Ich glaube, das will keiner - bis auf den Schlag Mensch vielleicht, der seine Tiere als Belastung empfindet und deshalb auch bspw. nicht davor zurückschreckt, sie auszusetzen. Aber jeder einigermaßen vernünftige und empathische Mensch wird das nicht per se wollen. Bestenfalls "indirekt" als Bestätigung von einer Fachkraft, dass das Tier leidet und
erlöst werden muß (ich habe ein Problem mit diesem Wort, deshalb kursiv. Ich habe eine andere Meinung hierzu), Dabei hat das Ganze viel mehr mit uns selbst zu tun als mit dem Tier. Und das ist genau das, was ich vorgestern schrieb bzgl. der eigenen (Be-)Wertung der Situation.
Allerdings ist das Thema noch viel komplexer:
Tierärzte sind dazu verpflichtet, Tierschutzrichtlinien einzuhalten, die unter anderem eben auch regeln, dass "unnötiges Leid" zu vermeiden ist. Aber was ist "unnötiges Leid"? Wie wird das definiert? Spontan fiel mir jetzt das Beispiel von zweibeinigen Hunden ein, die es wohl häufiger gibt als gedacht. Und die kommen mit ihrer Behinderung klar. Kaum zu fassen, wie die Tiere es schaffen, ihren Schwerpunkt so zu verlagern, dass sie sich tatsächlich zweibeinig fortbewegen können. Wobei man hier auch wieder unterscheiden muß zwischen "angeboren" und "erworben", aber im Zweifelsfall bekäme das Tier so oder so keine Chance. Zwei Beine sind ja artwidrig und Qualen werden da einfach mal vorausgesetzt. Man muß es sich argumentativ zurechtrücken, so fällt der Griff zur Spritze leichter. Das völlig ironiefrei, denn es ist verständlich. Kein normaler Mensch beendet auch nur ansatzweise
gerne Leben. Selbst die Jungs und Mädels im Schlachthof tun das nur, weil das schlicht und ergreifend ihr Job ist. Die machen das, wie andere ihre Pakete ausliefern. Ohne großartige Emotionen.
Aufgrund dieser hohen ethischen Last will ein Tierarzt natürlich immer auf der sicheren Seite sein und wird daher in 9 von 10 Fällen IMMER einen Tacken zu früh zur Euthanasie raten. Bei manchen ist da der Ermessens-Radius größer, bei anderen reicht eine unsichere bis ungünstige Prognose in mittelfristiger Zeit, um ein Tier aus der Narkose nicht mehr erwachen zu lassen. Bis vor gar nicht allzulanger Zeit war es übrigens auch noch üblich, alte Tiere einschläfern zu lassen, einfach, weil sie alt und etwas gebrechlich waren. Um ihnen das Leid des Sterbeweges zu ersparen. Glücklicherweise hat sich diese Sicht ein wenig verändert.
Das alles betrifft vor allem natürlich wieder die Kleinen, weil man da nicht so viele Therapiemöglichkeiten hat. Und natürlich auch das Finanzielle nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt ("Alla, des lohnt sich ned. Dann kaafe mer halt en neue, des is billischer...").
Und apropos "Leid": Viele Tierhalter lassen ihr Tier teils viel zu früh einschläfern, um sich vor eigenem Leid zu schützen (was nicht verwerflich ist). Das ist auch noch ein ganz wichtiger und sehr wunder Punkt.
Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis, und ich bin wieder bei dem, was ich im ersten Absatz schrieb hinsichtlich Bewertung & Co.