Re: Grüße vom Hunsrück - Käfigvorstellung
Verfasst: 6. Mär 2018, 03:09
Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber ich hoffe, das hast du nicht so gemeint, wie es rüberkommt. Denn die These, dass die Sterblichkeit bei jungen Degus in der Wildnis so hoch ist, weil sie auf Sträucher klettern, runterfallen und sich verletzen was tödliche Folgen nach sich zieht (ob nun direkt, dass sie daran sterben oder indirekt, dass sie dadurch zur leichten Beute werden), halte ich für äussert abenteuerlich.Ich fürchte, auch hier bin ich anderer Meinung. Meiner Erfahrung nach klettern insbesondere junge Degus gerne. Dies passt eventuell zu den Beobachtungen in freier Wildbahn, wo die Degus soweit ich weiß häufig nicht besonders alt werden.
Da hat sicher das Wetter und das Nahrungsangebot einen deutlich grösseren Einfluss. Prädation und Umwelteinflüsse machen nämlich einen Grossteil der Faktoren aus, welche die Sterblichkeit bedeutend beeinflussen. Sperrt man Prädatoren weg, leben die Degus plötzlich einiges länger (dazu gibt's Studien vom Team Meserve im Fray Jorge Nationalpark aus den 1990er Jahre). Verbessert man noch die Umweltbedingungen, können sie plötzlich uralt werden (Zoos, Menschenobhut).
Ich möchte aber bei der Fallhöhe nochmals auf einen Punkt zurückkommen und würde gerne wissen, ist es für Menschen gefährlich, wenn sie von 5 m Höhe auf Asphalt fallen können? Wenn ja, sollte man dann nicht auch 5 m Springtürme in den Schwimmbäder schliessen? Oder sollte man sich nicht vielleicht auch bei den Degus Gedanken über das Substrat bei der Gehegegestaltung machen? Ich halte, das nur mal nebenbei bemerkt, es durchaus für sinnvoll, wenn man schaut, dass die Fallhöhe generell nicht höher als 1 m ausfällt, im Einzelfalle, finde ich aber schon spielt das Substrat schon eine Rolle, gerade bei geringeren Fallhöhen, wenn man gefährliches Zeug (Einrichtungsgegenstände) am Boden hat.
Was das Thema Kunststoffe angeht, kann man natürlich generell vorsichtig sein und davor warnen, ich halte es aber für sinnvoller zu differenzieren, wo es möglich ist und wenn möglich die Fakten auf den Tisch gelegt werden. Wer Fälle zur Sprache bringt, wo Kunststoffe das Problem waren, sollte möglichst genaue Angaben geben.
Was ja auch gerne ausgeblendet wird bei solchen Diskussionen, dass es Kunststoffe gibt, die sicher sein sollen und benagt werden können. Es gab da mal vor Jahren entsprechende Kunststoff-Laufräder. Auch gerne vergessen geht, dass in anderen Ländern Degus offenbar mit Plastik zurecht kommen und es z.B. bei der Rattenhaltung viele Haltungen gibt, bei denen offenbar die Kunststoffe keine Probleme bereiten. Natürlich kann man da jetzt sagen, dass da überall Weichmacher drin sei (ist dem wirklich so?), was aber letztlich nichts an der Tatsache ändert, dass Kunststoffe in vielen Fällen offenbar doch nicht so problematisch sind, bzw. dass man vielleicht differenzieren müsste und die gefährlichen Kunststoffe womöglich bloss eine kleine Gruppe von Kunststoffen sind...
Ach was ich vergass, beschichtetes Holz oder Laminat besteht auch aus Kunststoff, in diversen Ikea-Möbeln, die zum Bauen genutzt werden, hat es Kunststoff und abgesehen von Massivholz, in den meisten Holzarten kommen wahrscheinlich welche vor.
Ich hatte zudem in meinen frühen Jahren der Deguhaltung (Prä Foren Ära) reichlich Erfahrungen mit Kunststoff sammeln können, bevor ich ihn aus dem Käfig verbannte. Meine Beobachtungen:
Vieles, was gemacht wird, das wird nicht geschluckt. Man sagt auch, dass Degus beim Nagen den Mundraum verschliessen könnten, ist aber eine alte Geschichte, die wir in einem der alten Deguforen (also im Vorgänger- oder Vor-Vorgänger-Forum) mal hatten.
Kunststoff wurde auch selten mal verschluckt und kam unverändert im Kot wieder raus.
Habe ich da was verpasst, gibt es für Trinkwasser (welches ja für Lebensmittel geeignet sein muss) spezielle Kunststoffe ihre, sodass jene im Bauhandel ungeeignet sind?Rohre oder anderes Käfiginventar, die ja meist nicht einmal für den Kontakt mit Lebensmitteln gedacht sind, werden vermutlich nicht weniger bedenkliche Stoffe enthalten.
Kann ich so nicht bestätigen. Meist wird genagt, wo man kann, je nach Attraktivität mehr oder weniger. Meist wird dort genagt, wo man nicht darf und ein kurzer Moment (ich spreche von Sekunden bis wenige Minuten) abgelenkt und das schöne Kameraspeisekabel hat deutliche Nagespuren...Meist kommt als Argument warum Plastik bei den eigenen Degus unbedenklich sei, dass die Tiere da nicht dran gehen oder "nur mal probiert haben" (was schon hätte gefährlich werden können). Es hat aber vermutlich beinahe jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass z.B. ein Häusschen jahrelang gar nicht beachtet wurde. Über Nacht störte es jedoch oder es brauchte aus Degusicht plötzlich einen deutlich größeren Eingang und schon wurde sich mit großem Eifer an die Umgestaltung gemacht.
Umgekehrt kann es aber sein, wenn ein Alugitterblech Männlich von Weiblein trennt, dass da Männlein plötzlich einen riesigen Nagedrang entwickelt und sich da durchnagt. Es passiert aber nicht grundlegend und in den anderen Fällen, wo stark genagt wird (z.B. Aluprofile, die im Weg sind! Oder Holz), da ist es ein Prozess und man sieht, wie mit der Zeit da immer mehr fehlt, es kommt aber nicht plötzlich. Auch Kunststoff wird in der Regel benagt, wobei die Intensität je nach Typ unterschiedlich ist.
Das sind zumindest meine Erfahrungen.