Hallo Michaela,
erst einmal herzlich Willkommen hier im Deguhilfe Süd Forum, auch wenn der Grund deiner Anmeldung leider sehr unschöner Art ist.
Magst du noch mehr zu deinen Tieren, deren Verhalten, deren Vorgeschichte und ihrem Zuhause erzählen?
Prinzipiell ist es so, dass es nach meinen langjährigen Erfahrungen für jedes, ggf. auch schlimme, sowie auf dem ersten Blick unerklärliche Verhalten, eine Ursache bzw. einen Auslöser gibt, denn Degus sind nicht von Grund auf böse, bissig u./o. unverträglich.
Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit ebenso auf Paul zutreffen. Natürlich ist es für einen Deguhalter nicht nur traurig, sondern auch sehr schwer auszuhalten, wenn es solche Entwicklungen gibt, wie du sie in deiner Gruppe beobachtet hast. Dass dabei dann letztlich auch noch dein Mädel Emma zu Tode kam, ist schrecklich.
Und ich kann deine Verzweiflung verstehen, zumal Paul augenscheinlich bei einer erneut erfolgten Vergesellschaftung nach dem gleichen Muster vorgegangen ist.
Ich gehe davon aus, dass die Gruppe derzeit getrennt ist oder? Wie sieht die Aufteilung momentan aus?
Am besten schreibst du hier einmal in kurzen, knappen, aber aussagefähigen Stichpunkten u./o. Sätzen
- Wie alt die Mädels sind und seit wann sie in dieser Konstellation zusammenleben
- Ob Paul auch seit dieser Zeit mit in der Gruppe war oder erst später hinzugekommen ist
- Ob es in der jüngsten Vergangenheit (außer dem Tod von Emma) eine Veränderung innerhalb der Gruppe gegeben hat
- Wie du deine Tiere charakterlich einschätzt bzw. beschreiben würdest. Dabei interessiert insbesondere das Verhalten zu anderen Artgenossen und weniger zu ihrem Futtergeber, denn dies sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Am Besten benennst du deine Tiere beim Namen, damit sie später leichter auseinander zu halten sind.
- Was du zu der Vorgeschichte deiner Tiere weißt bzw. woher stammen sie
- Wie du bei einer (Re-)Vergesellschaftung genau vorgegangen bist, was du dabei genau an individuellen Verhaltensmustern erkennen konntest und ob es dabei ernsthafte Verletzungen gab
Desweiteren fallen mir noch nachfolgende Fragen ein:
- Sind alle gemeinsam aufeinandergetroffen oder ist dies Schritt für Schritt geschehen, also ein Tier nach dem anderen?
- Wie kommt Paul generell mit seiner Seheinschränkung zurecht? Hat er diese von Geburt an oder ist sie zu einem späteren Zeitpunkt aufgetreten?
- Kennt er das ganze Terrain gut, in dem er letztendlich mit den Damen zusammenleben soll?
- Gibt es einen bestimmten Anlass oder Auslöser, warum er erst nach 8 bis 10 Tagen damit anfängt, sich eines der Mädels herauszupicken und es zu drangsalieren?
- Handelt es sich dabei jedes Mal um das gleiche Weibchen oder variiert dies auch?
- War/ist es von Beginn einer Zusammenführung an eher unruhig bzw. harmonisch oder klappte es in den ersten Tagen sehr gut untereinander mit allen Gruppenmitgliedern?
- Ist Paul sexuell sehr aktiv und geht ggf. damit einzelnen oder auch allen Mädels ziemlich auf die Nerven, so dass es deswegen Unruhe gibt?
- Wann wurde Paul kastriert und hat er ggf. schon vorher mit Mädels zusammengelebt?
- Wie sah die Rangfolge vor Emmas Tod aus bzw. wie ist sie nun?
- Gab oder gibt es gerade gesundheitliche Auffälligkeiten (außer dem Katarakt bei Paul) bei einem oder gar mehreren Tieren der Gruppe?
- Wie können wir uns das Deguheim vorstellen. Dabei interessieren vor allen Dingen die Grundmaße (LängexBreitexHöhe) und die Inneneinrichtung. Zur besseren Vorstellung solltest du das eine oder andere Foto des Käfigs hier einstellen.
- Auch wenn die Frage eher ungewöhnlich zu sein scheint, interessiert mich das optische Aussehen bzw. die Fellfarbe der Degus (könnte es bspw. sein, dass es sich bei Paul um einen blauen Degu handelt)?
- Habe ich es richtig verstanden, dass du jetzt noch insgesamt vier Tiere, also Paul und die 3 Weibchen hast, und es vorher mit Emma insgesamt 5 Tiere waren?
- Bei der Geschlechterbestimmung ist es ganz sicher, dass es sich um diese Aufteilung handelt?
Mir ist klar, dass dies sehr viele aufgeworfenen Fragen sind, zu denen mit Sicherheit im weiteren Austausch noch weitere hinzukommen werden. Aber wir kennen deine Tiere nicht, noch können wir sie beobachten. Daher ist es für Außenstehende besonders schwer einzuordnen, was sich ggf. gerade in einer Gruppe abspielt. Um aber dem verständlicherweise verzweifelten Halter verantwortungsvolle Tipps und Ratschläge geben zu können und mit ihm gemeinsam zu überlegen, was die Ursachen für die vorhandene Situation sein könnten, müssen so viele Details und Informationen bekannt sein.
Selbst wenn eine so umfangreich wie möglich erstellte "Bestandsaufnahme" vorliegt, ist dennoch nicht gesichert, dass man den Grund für ein bestimmtes Verhalten tatsächlich auch findet. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Meist ist eine derartige Analyse auf schriftlichem Wege nicht zu bewerkstelligen, sondern es muss noch auf anderem Wege (bspw. über das Telefon) ein direkter Austausch stattfinden. Das ist aber mit sehr viel Zeitaufwand insbesondere des Beratenden verbunden, denn er muss das Kunststück hinbekommen, sich in die vorliegende Situation einzudenken, die „richtigen“ Fragen dazu zu stellen und dann anhand seiner Erfahrungen versuchen nachzuvollziehen, was passiert ist bzw. gerade passiert, um dann zusammen mit dem Halter einen Lösungsweg zu finden.
Dieser Hinweis ist übrigens nicht konkret an dich gerichtet, liebe Michaela, sondern vielmehr allgemein zu verstehen bzw. an diejenigen gerichtet, die hier, meist still (obwohl angemeldet) mitlesen und an anderer Stelle den gutgemeinten Rat geben, sich bspw. mit Verhaltens- und Vergesellschaftungsfragen an das Deguhilfe Süd Forum (oder direkt an die Deguhilfe Süd) zu wenden. Dies geschieht wohl, weil sie selbst entweder nicht über die notwendige Erfahrung verfügen oder einfach einsehen, dass eine Einzelfallberatung in anderen Bereichen des I-Nets, warum auch immer, nicht möglich ist.
Das ist auch vollkommen o.k. so, denn diejenigen, die hier fundiert schreiben, helfen wirklich gerne und im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Meist kommen die aus den verschiedensten anderen Gruppen hier aufschlagenden Halter mit sehr komplexen Problemstellungen, die teils weit über die „Basics“ der Deguhaltung hinausgehen, so dass deutlich mehr Wissen und Erfahrungen vonnöten sind, um adäquat antworten bzw. beraten zu können.
Da es aber nur um sehr wenige hier (noch) schreibende User gibt, die dazu meist auch noch anderen Stelle, meist ehrenamtlich, neben Beruf, Privatleben und anderen wichtigen Verpflichtungen, sehr involviert sind, bitte ich zu bedenken, dass hier auch nur nach freien Vakanzen geantwortet werden kann. Dies kann zur Folge haben, dass Antworten länger auf sich warten lassen oder auch leider nur an der Oberfläche kratzen und nicht weiter in die Tiefe gehen können.
Oftmals ist es zudem so, dass hier Hilfestellungen geleistet werden sollen, die ganz eindeutig in den Verantwortungsbereich anderer fallen. Dabei denke ich insbesondere an die Verkäufer von Gruppen, die ausschließlich aus Jungtieren bestehen oder diejenigen, die unisono dazu raten, zu Degus, die sich zu Beginn oder inmitten der Pubertät befinden, unbedingt weitere Jungtiere hinzufügen.
Es wäre in dem Zusammenhang für die betroffenen Tiere und auch den (neuen) Halter äußerst sinnvoll, wenn dabei auch ganz klar auf
die zu erwartenden Probleme hingewiesen würde, die diese Gruppenkonstellationen oftmals nach sich ziehen können !
Oder dass die Verkäufer sich auch dann noch
verantwortlich für ihre extra „produzierten“ Degus fühlen, wenn es bei den Käufern zu (meist leider vorhersehbaren) Schwierigkeiten kommt . Es ist nämlich in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit, ein Lebewesen nicht nur für möglichst gewinnbringend zu verkaufen, sondern auch sich danach noch dafür verantwortlich zu fühlen und dann nicht einfach „unterzutauchen“ und die Arbeit anderen zu überlassen.
Und ich bitte zukünftige Halter darum, darüber nachzudenken, ob es immer ausschließlich junge und dann möglichst noch bunte Degus sein müssen…
Nicht umsonst wird von erfahrenen und langjährigen Deguhaltern dazu geraten, möglichst eine schon länger friedlich zusammenlebende Gruppe von gut ausgewachsenen Degus – also mindestens gute 2 Jahre alt – zu nehmen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an diejenigen, die regelmäßig dazu beizutragen, dass sich dies so oft wie möglich als wirklich ernstzunehmender Tipp weitergegeben wird. Oder die versuchen, den Arbeitsanfall einzelner abzufedern bzw. ein wenig zu steuern…
Sorry, das musste jetzt sein, denn irgendwie nehmen momentan die mit dem Verhalten ihrer Degus überforderten Halter wieder einmal überhand!
Nun freue ich mich auf deine weiteren Informationen, liebe Michaela
und hoffe, dass es einen Weg gibt, der dazu verhelfen kann, alle Beteiligten glücklich und zufrieden zu machen.