine sehr große OP geworden, denn es hätte der ganze Bauch aufgeschnitten werden müssen.
- Degu mit Paraffin-Öl (oral) behandeln und zu hoffen, dass sich dadurch eine Beschleunigung des Weitertransports im Darm einstellt.

Wir haben damals die 3. Möglichkeit gewählt, wobei auch die Vergabe des Paraffin-Öls eine ziemliche Prozedur war. Aber dadurch konnten wir tatsächlich erreichen, dass das Weibchen den größten Teil des gefressenen Kunststoffs wieder ausgeschieden hat. Bis dann alles wieder draußen war, hat es allerdings noch wesentlich länger gedauert.

Edit: Christina war schneller!