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Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 12. Jun 2021, 22:38
von Firelady
Hallo zusammen,
ich hoffe auf Euer Schwarmwissen.
Der kleine Toby, den ich als Gesellschaft für meinen Tappi aufgenommen hatte, kämpft seit drei Wochen mit neurologischen Ausfallerscheinungen. Angefangen hat alles mit einer Schiefhaltung des Kopfes, Kreiseln und Umfallen.
Meine TÄ hat ihn zunächst mit AB und Ohrentropfen gegen Ohrenentzündung behandelt, das brachte aber keine Besserung.
Danach bekam Toby wegen Verdachts auf E. C. Panacur.
Letzte Woche haben wir dann einmal 0,1 ml Kortison gespritzt, was laut Leitsymptomen ja die empfohlene Therapie bei einer E. C. ist.
Leider geht es Toby seitdem zunehmend schlechter. Er schlägt ständig unkontrolliert mit dem Kopf, bewegt sich nur noch in Zeitlupe, frisst kaum noch. Die TÄ hat uns Gnadenfrist bis Montag gegeben, sollte er sich nicht bessern, würde sie ihn erlösen. Und ganz ehrlich: das, was ich bei ihm sehe, ist nicht mehr lebenswert.
Ich spiele mit den Gedanken, Toby obduzieren zu lassen. Ich möchte wissen, was er hat. Was größer war als wir, ob wir auf der falschen Fährte waren, was sich da nicht hat behandeln lassen. Ich möchte wissen, ob wir nicht schon viel früher auf den Trichter E. C. hätten kommen müssen. Ob die Bücher neu geschrieben werden müssen, weil das eben nicht nur Kaninchen und Meerschweinchen bekommen können.
Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen mitteilen, was da für Kosten für mich drin stecken?
Ich möchte nicht aus allen Wolken fallen, sondern halbwegs vorbereitet sein …
Danke Euch!
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 12. Jun 2021, 23:15
von DaLo
Hallo Julia,
die Kosten für Obduktionen sind zumindest hier in Bayern extrem moderat überschaubar.
Bei einer Standardobduktion (wenn keinerlei Idee vorhanden ist, was die Ursache sein kann) war ich immer mit ca. 60-70 Euro dabei. Wenn gezielt noch Virologie dazu kam (aber das bedarf dann schon eines Verdachtes in eine ganz gezielte Richtung, z.B. Herpesviren) nochmal 30-50 Euro.
Wurde ein Röntgenbild vom Ohr gemacht?
Außerdem kenne ich eine Behandlung der von Dir genannten Symptome (nach Ausschluss eine Ohrentzündung auf Grund eines Röntgenbildes) mit längerfristig Cortison (nicht nur Einmalgabe) und hochdosiertem Vit. B Komplex.
LG Dagmar
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 13. Jun 2021, 06:53
von lieselottevdp
Hallo Julia,
bei einem Hörnchen haben wir auch mal ca. 30-35 Euro bezahlt, weil wir überhaupt nicht wussten was Sache war und es war im Endeffekt auch E. C. Ich meine, wir hätten das Hörnchen nach Münster ins CVUA geschickt (ist aber bestimmt 3 Jahre her). Die Kosten richten sich dabei nach dem auf was untersucht werden soll. Wir haben den Fall aber telefonisch vorab geschildert und die Dame meinte, je besser die Beschreibung des Krankheitsverlaufes, um so besser findet man natürlich auch die Ursache.
Die Daumen für Toby sind gedrückt
LG
Steffi
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 13. Jun 2021, 07:26
von Firelady
Hallo zusammen,
erst einmal danke Euch für Eure Antworten!
DaLo hat geschrieben: ↑12. Jun 2021, 23:15
Wurde ein Röntgenbild vom Ohr gemacht?
Nein.
DaLo hat geschrieben: ↑12. Jun 2021, 23:15
längerfristig Cortison (nicht nur Einmalgabe) und hochdosiertem Vit. B Komplex
Vitamin B bekommt er, sorry, das hatte ich vergessen zu sagen.
Laut TÄ sei Panacur das Mittel der Wahl, und ich muss zugeben, dass ich auch als erstes an Panacur gedacht habe. Kortison will sie ihm nicht mehr geben, weil er darunter so abgebaut hat. Da musste ich auch gezielt nach fragen und sie sagte wörtlich, sie gibt ihm das nur, weil ich das will.
Keine Ahnung. Blöde Situation…
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 13. Jun 2021, 10:04
von Octodon
Cortison ist immer so ein zweischneidiges Schwert: es bessert Symptome meistens nur so lange, wie es wirkt, danach ist wieder das alte Leid, und meistens - durch die hohe Stoffwechselaktivität - noch schlechter als vorher. Unter Cortisonlangzeitgabe habe ich Degus quasi sich selbst auflösen gesehen, so wenig war von denen letztendlich noch übrig
Das Zeug frisst die regelrecht auf. Naja, tuts ja streng genommen auch.
Nicht nur deshalb ist Cortisongabe immer so ein bißchen wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen.
In akuten Fällen habe ich mit einmal Booster-Gaben hin und wieder nachhaltige Erfolge erzielt, sprich: das war so ein bißchen wie eine Starthilfe fürs Auto.
Wie lange hat Toby denn das Panacur bekommen? Das gibt man ja schon so einige Wochen - bei E. cuniculi-Verdacht auch in Kombo mit Antibiose. Mit B-Vitaminen wäre ich vorsichtig (mit Vitaminen im allgemeinen), auch wenn B-Vitamine wasserlöslich sind, kann es zu einer Überdosierung kommen, die dummerweise genau die selben Symptome verursachen kann wie eine Unterversorgung.
Abgesehen von E.cuniculi fällt mir noch sowas wie Schlaganfall oder ein Hirntumor ein, Intoxikationen vielleicht oder was anderes Parasitäres. Ein Schädel-Röntgen wäre schon gut gewesen (bewußt "gewesen", weil im jetzigen Zustand machts keinen Sinn), ist aber trotzdem nur ein Teil des großen Ganzen, denn auf das, was hinter dem Schädelknochen liegt und was evtl. mehr Aufschluß geben könnte, hat man ja trotzdem keinen Blick.
Die Logistik für eine Obduktion ist wenig pietätvoll... das Tier muß quasi am besten noch warm auf dem Tisch liegen, gerade wenns um den Nachweis parasitärer, bakterieller oder ähnlicher Vorgänge geht, ist da ziemliche Eile geboten. Und erhoff dir bitte nicht zuviel davon
Meine Daumen sind gedrückt, möge sich die Situation im Sinne aller Beteiligten entwickeln.
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 14. Jun 2021, 18:50
von Firelady
Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Nachrichten!
Was soll ich sagen - Totgesagte leben länger.
Toby hat sich der TÄ zufolge so berappelt, dass er weiter machen darf.
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 14. Jun 2021, 20:56
von Octodon
Das ist ja mal eine gute Nachricht! Ich freu mich! Alles Gute für den Kleinen!
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 14. Jun 2021, 21:33
von Michael86
Hallo
Das ist schön zu hören.
Würde mich interessieren, was am Ende wirklich geholfen hat. Bevor wir nun die 3 neune Degus bekamen ist Chip mit den gleichen Symptomen gegen Ohrenentzündung behandelt worden und dann kurz danach eingeschläfert worden, da man als 2. und wohl eher zutreffendere Ursache einen Schlaganfall vermutet hatte. Alter war so um die 10 Jahre. genau kann ich es leider nicht sagen.
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 14. Jun 2021, 22:32
von Firelady
Hallo Micha,
das werde ich nicht sagen können. Die Mischung aus AB und Panacur? Das Kortison mit Spätzündung? Das Vitamin B? Die Kombi aus allem?
Keine Ahnung…
Re: Erfahrungen mit Obduktion?
Verfasst: 15. Jun 2021, 09:40
von Octodon
Das Problem bei (nicht nur) solchen Geschichten ist, dass sich häufig "nur" eine sehr breitgefächerte Symptomatik zeigt, die auf vielerlei Krankheiten hinweisen bzw. zutreffen kann. Bestes Beispiel dafür ist die Katarakt (grauer Star), die ziemlich lange als definitiver Hinweis auf Diabetes galt. Tatsächlich findet man eine Katarakt aber als typisches Begleitsymptom für allerlei Stoffwechselerkrankungen, z.B. Nierenschäden.
Deshalb ist es gut möglich, dass drei Tiere mit einer ähnlichen bis gleichen Symptomatik drei unterschiedliche Erkrankungen haben und die Medikation (meist standardisiert-symptombezogen) oft ein Schuss ins Dunkle ist.
Firelady hat aber recht, wenn sie sagt, dass es vermutlich ein Mix aus allem war, das ihrem Toby wieder auf die Beine half (in der klassischen Homöopathie ist das übrigens ein ganz wichtiger Punkt, weswegen ausschließlich Einzelmittel eingesetzt werden, um den Krankheits- und Heilungsverlauf besser zu dokumentieren. - Das nur als wertfreie Zusatzinfo.