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Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 12. Apr 2020, 21:07
von China
Dass ZÄHNE nicht durch abknipsen gekürzt werden sollen, steht außer Frage.

Hier muss aber auch insofern differenziert werden, ob ein ZAHN oder eine SPITZE abgeknipst wird. Es ist gängige Praxis, Spitzen an den Backenzähnen erst abzuknipsen und die Fläche dann mit einer Feile zu glätten.
So auch im verlinkten Beitrag von Ewrimgmann: Leitsymptome.... https://books.google.de/books?id=VDfNPc ... nd&f=false
oder https://books.google.de/books?id=NE9A57 ... en&f=false
Solange nur eine kleine Spitze abgeknipst wird ist keine Gefahr gegeben, dass es hier zu Verletzungen der Pulpa kommt. Da ist im Einzelfall die Gefahr von Verletzungen der Maulhöhle durch langes abfeilen wahrscheinlich größer.

Auch muss beachtet werden, ob bereits eine Lockerung des Zahnes oder eine Entzündung vorliegt.

Die leider oft noch verbreitete Ansicht, man könne zu lange Schneidezähne einfach abknipsen ist da was ganz anderes. Das sollte natürlich auf keinen Fall praktiziert werden.

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 12. Apr 2020, 21:40
von DaLo
Danke Martina *knuddel*
Und es hängt auch von dem Gerät ab, mit dem gekürzt wird. Ein grober Seitenschneider ist was ganz anderes, als vermutlich das angesprochene Instrument:
Bei meiner TA wird erst "gekürzt" mit der von ihr und ihrem Gatten entzwickelten Zahnzange...
Auch meine TÄ hat sich manches "Zahnwerkzeug" selber gebastelt, um besser arbeiten zu können.
Und sehr lange Spitzen werden natürlich vorher abgeknipst. Oder wie sollte man z.B. eine Zahnbrücke schleifen?

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 12. Apr 2020, 21:55
von esmeralda
"Inzisivis" - siehe Links - sind Schneidezähne!
Diese dürfen auf gar keinen Fall geknipst werden, da durch die Druckausübung Schädigungen an den Schneidezähnen im sichtbaren oder unsichtbaren Bereich bis runter in die Zahntasche entstehen können. Deswegen müssen sie mit einer Art "Dremel für Zähne" vorsichtig runtergeschliffen werden. Bei einem derartigen Vorgang war ich schon oft dabei und habe dabei nie mitbekommen, dass es dabei staubt, denn die Trennscheibe ist nach meinem Wissen wassergekühlt, damit sie durch die rasante Drehung nicht zu heiß wird.

Bei den Backenzähnen kenne ich es so, dass kleine Spitzen entweder mit der Zange geknipst oder mit einer Feile "abgeraspelt" werden, während größere Unegalitäten, wie z.B. ungleichhohe Kauflächen, gedremelt werden.

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 12. Apr 2020, 22:11
von Game
Exakt Monika, so macht es meine Tierärztin auch

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 03:47
von Jenny101
DaLo hat geschrieben: 12. Apr 2020, 21:40 Und es hängt auch von dem Gerät ab, mit dem gekürzt wird. Ein grober Seitenschneider ist was ganz anderes, als vermutlich das angesprochene Instrument:
Bei meiner TA wird erst "gekürzt" mit der von ihr und ihrem Gatten entzwickelten Zahnzange...
Nein ... so steht das da zumindest nicht. Hier wird abgetragen udn dann nur noch geebnet. Sonst hätte ich nicht so reagiert... und ja: meine TÄ schleift und das ist wohl möglich und mit guten Ergebnissen.
lieselottevdp hat geschrieben: 11. Apr 2020, 23:07 Die Geräte zum kürzen stauben bei meiner TA überhaupt nicht und zwar so gar nicht ... das habe ich definitiv nie gesehen und ich sitze dabei. Kann es vielleicht sein, dass sie anstatt zu kürzen alles "abschleift"? Bei meiner TA wird erst "gekürzt" mit der von ihr und ihrem Gatten entzwickelten Zahnzange und dann wird alles "schön" glatt gemacht mit dem Dremel, aber das sind Micrometer und keine Milimeter. Wahrsscheinlich staubt es deshalb nicht. Es wird ja auch ein Unterschied sein, ob es sich um die Incivisi oder um die Prämolaren/Molaren handelt ...

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 04:04
von Jenny101
Die neueste Ausgabe des sehr umfassenden Lehrbuchs zur Zahnheilkunde „Praxisbuch Zahnmedizin beim Heimtier“ von Stefan Gabriel erschien 2016. Und ist natürlich nicht online bei Google einseh- und verlinkbar, wie die älteren Bücher.
Eine Anschaffung ist mE empfehlenswert, für jeden, der sich für die Themen Zahnprobleme, Zahnbehandlung, Narkosen, Geräte interessiert. Ich nahm an, dass es für die Erstellung des Infoblatts in DHS-Hand ist/war (oder ein ähnlich aktuelles Buch). Und bin deshalb gerade beim Lesen oben etwas überrascht – auch wenn ich zugeben muss, dass ich meinen Ewringmann-Link nicht gut gewählt habe. (Die Auflage von 2012 ist ja auch nicht mehr so neu - da ändert sich doch jedesmal viel, aber bisher gibt es nur dieses).

Natürlich unterscheidet sich das, was in Stefan Gabriels Werk steht von dem, was die Mehrzahl der TÄ für Kaninchen oder Degus anbietet!
Wir können ja immer schon froh sein, wenn wir einen TA im weiteren Umkreis finden, der sich einigermaßen gut auf Degus versteht und nicht noch mehr Schaden anrichtet statt zu heilen.

Die Tierärztinnen Drescher und Hein haben übrigens unter anderem laut Vorwort an dem Buch mitgewirkt.

Was neben Dexis Mäulchen-Problemen ein Grund war, dass ich es mir kürzlich gekauft hatte. Jetzt kann ich natürlich aus rechtlichen Gründen (und Fairness dem Urheber gegenüber) hier keine Seiten reinkopieren, sondern nur in ein paar Punkten unten auf die Inhalte verweisen für die, die das Thema mehr interessiert.

Der Teil über die Instrumente ist allerdings kaum verändert, im Vergleich zu den beiden älteren PDF-Links, oben. Und da geht es deutlich nicht nur um die Schneidezähne (Inzisivi), sondern es heißt dort eindeutig: „ Auch an den bilophodonten Molaren verbietet sich der Einsatz von Zahnzangen. Die physiologischen Schmelzfalten sind hier Prädilektionsstellen für eine Längsspaltung der Backenzähne.“
Und „Elodonte Zähne dürfen nicht mit Zangen abgekniffen werden, weil es zu unkontrollierbaren Splitterungen kommt.“ (was für Backen- und Schneidezähne gilt)
Dies zieht sich durch das gesamte folgende Kapitel in dem Schritt für Schritt die Behandlung der verschiedenen Zähne und Probleme erklärt wird. Vom Bereitlegen aller notwenigen Instrumente bis zur Diskussion von Alternativen. Da wird keine Zange, kein Knipser fürso etwas wie die von Euch oben beschriebenen "Vorbehandlungen" erwähnt beim OP-Besteck. (Aber sehr interessant zu wissen, wie die Unterschiede derzeit sind).

Dafür kommt bei den Beschreibungen der Backenzahnbehandlungen bei den besprochenen Tierarten Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla immer jeweils der deutliche Hinweis „Merke: Die Verwendung von Zangen zum Kürzen der schmelzfaltigen Molaren ist obsolet!“ . Hier macht meines Wissens der Degu keine Ausnahme. Auch wenn die Zahnkürz- Praxis natürlich fast überall für alle diese Tiere noch anders aussieht. Wie ihr ja auch alle oben bestätigt habt.

Alles –auch Spitzen etc - kann anscheinend unschwer und sehr präzise mit verschieden kleinen rotierenden Diamantschleifern oder –scheiben beseitigt werden (nachlesbar 162 – 206). Und so macht das eben meine TÄ auch.

Von Wasser steht da zumindest nichts. Ich weiß nicht, wie das bei Euch an die Geräte kommt oder ob auch insgesamt andere Geräte als Diamantschleifer/ verwendet werden. Das Weiße, was ich da immer mal gesehen habe, mich wegen des Rufs der Praxis nie besorgt hat und jetzt mit Freude mehrfach oben aufgegriffen wurde, ist lt Buch vermutlich einfach etwas Bohrmehl, dass durch das Kühlsystem gleich recht praktisch raus verwirbelt wird (S. 167: „Diamantschleifer führen zudem die entstehende Reibungswärme wegen ihrer extremen Wärmeleitfähigkeit über den Stahlkörper ab und produzieren mikroskopisch feinen Schleifstaub ( „ Bohrmehl“)“ ). (S. 168 „Im Handel sind Diamantscheiben mit durchgehender Beschichtung erhältlich und solche mit Kühlschlitzen. Letztere haben den Vorteil, dass durch Luftverwirbelungen automatisch eine Kühlung erfolgt und der Schleifstaub verblasen wird“).
Dies scheint aber keinerlei Nachteile für die Tiere zu haben (im Gegenteil: abgeknipste Zahnteile, die dann doch eingeatmet werden, dürften weit eher meinem oben verlinkten Artikel über Hunde und Katzen mit tödlichen Lungenentzündungen nach solchen Zahn-OPs nahekommen. Als etwas Bohrmehl, wenn der Schleifer vermehrt eingesetzt wird bei einer Spitze. Auch wenn dies wohl zumindest nicht eine bekannte/identifizierte Komplikation bei dieser Technik beim Degu ist. Und der Punkt der Nasenatmung im Buch zumindest beim ersten Blättern jetzt nicht zu finden war).

Das mit dem kurzen Aufstauben hat sich vermutlich deshalb dann immer schnell erledigt, da das Mäulchen ja auch feucht ist (S. 168): „Beim Schleifen bildet sich aus Speichel und Schleifstaub eine Schmierschicht auf dem Schleifer, die seine Effektivität nicht beeinträchtigt, aber den Weichteilschutz verbessert.“).
Zu viel zusätzliches Nass stelle ich mir ohne den Absauger, den wir Menschen dann bei Zahnbehandlungen im Mund haben, auch eher problematisch vor, da es nach hinten in den Rachen läuft oder beim Behandeln stört. Aber deshalb hoffe ich einfach nur für mich dass ich das Thema „Nässe“ beim nächsten TA-Besuch mal fragen kann.
Interessiert mich jetzt - neben der Frage der Nasenatmung jetzt auch. (Und zur Maske: ich schätze , dass eine richtige Maske schon auch sicherer in Narkose hält, als nur ein Schlauch der über der Nase schwebt. Aber wenn Dagmar hier jahrelang nie Aufwach-Probleme beobachtet hat (ja?), dann dürfte der Nachteil eher gesundheitlich für Helferinnen und Ärztinnen bestehen. Weshalb eben viele Kliniken das so nicht anbieten. Jeder der einen TA hat, der (richtige/permanente) Inhalationsnarkosen anbietet, sollte diesem wegen seinem Einsatz hier sehr dankbar sein. Das war mir schon nach den Worten meiner früheren TÄ klar und ich habe mich da gestern etwas weiter schlau gemacht: einige Praxen geben das auf ihrer Website auch offen so als Grund an, weshalb sie nur Injektionsnarkosen bei Behandlungen am Maul bzw sehr kleinen Tieren anbieten.

Genug. Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben – aber was ihr oben berichtet, unterscheidet sich eben doch deutlich von dem, wie ich es kenne und wohl auch von führenden Kleintierzahnärzten an andere vermittelt wird. Also vielleicht für die wenigen, die bis hierhin folgen konnten und wollten, doch von Interesse oder ein Anstoß, sich das Buch zuzulegen.

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 07:27
von China
Jenny101 hat geschrieben: 13. Apr 2020, 04:04 Also vielleicht für die wenigen, die bis hierhin folgen konnten und wollten, doch von Interesse oder ein Anstoß, sich das Buch zuzulegen.
Auf jeden Fall, danke *sonne*
Noch etwas, worauf ich meine Tierärztin ansprechen kann.

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 14:08
von DaLo
Jenny101 hat geschrieben: 13. Apr 2020, 04:04 aber was ihr oben berichtet, unterscheidet sich eben doch deutlich von dem, wie ich es kenne und wohl auch von führenden Kleintierzahnärzten an andere vermittelt wird.
Dann freue ich mich sehr für Deine Degus, dass Du einen so fachkompetenten Tierarzt hast.
Da können wir wohl nur davon träumen. ~_~

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 15:00
von esmeralda
Auch ich dachte, bisher eine überaus kompetente und gute Tierärztin gehabt zu haben, denn sie hat in den etwa 15 Jahren, in den sie meiner vielen Zahnpatienten behandelt hat, m.E. immer einen guten Job gemacht.
Sie hat sich übrigens regelmäßig bei der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde, deren Mitglied sie war, weitergebildet.

Leider praktiziert sie ja nicht mehr hier, aber dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir bei ihr immer sehr gut aufgehoben waren. *nicken*

Nachdem ich dann kurz vor Weihnachten relativ schnell einen neuen Tierarzt brauchte, weil ich nach etwa 3 Jahren Pause (zum Glück!) leider wieder Zahnpatienten hatte/habe, bin ich froh, jemanden gefunden zu haben, der sich meiner Tiere angenommen hat bzw. nun regelmäßig annimmt. Auch hier werden die kleinen Spitzchen an den Backenzähnen geknipst oder gefeilt.

Nach diesem Posting werde ich nun zukünftig keinerlei Empfehlungen mehr geben können, denn augenscheinlich arbeiten die Tierärzte meines Vertrauens nicht so, wie es in dem verlinkten Buch zu lesen ist.

Wenn ich zudem Revue passieren lasse, dass offensichtlich auch die überwiegende Anzahl der anderen, bisher als empfehlenswert eingestufte Tierärzte so vorgehen, wie ich es bspw. von meiner langjährigen Tierärztin gewohnt war, sind diese wohl auch nicht mehr empfehlenswert oder?

Tja, dann wird es zukünftig noch schwerer werden, als es jetzt schon ist, einen Tierarzt zu finden, der Degus bei Zahnproblemen adäquat helfen kann. ~_~

Re: Lungenentzündung nach Zahnbehandlung

Verfasst: 13. Apr 2020, 15:24
von DaLo
Geht mir genauso. Ich denke, wir sollten auch die Tierarztliste keinesfalls mehr rausgeben.