Blutiger Streit in Männergruppe

Fragen und Antworten zum Thema Degu-Verhalten.
mmotchen
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Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo erstmal,
Meine Name ist Kim, ich bin 27 Jahre jung und wohne in Hamm.

Bis vor ca 3 Jahren hatte ich schon mal für ein paar Jahre Degus, die ich dann aber umzugsbedingt abgegeben habe. Die beiden letzten Tiere, ein Mädel und ein Kastrat, durften in einer seniorengerechten Gruppe ihren Lebensabend verbringen.
So ganz ohne diese kleinen Deppen hat aber doch was gefehlt und somit sind am 30.10 wieder 5 Tiere hier eingezogen. Beim Vorbesitzer hatte sich ein Bock in die Gruppe gemogelt und so wurden aus 3 Degus 10. Der Vorbesitzer hat 5 Mädels behalten und ich habe die 5 Jungs genommen.
Vater: Tobi, ca 4 Jahre alt
Wurf A: Charlie und Pascal, geboren am 2.9
Wurf B: Jamie und Olliver, geboren am 16.9
Die Elterntiere waren die gesamte Zeit über ein Trenngitter getrennt, deshalb haben wir die Jungs 2 Tage vor Abholung unter Aufsicht zum Vater gesetzt. Da gab es keinerlei Streit oder Spannungen, es wurde beschnuppert, sich bestiegen und gekuschelt. Daran hat sich bis vor ein paar Tagen nicht geändert.
Zuerst ist mir aufgefallen, dass der Vater vermehrt "auf die Jagd" geht, die kleinen leicht bedrängt und es vermehrt zu leichtem Dominanzverhalten kommt (aufsteigen, kurzzeitiges und harmloses Boxen), die kleinen aber recht schnell das Weite suchen und ihm aus dem Weg gehen.
Die Kleinen untereinander meckern und boxen seit kurzem häufiger mal, aber direkt danach sitzen sie auch wieder friedlich knabbernd nebeneinander.
Gestern ist mir das erste mal aufgefallen, dass der Vater stärker auf einen aus Wurf B reagiert hat. Es wurde gemeckert, mit dem Schwanz gewedelt, kurz gekugelt, der kleine ist abgehauen und Vater war wieder ruhig. Das ist 2 oder 3 mal passiert, hab ich mir keine allzu großen Sorgen gemacht.
Heute bin ich nach Hause gekommen und ein Junge aus Wurf A ist ganz schön verbissen. Kerbe im Ohr, große Macke auf der Nase und eine Wunde am Rücken/oben am Hinterlauf. Der Kleine war ganz schön neben der Spur, ist mit Mühe an meiner Hose hochgeklettert und hat sich im Pulli verkrochen. Die anderen kleinen wurden vom Vater gejagt und angegriffen, kurzes boxen, kurzes kugeln, die kleinen laufen weg und Vater energisch hinterher, bis ihm jemand neues vor die Nase kommt.
Da der zerbissene humpelt und grad nicht so gut weglaufen oder irgendwo rauf- oder runterspringen kann, hab ich den Vater erstmal separiert.

Zum Käfig/Gehege: als Basislager dient ein 100x50cm Gitterkäfig (in dem der Vater gerade sitzt). Dazu kommt ein Stück abgeteiltes Zimmer mit ca 250x270cm. Einrichtung sind gerade ein Karton mit Heu, Sandbad, Korkröhren, Tunnel, Weidenbrücken, ein paar Äste.. also zu meiner Schande recht karg.. Die Tiere sind also gerade quasi am Trenngitter.
Gefüttert wird eine Blättermischung vom Deguladen, hin und wieder eine Hand voll Körner, manchmal eine Nuss, die einzigen Näpfe hier sind fürs Wasser.
Zwischendurch natürlich ein paar Leckerlies aus der Hand (Kürbiskerne, Zirbelnüsse, Azukibohnen..)

Der Vater zeigt weiterhin Schwanzwedeln und meckert, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Die 4 Jungs haben sich ins Nest verkrochen und sind still.

Den Vater jetzt erstmal rauszunehmen schien mir sinnvoll, weil Charlie ja gerade kaum eine Möglichkeit hat sich ihm entgegenzusetzen oder zu entkommen.. hab ich da zu vorschnell reagiert?
Sind die Streitigkeiten vertretbar, weil die jungen gerade richtig geschlechtsreif werden oder war das direkte Zusammensetzen am Anfang vielleicht der Fehler?
Ich habe früher schon 2 VGs gemacht, da meine ehemaligen Tiere alle schon sehr alt aus dem Tierheim kamen, aber da waren 3 Degus die maximale Gruppengröße und mit 5 ist das jetzt gerade etwas komplexer..

Hui, das war lang.. vielleicht hat ja jemand einen guten Rat für mich wie ich mit den Deppen jetzt weiter verfahre..
Schon mal vielen Dank fürs Lesen und schöne Grüße,
Kim :)
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DaLo
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo Kim,

die erste Frage, die sich mir stellt: Wie hat der Vater früher gelebt? Woher stammt er ursprünglich? Hat er auch vorher schon mit Mädels zusammen gelebt, bevor er zu seinem letzten Besitzer kam? Seine Vorgeschichte würde mich zunächst interessieren.

LG Dagmar
mmotchen
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo Dagmar,

Viel zur Vorgeschichte ist leider nicht bekannt bzw nicht besonders glaubwürdig.
Die "Ursprungsgruppe" waren 2 Weibchen und das Männchen, die angeblich schon länger und ohne Nachwuchs zusammengelebt haben, wurden als reine Männergruppe angegeben. Die Vorbesitzerin hat die Gruppe Anfang August mitsamt OSB-Terrarium (120x50? Auf 3 Etagen) von Privat übernommen.
Seit Anfang August war die Gruppe aber sowohl mit, als auch ohne Trenngitter sehr harmonisch, er war durchaus interessiert an den kleinen, aber nie offen dominant oder aggressiv. Der Vater ist im Käfig sehr zurückhaltend und schreckhaft, hier im Gehege (wenn ich mit drin sitze) auch schreckhaft, aber durchaus neugierig, besonders wenn Futter im Spiel ist.
Hätte ihn so aber nicht als sehr dominant beschrieben, hat sich von seinen Mädels wohl auch eher unterbuttern lassen.

Liebe Grüße,
Kim
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DaLo
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo Kim,

wir haben die Erfahrung gemacht, dass Männchen, die lange Zeit zusammen mit Weibchen lebten, ganz schwierig in Männchengruppen unterzubringen sind.

Man kann das Verhalten gegenüber der Weibchen in keiner Weise auf eine Männchengruppe übertragen. Auch diese Erfahrung haben wir schon des öfteren gemacht, dass Männchen, die ihresgleichen gegenüber sehr dominant und aggressiv waren und die nach einer Kastration zu Weibchen kamen, ein gänzlich anderes Verhalten zeigten. Sehr oft reihen sie sich dann ohne Probleme als letzte in der Rangfolge ein.

Ich befürchte tatsächlich, dass der Papa zu lange mit Weibchen zusammen lebte, so dass ein friedliches Zusammenleben mit seinen Söhnen ggf. nicht mehr möglich ist. Zudem hat er ein äußerst gutes Gespür dafür, wer von den jetzt noch Minizwergen dominant ist. Diesen pickt er sich jetzt schon raus und möchte ihn vertreiben.

LG Dagmar
mmotchen
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo Dagmar,

Na super, aber das macht natürlich auch Sinn. Der Zerbissene ist auch so ziemlich der forscheste von allen..
Eine Kastration würde in dieser Gruppe dann vermutlich auch nichts ändern.

Macht es wohl Sinn da noch groß abzuwarten und zu hoffen, dass er sich wieder fängt? Wenn nicht kann ich mich ja direkt mal an die Kastration machen und schauen, ob ich ihn vielleicht wieder in seiner alten Gruppe unterbringen kann..

Liebe Grüße,
Kim
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo Kim,

an sich vertrete ich durchaus die Auffassung, dass man mit viel Geduld versuchen sollte, Gruppen zusammen zu halten / wieder zusammen zu bringen.
Hier aber stimmt mich sehr nachdenklich, dass der Papa bereits jetzt auf die gerade mal 10-12 Wochen alten Zwerge so extrem aggressiv losgeht. Da hätte ich ziemliche Bauchschmerzen und würde mich auch kaum trauen, die Gruppe über einen längeren Zeitraum alleine zu lassen. Da ist schnell einer so schwer verletzt, dass er es nicht überlebt ~_~. Ich mag Dir deswegen gar nicht dazu raten, die fünf wieder zusammen zu lassen.

Tatsächlich bin ich ausnahmsweise mal sehr schnell bei der Lösung, den Vater kastrieren zu lassen und mit Weibchen zu vergesellschaften. Wie Du richtig anmerkst, bringt die Kastration für die Männchengruppe nichts.

Vielleicht warten wir noch ab und es kommen noch ein, zwei andere Gedanken zu Deinem Problem.

Liebe Grüße
Dagmar
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo,

ich würde die Geschlechter der Kleinen unbedingt nochmal überprüfen. So ein heftiges Verhalten kenne ich nur aus Situationen, wo ein Weibchen im Spiel war.

Sollte dahingehend alles okay sein, also alles Männchen und es gibt effektiv keinen Grund für den Papa, seine Sprösslinge zu attackieren, schließe ich mich Dagmar an.
Liebe Grüße,
Julia


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mmotchen
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Guten Morgen,

Ich werde heute Abend nochmal alle Tiere nachkontrollieren, bin mir bei den Geschlechtern aber sehr sicher. Wir haben beim Trennen doppelt kontrolliert und bei mir auch nochmal mit 4 Augen.
Sollte ich den Vater dann besser räumlich komplett trennen, also mitsamt Käfig in einen anderen Raum stellen, dass bei den Jungen der Stressfaktor rauskommt?

Liebe grüße,
Kim
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Hallo nochmal,

Ich habe mir die Jungs eben nochmal vorgenommen und bei allen 5 Tieren ist der Abstand zwischen Harnröhrenzapfen und After sehr ausgeprägt. Ein meilenweit Unterschied zu den Mädels, die ich bei der Trennung in der Hand hatte.

Charlie tut sich noch etwas schwer mit dem Laufen, aber sonst ist er wieder ganz der Alte :) wo die anderen 3 am Gitter mehr oder weniger freundlich vom Vater begrüßt werden, wird Charlie nur stumm anvisiert und zieht dann recht schnell wieder ab.
Ich telefoniere die nächsten Tage schon mal ein paar Tierärzte zwecks Kastration ab. Die Praxis, die ich gestern am Telefon hatte, antwortete auf die Frage, ob man sich mit Degus auskenne mit "Degus.. ääähm..".

Liebe Grüße,
Kim
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Re: Blutiger Streit in Männergruppe

Kurzes Update: Das Verhalten am Gitter ist gemischt.. manchmal zwitscherndes Schnuppern, manchmal quäkendes Meckern. Nachdem ich einem der Jungen allerdings frische Bissspuren am Schwanz entdeckt habe ist der Vater jetzt ins Wohnzimmer gezogen. Ich hoffe, dass das auf beiden Seiten die Spannung etwas rausnimmt, da ich nicht nachvollziehen kann wer der Beißer war. So kann ich dem Alten auch etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Nächste Woche haben wir einen Vorstellungstermin zur Kastration zur Voruntersuchung.

Liebe Grüße,
Kim
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