Deguhilfe Süd e.V. - Forum

Hallo zusammen,
ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich auf den vielen Seiten über Streit im Deguheim gelesen haben, wie aufmerksam und bemüht Ihr euch um Probleme von Hilfesuchenden kümmert. Dickes Lob dafür.
Nun hoffe ich, dass Ihr auch mir helfen könnt. Ich habe, wie gesagt, viele Seiten durchgeackert und schon viel erfahren. Aber ich möchte Euch meine spezielle Situation schildern.
Seit 9 Tagen leben 4 Degumännchen bei uns. Die Namen sind Buddy und Bobby(17 Wochen alt) und Benny und Billy( beide 11 Wochen alt). Die vier haben wir als Gruppe übernommen. Von Anfang an gab es etwas Gestänker am Futternapf. Wir haben sofort reagiert, den Napf entfernt und Futter in Häufchen verteilt angeboten. Benny und Billy sind schon sehr zutraulich und holen sich Leckerchen aus der Hand. Auch da gab es etwas Ärger weil die großen den kleinen diese dann abnehmen wollten und meistens auch haben.
Vor zwei Tagen hat es dann gerappelt. Buddy hat Billy gejagt und auch gebissen. Eine Wunde am Auge und eine Schwanz war die Folge. Diese verheilen aber gut, das Sandbad haben wir sofort entfernt. Wir haben dann beobachtet, es kam dann in der ganzen Gruppe zu Spannungen. Abends haben wir den Stänkerkopp dann getrennt. Zur wohnlichen Situation. Unten steht ein 120x40x50 Aquarium mit einer halben Ebene über 1/3 der Fläche. Über dicke Stämme können die vier in das aufliegende Terrarium klettern mit den Maßen 120X60x65. Dort gibt es zwei Bretter und einen Unterstand, sowie diverse Äste. Wir planen in einigen Wochen ein weiteres Terrarium mit Etagen oben draufzusetzen.
Die Nacht hat Buddy alleine oben im Terrarium verbracht(mit Schnupperkontakt), gestern haben wir die vier dann zusammen unten ins Aquarium gesetzt(ohne Terrarium) und Buddy hat keine Aggressionen gezeigt. Leider ist Billy anscheinend schwer traumatisiert und schreit ganz schlimm und rennt wie wild durch die Gegend sobald sich ihm nur einer der anderen nähert. Er springt alles und jeden an, ist einfach total in Panik. Dann rennt er in eine Ecke und fiept wie ein Vogel. Die Ohren ziehen sich dabei hinten zusammen. Gestern Abend war er dann sehr erschöpft und ich habe ihn in eine vergitterte Box getan und diese ins Gehege gestellt, so dass weiterhin Kontakt zum Rest der Gruppe bestand. Er erschien mir erleichtert, hat direkt gefressen und dann geschlafen. Die anderen waren wie gelöst, haben sich geputzt, sich bewegt, im Rad gelaufen usw.
Heute morgen habe ich die Box geöffnet und Billy hat sie vorsichtig verlassen. Dann ging das gleiche Spiel wieder von vorne los. Dabei kam es aber zwischendurch auch zum kugeln zwischen Buddy und Billy. aber immer nur kurz. Vorhin habe ich ihn dann kurz wieder in die Box getan, damit sich alle beruhigen konnten. Benny hatte sich total verkrochen und auch die beiden großen waren gestresst. Billy sowieso. Ich weiß nicht, ob das gut ist ihn zu separieren, aber der kleine Kerl ist fix und alle. Die anderen sind genervt von ihm. So ist zumindest mein Eindruck.
Ich hoffe, ich habe alle Infos in den Text gepackt. Wenn nicht, gerne fragen. I

Ich sag schon mal danke und hoffe auf Hilfe

LG von Petra mit ihrer Boygroup

Hallo Petra,

oh je... da fangen die Zwerge aber ganz schön früh mit dem Ärger an.

Woher kommen denn die vier Jungs? Kann es sein, dass sie erst kurz vor der Übergabe an Euch zusammengesetzt wurden? Es wäre gut über die Vorgeschichte noch etwas Informationen zu bekommen.
Sind es ganz sicher vier Männchen?
Ist Billy mit der Anwesenheit von Benny auch überfordert oder könnte er ggf. mit ihm zusammensitzen?

Magst Du mal ein Foto von dem Käfigkonstrukt posten. Wenn ich es mir vorstelle und die Maße zusammenrechne, dann komme ich zu dem Schluss, dass er für eine 4er-Gruppe aktiver junger Degus äußerst knapp ist. Das soll nicht dazu dienen, jetzt kräftig Kritik zu üben, sondern dazu, die Gegebenheiten zu optimieren
Die geplante Käfigerweiterung ist ein zweiseitiges Schwert. Einerseits ist ein ausreichend großer Käfig mit Vollebenen sehr wichtig, damit sich die Tiere auch aus dem Weg gehen können, andererseits handelt es sich um eine Reviererweiterung, durch die Streit ausbrechen kann. Von daher muss jetzt der zeitliche Ablauf, wann was angegangen wird, gut überlegt sein.

Das soll es im ersten Step mal gewesen sein

Viele Grüße
Dagmar

Hallo Dagmar,
zu Benny nimmt Billy langsam wieder Kontakt auf. Man könnte notfalls 2 Zweiergruppen machen. Aber das ist natürlich nicht das, was ich wollte.....
Wir haben die Jungs von einer Züchterin. Sie waren schon ein paar Wochen zusammen, sagte sie. Ich habe sie gefragt ob eine spätere Erweiterung ein Problem wäre. Das wurde verneint. Ich hatte mir alles nicht so kompliziert vorgestellt. Sollte sich die Lage beruhigen, Billy sein Trauma überwinden, dann habe ich womöglich in ein paar Wochen das nächste Problem wenn ich aufstocken möchte..... Zu den Pubertätsproblemen
Aber was soll ich denn tun wenn das andere zu klein ist?

Hallo Petra,

Wendi hat geschrieben: 15. Apr 2021, 18:17 Man könnte notfalls 2 Zweiergruppen machen. Aber das ist natürlich nicht das, was ich wollte....

Das ist verständlich und auch für die Tiere wäre eine gut funktionierende 4er-Gruppe schöner, um ihr Sozialverhalten besser ausleben zu können. An sich war der Gedanke, eine 4er-Gruppe ins Haus zu holen, genau richtig. Dass es vier Jungtiere sind, kann aber zu großen Problemen führen und zeigt sich bei Dir leider direkt.

Ich schwanke nun zwischen zwei Möglichkeiten und hoffe, dass vielleicht dazu noch weitere Meinungen kommen:
- Entweder ist die Situation jetzt schon so verfahren, dass bereits der Schritt Trennung und Neuvergesellschaftung als einzig sinnvolle Möglichkeit im Raum steht. Dann sollte schnellstmöglich der Erweiterungsbau realisiert werden und in diesem die Re-Vergesellschaftung erfolgen.
- Oder die Situation ist noch so, dass versucht werden kann, die Tiere zusammen zu lassen, obgleich sie sich jagen, kleinere Verletzungen entstehen und Billy körperlich sehr gefordert wird. Dann sollte der Gedanke an den Erweiterungsbau solange nach hinten geschoben werden, bis die vier über einen längeren Zeitraum harmonisch zusammen leben.

Grundsätzlich solltest Du bedenken, dass es sich um junge belastbare Tiere handelt, die auch ein paar Tage Stress aushalten sollten.
Die Tatsache, dass Buddy so aggressiv auf Billy reagiert, kann daraus resultieren, dass Buddy der Chef ist, aber Billy ihm beim Heranwachsen gefährlich werden kann. Soll heißen, Buddy spürt, dass Billy dominant ist und ihn beerben möchte, sobald er ihm kräftemäßig das Wasser reichen kann. Das muss jetzt nicht so sein, aber Du kannst es mal für Deine Beobachtungen im Hinterkopf behalten.

LG Dagmar

Danke, Dagmar.
Zum Glück habe ich Urlaub und kann mich intensiv mit den Tieren befassen. Wenn ich da sitze, habe ich zwischendurch ein gutes Gefühl und glaube dass alles gut wird. Billy nimmt Kontakt zu Benny auf, und hat sich auch an Bobby schon heran getraut. Er läuft auch zwischendurch im Rad und wirkt etwas entspannter.

Dann gibt es wieder eine Jagd und mein Optimismus bricht in Sekundenschnelle zusammen. Er ist halt der kleinste, Macke am Auge, Macke am Schwanz und tut einem einfach so leid. Zu uns Menschen ist der kleine Kerl nach wie vor sehr aufgeschlossen. Ich habe ihn schon so in mein Herz geschlossen.
Wie lange sollte ich den Tieren denn die Möglichkeit geben ihre Probleme zu lösen?

Das mit der Dominanz wäre eine Möglichkeit. Ich habe schon gesehen, dass Buddy entspannt, ohne Billy auch nur zu beachten, auf der Röhre saß. Dann ist Billy auf ihn zu gerannt, ist ihn angesprungen und dann panisch schreiend geflüchtet. Vielleicht entwickelt er sich wirklich später zum dominanten Tier, im Moment ist er einfach nur mein Kleiner

LG Petra

Wendi hat geschrieben: 15. Apr 2021, 19:42 Wie lange sollte ich den Tieren denn die Möglichkeit geben ihre Probleme zu lösen?

So lange, wie sie brauchen
Es kann leider sein, dass Du für das nächste Jahr ständig Stress in der Gruppe hast. Solange keine bösen Beißereien oder Dauerjagden erfolgen (ein Degu soll aus dem Revier vertrieben werden, kann aber aus dem Käfig nicht raus - in der Natur würde er sich von der Gruppe entfernen), solltest Du das aushalten.

Wichtig ist, dass Du keine gründlichen Reinigungsaktionen des Käfigs vornimmst, sondern nur immer ganz kleine Teile reinigst, dass die Tiere keinen Freilauf bekommen und das Futter großflächig im Käfig verstreut wird.

Hallo Petra,

mir kommt das Problem sehr bekannt vor. Mein Partner und ich haben das gerade erst mit unserer Degujungstruppe (Bob, Shorty und Wusel) hinter uns. Ich kann dir einmal eben schildern, wie es bei uns ablief, vielleicht hilft dir das ein wenig

Zunächt einmal zu uns und den Tieren:
Wir haben zum ersten Mal Degus und waren uns anfangs nicht bewusst, welche Herausforderungen mit Jungtieren auf uns zukommen könnten.
Unsere drei Jungs sind Brüder und jetzt ca. 4 1/2 Monate alt. Bob war von anfang an der Chef, Shorty dazwischen und Wusel der Rangniedrigste. Bis vor ca. 2 Wochen haben sie sich zunächst super gut verstanden und zum Glück jetzt auch wieder.

Jetzt die Geschichte:
Es begann vor ca. 2 Wochen, dass Bob anfing Wusel immer wieder zu jagen. Es begann immer mit einem Kampf (teilweise kurzes Knäul) und endete damit, dass Wusel panisch durch den Stall geschossen ist und Bob hinterher. Wusel konnte sich (zum Glück) in einer Keramikhöhler zurückziehen und diese auch verteidigen, allerdings hatte er selten ne Chance diese zu verlassen, da Bob meistens in der Nähe gelauert hat und ihn dann angegriffen hat. Wir haben es zunächst 1-2 Tage toleriert und (da wir im Homeoffice sind) engmaschig kontrolliert. Am zweiten Tag hat Wusel dann die ersten, leicht blutenden, Verletzungen aufgewiesen und ab dann haben wir uns ungefähr wie du gefühlt. Wir wussten nicht so recht, was der richtige Schritt als Nächstes ist. Zunächst haben wir uns dazu entschieden, sie weiterhin zusammen zu lassen, allerdings haben die folgenden Tage beide weitere Verletzungen aufgewiesen und Wusel war deutlich erschöpft. Wir haben sie daraufhin immer zeitweise getrennt mit einem Gitter dazwischen, regelmäßigen Seitentausch gemacht und Shorty saß abwechselnd mal bei Bob, mal bei Wusel. Wusel erholte sich in der Zeit ganz gut und wir haben immer wieder Versuche unternommen sie zusammenzusetzen (auch dann wieder länger). Wir wollten vermeiden, dass sie sich entfremden und letztendlich haben wir sie dann einfach zusammen gelassen. Bei Wusels Röhre haben wir eine Futterschale und einen Trinknapf unmittelbar daneben gestellt, damit er da jederzeit dran kann. Dann haben wir abgewartet. Natürlich ging das Jagen und das Kämpfen noch ein paar Tage weiter (auch mit weiteren kleineren Verletzungen) aber es wurde von Tag zu Tag weniger. Letztendlich haben sie sich wieder zusammengerauft und sind wie zu Beginn unzertrennlich.

Beide sehen immer noch ein wenig zerrupft aus und wenn man die verschorften Stellen bei Wusel sieht, ist das schon erschreckend zu was Degus fähig sind beim Streiten. Aber was ich gelernt habe ist, dass man tatsächlich ein wenig was aushalten muss. Ich war zwischendurch total mit den Nerven fertig und dachte das wird nie mehr wieder was aber die müssen ihren Rang immer mal wieder neu klären und ein Stück weit muss man es denen zutrauen, dass die das ohne Hilfe von uns Menschen schaffen.
Wichtig ist aber, dass die sich nicht an die Kehle gehen (dann sofort trennen).
Bei dir würde ich abwarten und sie engmaschig kontrollieren. Wenn du den Kleinen mal für 1-2 Stunden abtrennst, damit er zur Ruhe kommt, ist das denke ich kein Problem. Trotzdem müssen sie auch die Möglichkeit haben, ihre Probleme selber zu regeln.
Die Verletzungen kommen übringes häufig eher von den Krallen. Die sind relativ scharf und da geht das schnell, dass der andere mal blutet (verheilt aber sehr schnell).
Bei uns hätte ich sie im Nachhinein weniger oft getrennt bzw. deutlich kürzer. Letztendlich hat es aber geklappt und ich denke mal, es wird im Laufe der Pubertät leider noch häufiger dazu kommen.

Ich hoffe das hilft dir ein wenig weiter. Ich bin da, wie gesagt, auch keine Expertin drin und das sind jetzt Erfahrungen und Tipps, die ich aus unserem Degustreit ziehen konnte.
Bei der Frage "wie lange" kann man, denke ich, keine genaue Angabe machen. Bei uns waren es fast 2 Wochen aber kann bestimmt auch schneller gehen

Berichte gerne mal, wie es weiterhin läuft!

Liebe Grüße

Claudia

Hallo,

hat Dir die Züchterin eigentlich Tipps gegeben?

Falls Ihr noch Kontakt habt, bestell ihr einen Gruß von mir. Ich persönlich habe es satt, die Leute bei Situationen wie Deiner zu unterstützen und deren Tiere zu vermitteln, wenn sie angesichts solcher Bilder
keinen Bock mehr auf ihre Degus haben!

Clarsis Beitrag kann ich voll unterschreiben.

Solltest Du Sorge haben, dass es bei Deinen Viechern zu sehr eskaliert und Du falsch entscheidest, kannst Du mich gerne kontaktieren. Ich wohne nicht weit, wenn ich Deine Postleitzahl anschaue, und kann, wenn Du magst, mir das Schauspiel gerne mal live angucken. Natürlich mit Maske und Abstand und Corona-konform

Hallo Claudia,

deine Geschichte lässt mich zumindest etwas Mut schöpfen. Mich belastet die Situation extrem. Ich hoffe, bei Dir ist jetzt erstmal für lange Zeit Ruhe. Zum Glück habe ich auch nächste Woche noch Urlaub und kann mich mit den Tierchen befassen. Etwas anderes schaffe ich auch im Moment nicht
Und ja, Du hast mir geholfen

Vielen Dank, liebe Grüße

Petra


Hallo Julia,

ja, ich habe noch Kontakt zur Züchterin. Ich habe mich bei ihr informiert und fühlte mich auch gut beraten. Ich habe nach Gruppengröße, Alter, Gehegegrösse usw. gefragt. Sie hat mir schon gesagt, dass es in jeder Degugruppe Streit gibt, überall ein Stück Schwanz oder Ohr fehlt. Sie meinte auch, es sollen nicht alle ein Alter haben. Dass die paar Wochen die die vier trennen keinen Unterschied machen, war mir nicht klar. Aber ich habe auch gedacht, einer Fachfrau vertrauen zu können.....

Ich verstehe, dass Du keine Lust hast, immer die gleichen Probleme zu lösen. Aber bitte, hör nicht damit auf! Das ist für hilfesuchende Leute ganz wichtig. Ich fühle mich wohl hier und hoffe mit Eurer Hilfe die Sache in den Griff zu bekommen.

Sollte es nächste Woche hier nicht deutlich besser sein, würde ich Dein Angebot gerne annehmen. Das ist total lieb, natürlich übernehme ich Benzinkosten etc.

LG Petra