Deguhilfe Süd e.V. - Forum

Guten Morgen,

ich bin absoluter Neuling auf dem Gebiet und möchte mich vor einer möglichen Anschaffung erstmal informieren.

Ich finde Degus absolut schöne Tiere aber ich mache mir ein wenig Gedanken, vor allem die Tierarztkosten.

Deshalb möchte ich hier noch einmal nachfragen.

Als Gehege würde ich einen umgebauten Schrank mit Glasschiebetüren (ähnlich wie Terrarium) nehmen mit 60cm Tiefe, 160cm Länge und 120cm Höhe (ca Angaben).
Das ganze soll über mehrere Etagen gehen mit unterschiedlichen "Gebieten" - anderes Einstreu, Nagemöglichkeiten etc.

Über die Einrichtung und so mache ich mir deshalb keine Gedanken.

Die erste Frage wäre, müssen es 3 sein? Überall steht was anderes. Manche sagen mindestens 2 manche mindestens 3 oder sogar mehr.

Die 2 Frage wäre:

Ich habe hier im Thema "Tierarztkosten, Eure Erfahrungen" durchgestöbert.

Ich lese da permanent Zähne schleifen hier, Narkose da, so gut wie nichts anderes, vor allem Zähne.
Das klingt so, als ob man sich beim Tierarzt ein Abo dafür einrichten müsste und mindestens 1x im Monat dahin rennen muss.

Klar Tierarztkosten kalkuliere Ich schon irgendwo mit aber wenn ich jeden Monat für alle 2,,3 oder mehr Tiere 300-500€ beim TA lassen muss wäre das Thema Degu für mich leider vom Tisch, so sehr ich die Tiere auch mag.

Hallo Xs4my,

herzlich Willkommen
Super, dass Du Dir so umfassende Gedanken machst und Dich vor der Anschaffung gründlich informierst

Xs4my hat geschrieben: ↑23. Mär 2024, 06:51 Die erste Frage wäre, müssen es 3 sein? Überall steht was anderes. Manche sagen mindestens 2 manche mindestens 3 oder sogar mehr.

Wir sagen immer, eine Gruppe geht bei drei Tieren los. Zwei ist ein Pärchen. Tatsächlich ist es so, dass Degus ein sehr vielfältiges Sozialverhalten zeigen und dieses in Gruppen besser ausleben können. Auch für den Halter ist eine Gruppe von 3-5 Tieren wesentlich spannender, um Degus und ihr Verhalten gut kennen zu lernen.
Außerdem besteht bei einem Pärchen (auch wenn es junge Tiere sind) immer die Gefahr, dass ein Partner schnell verstirbt. Dann steht ein Halter, welcher ggf. noch nicht so arg viel Erfahrung hat, direkt vor dem relativ komplexen Problem einer Vergesellschaftung.

Xs4my hat geschrieben: ↑23. Mär 2024, 06:51 Ich lese da permanent Zähne schleifen hier, Narkose da, so gut wie nichts anderes, vor allem Zähne.

Leider ist es tatsächlich so, dass die Zahngesundheit von Degus im Laufe der Jahre extrem viel schlechter geworden ist, da die Zucht primär auf eine möglichst große Farbenvielfalt abzielt. Hauptsache etwas für´s Auge. Dieses Problem darf man nicht klein reden. Degus sind zahntechnisch inzwischen eher eine "Katastrophe" und man kann nie sagen, wie sich die Tiere diesbezüglich entwickeln. Auf der sichersten Seite bist Du, wenn Du eine Gruppe 2- bis 3-jähriger Degus übernimmst, die zum Zeitpunkt der Übernahme keine Zahnprobleme haben. Wenn diese dann mit möglichst viel Frischfutter gut ernährt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass erst im höheren Alter ab und an Zähne korrigiert werden müssen.

Xs4my hat geschrieben: ↑23. Mär 2024, 06:51 aber wenn ich jeden Monat für alle 2,,3 oder mehr Tiere 300-500€ beim TA lassen muss wäre das Thema Degu für mich leider vom Tisch,

Kann ich absolut verstehen, das muss man sich auch erst mal leisten können. Es ist absolut verantwortungsvoll so zu denken.
Wichtig ist, einen guten Tierarzt an der Hand zu haben und zu versuchen, sich im Vorfeld Tiere ins Haus zu holen, die nicht direkt schon Zahnprobleme mitbringen. Dann ist man zwar nicht davor gefeit, dass hier irgendwann Probleme auftreten, diese sind dann jedoch meist überschaubar. Da muss dann oft nur ein Tier alle 3-4 Monate mal zum Tierarzt. Das ist machbar.

Viele Grüße
Dagmar

Vielen lieben Dank für die ausführlichen Informationen.

Ich würde Degus eher vom Züchter holen, gibt es da gute Züchter und Erfahrungsberichte wo vielleicht keine/kaum Zahnprobleme herrschen?

Ich hatte auch schon geschaut, ob es Tierarztversicherungen gibt aber da sind 99% nur Hund, Katze, Pferd.

Klingt auf jeden Fall trotzdem kostspielig mit dem TA.
Wenn man dann welche holt und kein Glück hat mit gesunden Zähnen und sich das dann läppert mit den Kosten müsste man sich evtl sogar wieder trennen und die Tiere abgeben.
Deshalb will ich auch gut informiert über die Kosten sein.

Hab bisher nur mit Wellensittichen Erfahrungen und da kenn ich mich ganz gut aus. Aber jetzt hatte ich gedacht mal in ein neues Gebiet einzutauchen.

Hallo,

ausgerechnet vom Züchter Degus holen?

DaLo hat geschrieben:

Leider ist es tatsächlich so, dass die Zahngesundheit von Degus im Laufe der Jahre extrem viel schlechter geworden ist, da die Zucht primär auf eine möglichst große Farbenvielfalt abzielt. Hauptsache etwas für´s Auge.

Es gibt keinen Zuchtverband für Deguzucht in Deutschland, der genaue Zuchtvorgaben hinsichtlich Gesundheit, Erbkrankheiten, etc. festlegt.

Von daher züchten Züchter munter in allen Farben, die Zahn- und sonstige Gesundheit ist dabei absolut nebensächlich.

Seriosität schreiben sich alle Züchter auf ihre Seiten. Man kann daran glauben oder auch nicht.

Das "kaufen beim Züchter" würde ich mir an deiner Stelle sehr gut überlegen .

Naja man sollte ja auf das gute im Menschen hoffen

Was würdet ihr denn empfehlen, wo ich meine Tiere am besten her hole? Falls ich welche hole.

Im Zoo Geschäft fällt denke ich mal raus .

Hallo,

das mit dem "von Züchter holen" würde ich mir auch noch einmal ganz genau überlegen. Züchter (egal um welche Tierart es letztlich geht) sind mit dafür verantwortlich, dass die Tiere immer mehr Probleme bekommen. Wie schon geschrieben wurde, geht es bei Degus um Farbe. Schwarz, weiß, gescheckt, sandfarben, blau, champagne, ... Hauptsache bunt, vielfältig, unterscheidbar, besonders. Nur geht ein Herausselektieren von bestimmten Eigenschaften mit einer Veränderung im Erbgut einher. Oft durch Inzucht oder einen sehr geringen Genpool. Das Ergebnis von solchen Experimenten sieht man tagtäglich bei vielen geschädigten Hunderassen auf der Straße. Mops, Bulldogge, Schäferhund und Co sind sicherlich nicht glücklich über ihr Leben. Und das sind ja nicht die einzigen Opfer.
Zahnprobleme spielten vor diversen Jahren noch keine so große Rolle, und zwischenzeitlich wurden Degus auch bis zu 10 Jahre alt. Mittlerweile sind Zahnprobleme, Tumorerkrankungen und Stoffwechselprobleme immer mehr auf dem Vormarsch, und die Lebenserwartung sinkt wieder, teils dramatisch. Dazu kommen Tiere, die mit Artgenossen kaum noch kompatibel sind. Nicht nur Aussehen und Gesundheit, auch Veränderungen im Sozialverhalten sind Ergebnis von Zuchtexperimenten.

Ich habe gerade das Buch "Das Kuscheltierdrama" vom Tierpathologen Prof. Dr. A. Gruber gelesen. Teilweise richtig harte Kost, teilweise erschreckend, erhellend, schockierend. Und mit einem großen Anteil zum Thema Zuchtauswirkungen bei Hund und Katze (ansonsten sind andere Krankheiten, Parasiten etc. auch Themen). Es gibt mittlerweile noch ein zweites Buch "Geschundene Gefährten", in dem wohl speziell auf Auswirkungen der Rassezucht bei Hund und Katze eingegangen wird. Die Zucht/Vermehrung von Degus hängt der Zucht/Vermehrung anderer Tiere deutlich hinterher, aber letztlich können die Probleme, die bei Hund und Katze verursacht wurden, auch bei jedem anderen Säugetier zum Tragen kommen, wenn jemand darauf kommt, einen ganz bestimmten Standard kreieren zu wollen.

Na dann letztendlich am besten gar kein Tier?

Die Tiere aus der Zoohandlung sehen meistens sehr ungesund aus, besonders bei Vögeln fällt mir das immer wieder auf.

Wenn nicht von Züchter oder aus der Zoohandlung woher dann? Die Tiere aus dem Tierheim haben natürlich ein schönes Zuhause verdient. Nur diese stammen letztendlich auch vom Züchter in vielen Fällen sicherlich schlechte oder aus der Tierhandlung und bringen ihre gesundheitlichen und genetischen Probleme mit.

Ist sicherlich ein schwieriges Thema mit nicht endenden Diskussionen

Ist einfach schade, ist ja auch einfach schön anzusehen aber quasi vorerkrankte Tiere kaufen das will man ja eigentlich nicht egal welche Tierart. Ständig zum TA rennen und sich Sorgen um seine kleinen Freunde machen ist auch nicht schön

Hallo,

ich persönlich vertrete tatsächlich die Ansicht, dass Degus (und nicht nur Degus) nichts in unseren Wohnzimmerkäfigen zu suchen haben, da wir ihnen niemals gerecht werden können. Von daher kommen für mich nur Degus in Frage, die es bereits gibt. Die also im Tierschutz gestrandet sind oder von ihren bisherigen Haltern (aus welchen Grünen auch immer) nicht mehr gehalten werden können.

Wenn Du Degus vom Züchter nimmst, sei Dir auch folgender Problematik bewusst:
Du bekommst Jungtiere. Mit diesen "darfst" Du dann die Pubertät durchmachen, in der es in vielen Degugruppen regelmäßig zu Streit kommt. Dieser ist für unerfahrene Deguhalter häufig schwer auszuhalten sowie auch nicht einfach einzuschätzen. Degus gehen nicht zimperlich miteinander um. In dieser Situation rechtzeitig, aber auch nicht zu früh zu trennen, ist auch für erfahrene Halter eine Herausforderung.

Außerdem kannst Du bei Jungtieren noch überhaupt nicht abschätzen, wie sich die Zähne entwickeln. Die können mit ihren zwei Monaten noch in Ordnung sein. Mit einem halben Jahr oder Jahr kann das ganz anders aussehen.
Von daher nochmal mein Tipp: Eine Gruppe 2- bis 3-jähriger, deren Zahnstatus bekannt ist.

Liebe Grüße
Dagmar

Hallo,

ich stimme Dagmar hier definitiv zu. Es werden immer wieder mal Tiere von privat abgegeben oder du schaust im Tierheim.

Die Sicherheit, die du suchst, gibt es nicht. Nicht vom Züchter/Vermehrer, nicht von privat, nicht aus dem Tierheim, nicht aus der Zoohandlung. Die Tierart Degu wurde in den letzten Jahren dermaßen gehypt, dass sie sich extrem ungünstig entwickelt hat. Wenn ich meine eigene Deguhaltung reflektiere, komme ich in bald 15 Jahren auf fast 40 Tiere. Das Älteste ist mit über 10 Jahren gestorben, das Jüngste mit rund 18 Monaten. Meine aktuellen vier Tiere sind irgendwas zwischen 4 und 6 Jahren alt, kommen von privat und aus dem Tierheim, und haben bisher noch keine Ansätze von Zahnerkrankungen gezeigt. Das kann sich aber auch ändern, darauf müssen wir gefasst sein. Genauso wie auf jede andere Art von Erkrankung, die früher oder später auftreten kann.

Persönlich würde ich heutzutage niemandem zur Deguhaltung raten, würde ich gefragt werden, welche kleinen Heimtiere ich empfehlen könnte. Wenn der unbedingte Wunsch da ist, mag es anders aussehen, aber eine Empfehlung gibt es von meiner Seite aus nicht mehr. Zu viel wurde kaputtgezüchtet und kaputtvermehrt. "Die sind so niedlich und putzig anzusehen und sind so wunderschön bunt" darf kein Kriterium für die Auswahl dieser anspruchsvollen Tiere sein. Das haben sie nicht verdient.

OK wenn das so ist, dann werde ich von der Deguhaltung Abstand nehmen. Sehr schade.
Für mich ist die Farbe egal es sind halt schöne Tiere aber wenn das so problematisch ist dann lass ich es lieber, vor allem als Anfänger