Augeninfektion mit multiresistentem Pseudomonas
Verfasst: 29. Mär 2020, 10:14
Hallo zusammen,
ich wollte mal die langwierige Krankheitsgeschichte eines entzündeten Deguauges mit euch teilen. Vielleicht wird das ja mal für jemanden relevant bzw vielleicht kann ja auch jemand noch Erfahrungen beisteuern.
Der Degu, um den es geht, ist meine Degudame Panda, die noch aus dem Degunotfall Ost stammt und demanch inzwischen ca. 8 Jahre alt ist.
Panda ist chronische Zahnpatientin seit einigen Jahren und war schon immer eher klein und zierlich. Sie hat seit drei Jahren sehr struppiges Fell, sieht immer irgendwie ungepflegt aus und hat sich auf ein Gewicht von 180 g eingependelt, von dem ich sie einfach nicht wegbekomme, egal was ich ihr füttere. Eine Ursache dafür konnte leider nie gefunden werden. Anfang des Jahres ist mir auch aufgefallen, dass Panda blind ist, da sie, trotz ihrer Scheu, keine Angst mehr bei schnellen Bewegungen oder Annäherungen gezeigt hat, aber sehr schreckhaft bei Geräuschen war.
Angefangen hat alles irgendwann im Februar, da hat Pandas linkes Auge gesuddert. Das ist bei Zahnpatienten mit retrogradem Zahnwachstum nichts Spekatkuläres, da die Zahnwurzeln den Tränen-Nasen-Kanal reizen können, was dann zu Augensekret führen kann. Da Pandas Auge völlig reaktionslos aussah und sie es auch nicht zugekniffen oder übermäßig geputzt hat, hab ich mir erstmal gar nichts dabei gedacht. Außerdem werden bei Sabschaugen meist Augentropfen verschrieben, die man mindestens dreimal am Tag geben muss und da Panda ein sehr scheuer Degu ist, kam das auch gar nicht infrage für mich.
Ende Februar hatte Panda eine Zahn-OP, das Auge hat aber nicht aufgehört zu suddern und dann war das Sekret auch nicht mehr klar, sondern weiß, weshalb ich das Auge dann doch habe nachschauen lassen. Das Auge wurde angefärbt, dabei hat sich gezeigt, dass die Hornhaut an einer Stelle eine kleine Verletzung hat und es wurde ein Abstrich vom Auge genommen. Außerdem hat die Tierärztin mir bestätigt, dass Panda einen ausgeprägten grauen Star hat und daher weitgehend blind ist.
Aufgrund der Verletzung habe ich dann doch angefangen, 3x täglich antibiotische Augentropfen (Floxal) zu geben, auch wenn Panda, wie erwartet, dadurch extrem gestresst war. Leider hat Panda sich aufgrund der Augentropfen dann auch sehr viel geputzt und am Auge rumgefummelt.
Vom Abstrich wurde eine Anzucht gemacht, in der Pseudomonas in Reinkultur gewachsen ist. Ein Resistenztest hat außerdem ergeben, dass die Bakterien gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent sind, auch gegen das Ofloxacin in den Augentropfen, die ich gegeben habe.
Also bin ich auf Gent-Ophtal Augentropfen umgestiegen, die man aber leider mindestens 4x am Tag geben muss...
Zum Hintergrund: Pseudomonas ist der typische Krankenhauskeim. Er bildet sehr schnell Resistenzen gegen Antibiotika und ist für Individuen mit intaktem Immunsystem eigentlich harmlos, kann aber bei geschwächten Tieren und Menschen schwere Lungenentzündungen und Blutvergiftungen auslösen, die zum Tod führen können. Zwar wurde der Keim bei Panda im Auge nachgewiesen, die Möglichkeit, dass er sich aufs System ausweitet und dann gefährlich wird, besteht aber natürlich.
Trotz der neuen Augentropfen hat sich Pandas Auge nicht verbessert. Im Gegenteil, das Auge hat angefangen sich vollständig einzutrüben, es haben sich seltsame Ablagerungen gebildet und das Auge war in der Peripherie blutunterlaufen.
Hier mal ein, zugegeben nicht ganz scharfes, Foto von der Situation zu diesem Zeitpunkt:
https://www.bilder-upload.eu/bild-8a943 ... 3.jpg.html
Und leider hat auch das zweite Auge angefangen, weißes Sekret zu bilden, weshalb ich es dann direkt mitgetropft habe. Ich bin nochmal zum Tierarzt, allerdings konnte ich nicht zum selben Tierarzt gehen und der erste Tierarzt konnte mir das Biogramm leider nicht schicken. Der zweite Tierarzt hat mir dann empfohlen, die Tropfen weiterzugeben, außerdem Metacam zu geben und mit einer systemischen AB-Behandlung zu unterstützen. Leider war das verschriebene AB eines der vielen, auf die der Keim nicht anspricht. Schon zu dem Zeitpunkt war klar, dass das Auge keinerlei Funktion mehr hat, allerdings bestand noch die milde Hoffnung, dass es erhalten werden kann.
Diese Hoffnung hat sich dann leider in den folgenden Tagen zerschlagen, da sich unter der Hornhaut Eiter gebildet hat, der dann zwar wieder abgeflossen ist, das Auge aber völlig zerstört zurückließ.
Eigentlich hatte ich für mich beschlossen, dass ich eine 8 jahre alte Degudame nicht mehr in Narkose legen lasse, um ein krankes Auge zu entfernen, zumal der Keim vermutlich immer noch da ist und die Gefahr besteht, dass er bei der OP abwandert bzw in der Wundhöhle Probleme macht.
Allerdings war mir aufgefallen, dass Pandas Schneidezähne sich schief abnutzen und sie einseitig kaut. Dass das wenig bis keinen Sinn ergibt, ist mir klar, aber irgendwie dachte ich mir dann, wenn Panda eh wegen der Zähne in Narkose muss, dann geht das mit der Augenextraktion in Einem hin. Auch macht es mir Mut, dass die Seite, auf der Panda kaut, die Seite mit dem kaputten Auge ist. Ich hoffe also, dass das eine Problem unabhängig vom anderen ist. Panda hat also einen Termin am kommenden Dienstag. Da wird erstmal ein CT gemacht, um auszuschließen, dass doch eine Zahnwurzel mit an der Augenproblematik beteiligt ist und auch um zu sehen, ob die Entzündung lokal auf das Auge begrenzt ist oder ob auch hinter dem Auge ein Entzündungsherd sitzt. Wenn der Befund vom CT gut ist, dann werden die Zähne gemacht und das Auge entfernt und dann bleibt nur zu hoffen, dass alles gut abheilt und die Pseudomonaden mit dem Auge raus sind.
Zu der Entscheidung muss ich auch sagen, dass Panda, obwohl das Auge wirklich schlimm aussieht, sich überhaupt nicht davon beeindrucken lässt. Den größten Leidensdruck hat sie dadurch, dass ich sie so oft fangen muss, um die Tropfen zu geben, sie hat aufgrund dessen auch leider 20 g Gewicht verloren, aber sie zeigt keine Schmerzen und ist entsprechend ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen sehr fit und gut in ihre Gruppe integriert. Mittlerweile merkt man natürlich, dass die schiefen Schneidezähne sie beim Abbeißen behindern aber ansonsten ist sie eine zufriedene kleine Degu-Omi.
So, ich hoffe, ich habe euch nicht mit zu viel Text erschlagen.
Ich werde berichten, wie es mit Panda und ihrem Auge (bzw. ohne ihr Auge) weitergeht.
ich wollte mal die langwierige Krankheitsgeschichte eines entzündeten Deguauges mit euch teilen. Vielleicht wird das ja mal für jemanden relevant bzw vielleicht kann ja auch jemand noch Erfahrungen beisteuern.
Der Degu, um den es geht, ist meine Degudame Panda, die noch aus dem Degunotfall Ost stammt und demanch inzwischen ca. 8 Jahre alt ist.
Panda ist chronische Zahnpatientin seit einigen Jahren und war schon immer eher klein und zierlich. Sie hat seit drei Jahren sehr struppiges Fell, sieht immer irgendwie ungepflegt aus und hat sich auf ein Gewicht von 180 g eingependelt, von dem ich sie einfach nicht wegbekomme, egal was ich ihr füttere. Eine Ursache dafür konnte leider nie gefunden werden. Anfang des Jahres ist mir auch aufgefallen, dass Panda blind ist, da sie, trotz ihrer Scheu, keine Angst mehr bei schnellen Bewegungen oder Annäherungen gezeigt hat, aber sehr schreckhaft bei Geräuschen war.
Angefangen hat alles irgendwann im Februar, da hat Pandas linkes Auge gesuddert. Das ist bei Zahnpatienten mit retrogradem Zahnwachstum nichts Spekatkuläres, da die Zahnwurzeln den Tränen-Nasen-Kanal reizen können, was dann zu Augensekret führen kann. Da Pandas Auge völlig reaktionslos aussah und sie es auch nicht zugekniffen oder übermäßig geputzt hat, hab ich mir erstmal gar nichts dabei gedacht. Außerdem werden bei Sabschaugen meist Augentropfen verschrieben, die man mindestens dreimal am Tag geben muss und da Panda ein sehr scheuer Degu ist, kam das auch gar nicht infrage für mich.
Ende Februar hatte Panda eine Zahn-OP, das Auge hat aber nicht aufgehört zu suddern und dann war das Sekret auch nicht mehr klar, sondern weiß, weshalb ich das Auge dann doch habe nachschauen lassen. Das Auge wurde angefärbt, dabei hat sich gezeigt, dass die Hornhaut an einer Stelle eine kleine Verletzung hat und es wurde ein Abstrich vom Auge genommen. Außerdem hat die Tierärztin mir bestätigt, dass Panda einen ausgeprägten grauen Star hat und daher weitgehend blind ist.
Aufgrund der Verletzung habe ich dann doch angefangen, 3x täglich antibiotische Augentropfen (Floxal) zu geben, auch wenn Panda, wie erwartet, dadurch extrem gestresst war. Leider hat Panda sich aufgrund der Augentropfen dann auch sehr viel geputzt und am Auge rumgefummelt.
Vom Abstrich wurde eine Anzucht gemacht, in der Pseudomonas in Reinkultur gewachsen ist. Ein Resistenztest hat außerdem ergeben, dass die Bakterien gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent sind, auch gegen das Ofloxacin in den Augentropfen, die ich gegeben habe.
Also bin ich auf Gent-Ophtal Augentropfen umgestiegen, die man aber leider mindestens 4x am Tag geben muss...
Zum Hintergrund: Pseudomonas ist der typische Krankenhauskeim. Er bildet sehr schnell Resistenzen gegen Antibiotika und ist für Individuen mit intaktem Immunsystem eigentlich harmlos, kann aber bei geschwächten Tieren und Menschen schwere Lungenentzündungen und Blutvergiftungen auslösen, die zum Tod führen können. Zwar wurde der Keim bei Panda im Auge nachgewiesen, die Möglichkeit, dass er sich aufs System ausweitet und dann gefährlich wird, besteht aber natürlich.
Trotz der neuen Augentropfen hat sich Pandas Auge nicht verbessert. Im Gegenteil, das Auge hat angefangen sich vollständig einzutrüben, es haben sich seltsame Ablagerungen gebildet und das Auge war in der Peripherie blutunterlaufen.
Hier mal ein, zugegeben nicht ganz scharfes, Foto von der Situation zu diesem Zeitpunkt:
https://www.bilder-upload.eu/bild-8a943 ... 3.jpg.html
Und leider hat auch das zweite Auge angefangen, weißes Sekret zu bilden, weshalb ich es dann direkt mitgetropft habe. Ich bin nochmal zum Tierarzt, allerdings konnte ich nicht zum selben Tierarzt gehen und der erste Tierarzt konnte mir das Biogramm leider nicht schicken. Der zweite Tierarzt hat mir dann empfohlen, die Tropfen weiterzugeben, außerdem Metacam zu geben und mit einer systemischen AB-Behandlung zu unterstützen. Leider war das verschriebene AB eines der vielen, auf die der Keim nicht anspricht. Schon zu dem Zeitpunkt war klar, dass das Auge keinerlei Funktion mehr hat, allerdings bestand noch die milde Hoffnung, dass es erhalten werden kann.
Diese Hoffnung hat sich dann leider in den folgenden Tagen zerschlagen, da sich unter der Hornhaut Eiter gebildet hat, der dann zwar wieder abgeflossen ist, das Auge aber völlig zerstört zurückließ.
Eigentlich hatte ich für mich beschlossen, dass ich eine 8 jahre alte Degudame nicht mehr in Narkose legen lasse, um ein krankes Auge zu entfernen, zumal der Keim vermutlich immer noch da ist und die Gefahr besteht, dass er bei der OP abwandert bzw in der Wundhöhle Probleme macht.
Allerdings war mir aufgefallen, dass Pandas Schneidezähne sich schief abnutzen und sie einseitig kaut. Dass das wenig bis keinen Sinn ergibt, ist mir klar, aber irgendwie dachte ich mir dann, wenn Panda eh wegen der Zähne in Narkose muss, dann geht das mit der Augenextraktion in Einem hin. Auch macht es mir Mut, dass die Seite, auf der Panda kaut, die Seite mit dem kaputten Auge ist. Ich hoffe also, dass das eine Problem unabhängig vom anderen ist. Panda hat also einen Termin am kommenden Dienstag. Da wird erstmal ein CT gemacht, um auszuschließen, dass doch eine Zahnwurzel mit an der Augenproblematik beteiligt ist und auch um zu sehen, ob die Entzündung lokal auf das Auge begrenzt ist oder ob auch hinter dem Auge ein Entzündungsherd sitzt. Wenn der Befund vom CT gut ist, dann werden die Zähne gemacht und das Auge entfernt und dann bleibt nur zu hoffen, dass alles gut abheilt und die Pseudomonaden mit dem Auge raus sind.
Zu der Entscheidung muss ich auch sagen, dass Panda, obwohl das Auge wirklich schlimm aussieht, sich überhaupt nicht davon beeindrucken lässt. Den größten Leidensdruck hat sie dadurch, dass ich sie so oft fangen muss, um die Tropfen zu geben, sie hat aufgrund dessen auch leider 20 g Gewicht verloren, aber sie zeigt keine Schmerzen und ist entsprechend ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen sehr fit und gut in ihre Gruppe integriert. Mittlerweile merkt man natürlich, dass die schiefen Schneidezähne sie beim Abbeißen behindern aber ansonsten ist sie eine zufriedene kleine Degu-Omi.
So, ich hoffe, ich habe euch nicht mit zu viel Text erschlagen.
Ich werde berichten, wie es mit Panda und ihrem Auge (bzw. ohne ihr Auge) weitergeht.