Passt das?

Rund um die Vergesellschaftung von Degus
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Detaillierte Informationen zu Vergesellschaftungen findet ihr in unserem Infoblatt zur Vergesellschaftung und dem Infoblatt zur Vergesellschaftung von älteren Degus.
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sam.lowry
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Passt das?

Seit einiger Zeit lese ich hier eifrig mit, ich habe seit Januar drei mittlerweile 2,5-jährige Degus (zwei Brüder, ein Halbbruder). Begünstigt durchs Corona-Homeoffice, in dessen Genuss ich bis heute komme, konnte ich mich wirklich intensiv mit den Jungs beschäftigen. Ich kann aber immer noch nicht mit Bestimmtheit die Rangfolge ausmachen. Noch weniger kann ich sagen, ob die Jungs dominant oder unterwürfig sind. Sie lassen sich untereinander nichts gefallen und zeigen sich oft gegenseitig die Grenzen auf; keiner der Drei ist ein Despot, würde ich sagen. Die Drei sind wohl ein eingespieltes Team ohne nennenswerte Konflikte, aber es wird auch gemotzt und gehauen. Zumindest zwei von den dreien sind gerne mal ungestört und alleine, der dritte hat meist Hummeln im Hintern und braucht viel Input: wenn er sich langweilt, rückt er seinen Brüdern auf die Pelle. Wenn mal rumgemault wird, ist er eigentlich immer beteiligt; gleichzeitig ist er Kuscheligste, der am meisten Körperkontakt sucht.

Langes Intro, worauf ich hinaus will: Ich habe vorgestern gesehen, dass im Tierheim bei mir in der Nähe ein einsamer 3,5-jähriger Degu sitzt. Partner verstorben, darum im Tierheim abgegeben, dort sitzt er seit knapp einem Monat. So weit die spärlichen Infos. Ich bekomme also wahrscheinlich keine brauchbaren Informationen zu seinem Sozialverhalten.

Wenn sich nicht bald jemand anderes für ihn findet, würde ich ihn gerne erlösen wollen, zumal ich mir vorstellen kann, dass auch meiner festgefahrenen Gruppe eine Herausforderung und neues Leben in der Bude gut tun kann. Platz ist genug für vier da, auch um sich aus dem Weg zu gehen, aber definitiv zu wenig, um im Problemfall zwei Gruppen zu halten. Wenn´s nicht klappt, müsste der Neue wieder gehen.

Ich habe Bedenken, ob ich ein zu großes Risiko eingehe?

Ich brauche also keine Infos zur Vergesellschaftung an sich - darüber habe ich hier viel gelesen , sondern ein Feedback, ob meine Gruppe für euch stabil genug klingt, um einen Neuen aufnehmen zu können?

Und eine Spezialfrage hätte ich noch: Mir leuchtet nicht ganz ein, warum während der Trenngitterphase der Auslauf gestrichen werden soll. Dass sich die Zusammenkunft erstmal auf das Kernrevier beschränkt, ist klar. Nur, wenn ich meinen drei Jungs wochenlang die Hälfte ihres Käfigs UND den Auslauf nehme (den sie klar einfordern und total genießen!), ist doch absehbar, dass sie unzufriedener werden - womit ich doch auch wieder das Konfliktpotential erhöhe, oder nicht?
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DaLo
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Re: Passt das?

Hallo,

ich sage es mal so...
Grundsätzlich würde ich abraten, denn die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht klappt, ist durchaus realistisch.
Wenn Du jemand bist, der viel Geduld, innere Ruhe und Einfühlungsvermögen hat, den Erfolg nicht erzwingt und auch in gewisser Weise abenteuerlustig ist, dann kannst Du das Ganze auch als eine Art "Erfahrungssammlung" angehen.
sam.lowry hat geschrieben: 22. Jul 2020, 19:04 Mir leuchtet nicht ganz ein, warum während der Trenngitterphase der Auslauf gestrichen werden soll.
Das ist eine gute Frage. Der Rat, den Auslauf zu streichen, ist m.E. nicht strikt zu sehen. Man kann durchaus weiterhin Auslauf geben. ABER.... nur dann, wenn die Gruppe durch die Anwesenheit des Neuen nicht in Auseinandersetzungen gerät. Soll heißen... wenn die bisherigen Drei sich durch den Neuen und die Käfigseitenwechseleien innerhalb der Gruppe vom Verhalten nicht ändern, dann können Sie auch den Freilauf nutzen. Regelmäßig ist es jedoch so, dass die bestehende Rangfolge durch die Anwesenheit eines neuen Tieres bereits in eine gewisse Unruhe gerät. Und da ist Freilauf dann oft etwas wie "Öl ins Feuer" gießen.

LG Dagmar
sam.lowry
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Re: Passt das?

Danke für die Antwort! Kleine Nachfrage: Nährt sich deine Skepsis auch aus der Beschreibung meiner Gruppe? Oder eher aus der Grundhaltung "never change a running system"?
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DaLo
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Re: Passt das?

Hallo,

ich würde sagen, aus Deiner Beschreibung und primär aus Erfahrung.
Du selber beschreibst es so, dass die Gruppe durchaus miteinander klar kommt, dass das aber jetzt keine Kuschel-Harmonie-Wirsindunsimmereinig-Gruppe ist. Sie schaffen es bisher, sich immer zu arrangieren und jeder kann das akzeptieren. Das kann durch eine einschneidende Veränderung aber ganz schnell kippen.
Mit 2,5 Jahren sind die Tiere durchaus noch "sehr emotional". Es braucht ja nur einer der Drei den Neuen nicht mögen, da dieser ihm seinen Rang streitig machen möchte und schon funktioniert das Ganze nicht. Dabei geht es übrigens nicht immer um den vordersten Rang.
Letztlich bin ich persönlich durchaus der Meinung, dass man es letztlich fast immer wagen kann (ausgenommen, wenn die Gruppe sowieso instabil ist), wenn man weiß, worauf man sich einlässt und wenn Plan B in der Tasche liegt (dazu gehört auch, dass sich die momentane Gruppe zerstreitet). Viele Halter aber sind schnell überfordert und agieren dann eher panisch / hektisch und das Chaos ist perfekt und es muss ganz schnell eine Lösung her.
Ist man der Typ, ich bleibe cool und finde eine Lösung im Sinne der Tiere! (nicht zwingend im Sinne das Halters), dann immer gerne.

Liebe Grüße
Dagmar
sam.lowry
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Re: Passt das?

Danke, das hilft mir sehr, die Gesamtsituation besser einzuschätzen. Einerseits wäre ich ja unheimlich neugierig darauf, meine Jungs durch die Vergesellschaftung besser kennenzulernen, andererseits hat die bestehende Gruppe viel zu verlieren. Es ist für mich, der eben nur diese eine, eigene Gruppe kennt, schwer zu sagen, wie verträglichl meine Jungs sind. Sie scheinen relativ gut mit Veränderungen umgehen können, aber SO eine Veränderung dann vielleicht lieber doch erst in gesetzterem Alter (und wenn ich die Mäuse noch länger kenne). Danke nochmal!
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