Deguhilfe Süd e.V. - Forum

Hallo,
seit zwei Wochen haben wir große Probleme mit unseren vier Mädels.
Wir haben sie seit Mitte Mai und zunächst war alles ganz harmonisch.
Der Käfig besteht aus drei Etagen mit 1,8 qm Grundfläche. Zudem haben sie einen Freilauf mit 2,4 qm.

Mitte Oktober kamen wir nachhause und es ging rund im Gehege und Blut floss. Wir setzten daraufhin das am schwersten verletzte Tier, Bounty, alleine.
Am nächsten Tag ließen wir die Bande wieder zusammen in den Freilauf, um zu überprüfen, wer den Stress macht.
Es war unser kräftigstes Tier, Sandy, und dann isolierten wir sie.
Wir versuchten es immer wieder kurz im Freilauf, aber sie jagte und verletzte immer wieder Bounty. So isolierten wir Sandy nach Rücksprache mit der Züchterin für mehrere Tage, da sie auch mit den beiden Anderen, Teddy und Sky, Stress machte.
Seither versuchen wir sie immer wieder im Freilauf in wechselnden Besetzungen zusammen zu lassen.
Leider jagt Sandy immer Bounty, die ganz laut und anhaltend zwitschert. Ich denke, sie hat Todesangst.
Bounty, Teddy und Sandy sind ein Herz und eine Seele und kuscheln immer, sobald sie wieder im Gehege sind.

Da es meinem Erachten nach so keine Verbesserung geben wird, stellt sich nun die Frage, die es weiter gehen kann...
Meine Idee wäre, sie paarweise zu setzen. Aber ich weiß nicht, welcher ich zumuten kann zu unserer Zicke zu sitzen. Ich befürchte auch, dass Sandy dann eben mit dieser Zoff anfangen wird.
Noch zum Charakter der beiden: Teddy ist ängstlich und versucht sich rauszuhalten; Sky mischt manchmal mit und versucht Sandy Paroli zu bieten.

Was würdet ihr mir raten?
Mit verzweifelten Grüßen
Phanie

Hallo und willkommen im Forum,

da du schreibst, du hast die Degus seit Mai von einer Züchterin werden sie jetzt ein gutes halbes Jahr alt sein, richtig? Hat dir die Züchterin auch gesagt, dass Degus im Alter von ca. 6 bis 18 Monaten in die Flegelphase kommen? Die ist vergleichbar mit der menschlichen Pubertät und während dieser Zeit gibt es in gleich- oder ähnlichaltrigen Gruppen fast immer Streit, teils auch sehr heftigen, weil die jungen Degus da ihren Platz in der Gruppe/Rangfolge suchen und immer wieder austesten. Meiner Erfahrung nach verschweigen Züchter dieses Detail leider gerne, wenn sie Jungtiere verkaufen.

Zuerst solltest du die Versuche bleiben lassen, die Gruppe wieder zusammen zu bringen. In der Regel machen es häufige Versuche eher schlimmer als besser. Die Stimmung schaukelt sich hoch, ohne dass es die Möglichkeit zur Klärung gibt. Es war aber die richtige Entscheidung, Sandy die Angreiferin aus der Gruppe zu nehmen.

Wie ist dein Käfig denn getrennt? Hatten die vier die Möglichkeit, sich an einem senkrechten (doppelten) Trenngitter zu begegnen?

Ich würde jetzt erstmal einen kompletten Sichtschutz anbringen, sodass Sandy die anderen auch nicht durch ein Gitter sieht. Nach einiger Zeit (vielleicht einer Woche, wenn es noch Aufregung gibt länger) kannst du ein Trenngitter einziehen.
Kennst du das Merkblatt zur Vergesellschaftung? Das gibt dir eine gute Übersicht darüber, wie du vorgehen solltest, wenn du Sandy wieder in die Gruppe integrieren möchtest.
https://www.deguhilfe-sued.de/files/Mer ... 0-2013.pdf

Mach dich aber auf eine seeeeehr langwierige Sache gefasst. Das Alter ist, wie du ja gemerkt hast, sehr explosiv. Da brauchst du viel Geduld. Dass es funktioniert kann dir leider niemand versprechen, aber einen Versuch ist es wert.

Ansonsten kannst du immernoch darüber nachdenken, sie erstmal 2-2 zu setzen und wieder zu vergesellschaften, wenn sie 1,2 Jahre alt sind.

Wie geht es Bounty? Konnte sie sich schon erholen?

Liebe Grüße
Nessa

Liebe Nessa,
erst einmal vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Mittlerweile hat sich die Lage verändert, nachdem ich gestern mit der Züchterin telefoniert habe.
Danach haben wir entschieden, die Mädels paarweise zu setzen: Bounty und Sky, Teddy und Sandy.

Seither sind alle deutlich entspannter, auch wenn mir persönlich das Herz blutet, Teddy der Zicke auszuliefern. Aber bisher läuft es gut und die beiden kuscheln sogar miteinander.
Auch tun mir Sky und Bounty leid, die Teddy suchen und zu vermissen scheinen.

Ich werde den Käfig um eine Etage erweitern, sodass beide Gruppen je zwei Etagen zur Verfügung haben werden.
Nach ein paar Monaten werde ich dann versuchen, sie wieder miteinander zu vergesellschaften.

Bounty kann jetzt erstmal durchatmen; einen Schönheitswettbewerb kann sie allerdings nicht mehr gewinnen... Sie hat aber auch eine gute Krankenschwester bei sich.

Über ein Trenngitter hatte ich bereits nachgedacht und auch schon das Hinweisblatt gelesen. Ich glaube aber, für unsere Truppe ist das jetzt die bessere Lösung- sofern der Friede anhält...

Vor der Re-Vergesellschaftung habe ich jetzt schon großen Respekt. Zumindest habe ich jetzt schon eine Ahnung, wie bösartig und blutig es zur Sache gehen kann!
Nun hoffe ich einfach das Beste!

Sollte es mit Teddy und Sandy nicht dauerhaft funktionieren, hat mir die Züchterin angeboten, für Sandy eine neue Partnerin zu suchen, sodass wir bis zum Ende der Pubertät eine Zweier- und eine Dreiergruppe halten könnten. Das ist jetzt mein Plan B.

Einen schönen Sonntag wünscht dir
Phanie

Phanie hat geschrieben: 3. Nov 2019, 13:41 Sollte es mit Teddy und Sandy nicht dauerhaft funktionieren, hat mir die Züchterin angeboten, für Sandy eine neue Partnerin zu suchen, sodass wir bis zum Ende der Pubertät eine Zweier- und eine Dreiergruppe halten könnten. Das ist jetzt mein Plan B.

Hallo Phanie,

an dieser Stelle möchte ich Dich eindringlich davor warnen, Dir ggf. ein Jungtier von der Züchterin "andrehen" zu lassen. Züchter haben nun mal meist nur ihre Zuchttiere und Nachwuchs. Ältere, charakterlich gefestigte Degus findet man bei ihnen wohl kaum. Und sollte daran gedacht werden ein "ausrangiertes" Zuchttier zu nehmen, so haben diese auch bereits einiges an teilweise nicht so schönen Erfahrungen hinter sich (sich ständig verändernde Gruppenkonstellationen - Männchen rein, Männchen raus - Nachwuchs bekommen, Nachwuchs aus der Gruppe genommen etc.), so dass es gut möglich ist, auch hier wieder ein sozial gehandicaptes Tier zu erhalten.

Und die Empfehlung, ein Jungtier zu nehmen, da die Vergesellschaftung in der Regel einfach funktioniert, führt dann nicht selten einige Monate später wieder zu genau den gleichen Problemen, vor denen Du jetzt schon stehst.

Viele Grüße
Dagmar

Liebe Dagmar,
vielen Dank für den Hinweis.
Diese Eventualität hatte ich nicht bedacht; da fehlt mir wohl noch die nötige Degu-Erfahrung...

Im Gehege ist es nach einigen Stunden nun immer noch ruhig und ich hoffe, wir sind mit unserer Trennung erstmal auf dem richtigen Weg.

Beide Paare kuscheln ganz harmonisch wie in alten Zeiten

Und bis zur Re-Vergesellschaftung im Mai haben auch meine Nerven Zeit, sich zu beruhigen

Gerne könnt ihr mir weitere Anregungen schreiben- ich bin dankbar dafür
Bzw. werde ich mich zu gegebener Zeit wieder melden!

Bis dahin,
liebe Grüße
Phanie

Hallo Phanie,

am besten nutzt Du die Zeit bis zur Re-Vergesellschaftung, um Dich durch möglichst viele Beiträge zum Thema Vergesellschaftung und Gruppenstreit zu lesen. Vieles kannst Du Dir dann schon im Vorfeld selber erarbeiten, so dass wir - wenn Du dann Unterstützung brauchst - bereits auf einem soliden Wissensfundament aufbauen können.
Die Grundsätze wiederholen sich und es ist für uns und insbesondere auch für Dich einfacher, wenn auf Deiner Seite bereits ein gewisses Maß an Wissen vorliegt. So können wir dann eine ganz individuelle detaillierte Beratung vornehmen und müssen nicht bei A anfangen. Das erschlägt den Ratsuchenden oft.

Nun drücke ich die Daumen für einen ruhigen und kuscheligen Winter.

Viele Grüße
Dagmar

Vielen Dank, Dagmar