Plötzliche Hetzerei im Käfig

Fragen und Antworten zum Thema Degu-Verhalten.
Benutzeravatar
esmeralda
Beiträge: 5873
Registriert: 19. Apr 2008, 12:31
Postleitzahl: 53115
Land: Deutschland
Wohnort: Bonn

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Hallo Michaela,

du schreibst, dass es am Trenngitter „relativ“ gut ausgesehen hat. Kannst du näher beschreiben, was man sich darunter vorstellen kann?
Auch erwähnst du, dass nach dem Öffnen des Trenngitters vorgestern erst positiv zu deutende Reaktionen zu beobachten waren. Magst du auch diesbezüglich genauer beschreiben, was geschehen ist?

Oftmals habe ich es bei Vergesellschaftungen erlebt, dass in den ersten 30 bis 45 Minuten überhaupt nichts Besonderes passiert, sondern dass die zu vergesellschaftenden Tiere sich intensiv mit der Erkundung des bereitgestellten Käfig(teils) und der Suche nach von der anderen Partei versteckten Leckerchen beschäftigen. Gerade wenn Degus vor der Trenngitterphase bereits zusammengelebt haben oder die Trenngitterphase relativ lang gewesen ist und die Tiere sich dort neutral bis wirklich freundlich begegnet sind, habe ich schon oftmals (wie auch bei einem Vergesellschaftungsversuch auswärts am Wochenende) beobachten können, dass man sich sogar ohne jegliche Aggressionen begegnet und teilweise auch sofort mit dem gegenseitigen „Beknuspern“ beginnt. Diese Ruhe und entspannte Atmosphäre können dann auch gerne über die anfänglich angesprochene Zeitspanne der ersten Begegnung hinausgehen, vorausgesetzt, die Chemie stimmt grundsätzlich zwischen den Parteien.

Aber in den allermeisten Fällen muss früher oder später „ausgekaspert“ werden, wie die neue Rangfolge aussehen soll und damit kommt es zwangsläufig auch zu den ersten Aufreitversuchen. Wenn sich dabei nicht irgendwann klar herauskristallisiert, wer die Alphaposition übernimmt bzw. wer den oder die Ränge danach bekleiden wird, kommen immer mehr Unruhe, Gereiztheit, Stress und Spannung auf.
Denn derjenige, der aufgeritten werden soll, damit er sich unterwirft, wird davon sicherlich nicht sonderlich erbaut sein, insbesondere dann, wenn er meint, sich kräftemäßig mit dem Aufreitenden messen zu können.
Und der Aufreitende wird immer unleidlicher, wenn sich der Aufgerittene nicht „ergibt“. Daraus entstehen dann meist diese Knäuelbildungen bzw. es beginnen Jagden.

Wenn dann noch Verhaltensmuster gezeigt werden, die keine klaren Signale an den/die Mitbeteiligten senden oder klare Signale falsch interpretiert werden, kann es auch zu Missverständnissen und daraus resultierend zu Reaktionen kommen, die die ganze Situation noch mehr aufheizen.
Ich versuche, dass mal an einem Beispiel zu erklären:

Bei der Vergesellschaftung, die ich am Wochenende begleitet habe, waren 3 Männchen (2x gut 6 und 1x gut 4 Jahre alt) beteiligt. Der Vierjährige sollte zu den beiden älteren Degus vergesellschaftet werden, von denen einer gesundheitlich ziemlich beeinträchtigt, während der andere für sein Alter topp fit ist. Letzterer war auch in all‘ den Jahren in den unterschiedlichsten Konstellationen eine souveräner, sehr sozialkompetenter und sich ruhender Chef.
Das neue Männchen, was hinzukommen sollte, ist eigentlich recht ausgeglichen, steht allerdings nicht so sehr auf kuscheln und mag keine Stapelaktionen, in denen jemand auf seinem Rücken liegt. Selber oben auf einem anderen Degu zu liegen, ist soweit o.k.. Auch setzt er recht schnell seine Zähne ein, wenn er meint „überfordert“ u./o. „angegriffen“ zu werden. Dies zeigt letztlich, dass er doch nicht so selbstsicher ist, wie er sich auf den ersten Blick hin gibt.

Nach dem das Trenngitter entfernt wurde, wurde das bereitgestellte Terrain ausgiebig erkundet und nach Futter abgesucht. Bei den entstehenden Begegnungen war man freundlich, unaufgeregt und ohne jegliche Aggressionen.
Der Chef des Duos hat den „Neuankömmling“ immer wieder an Wange, an Hals und hinter den Ohren „beknibbelt“ und damit seine freundlichen Absichten bekundet. Dieser putzte auch genauso zurück. Der Dritte im Bunde war überwiegend mit Fressen beschäftigt, hat sich aber an den Freundschaftsbekundungen ebenfalls immer wieder beteiligt. So nach einer knappen Stunde meinte der Vierjährige dann, den gesundheitlich etwas angeschlagenen Degu einmal kurz, aber deutlich zu dominieren. Dieser ließ dies auch ohne große Gegenwehr über sich ergehen, wohl wissend, dass er dem anderen sowieso nichts entgegenzusetzen hat.

Danach wollte der Vierjährige ausloten, ob er Chef werden kann. Der andere, ältere Degu ließ in aufreiten, drehte sich dabei aber so um, dass er als unten liegender Degu den anderen Artgenossen beknibbeln und beknuspern kann. Er hatte offensichtlich ein Gespür dafür, dass der andere Degu auf diese freundlichen Gesten positiv reagiert, während hingegen Annäherungsversuche auf den Rücken (und damit natürlich auch Aufreitversuche) nicht so gut bei diesem ankommen.
Offensichtlich meinte das jüngere Tier, damit die Führungsposition übernommen zu haben, was aber nicht der Fall war.

Nachdem es lange Zeit wirklich gut aussah und es auch keine nennenswerten Auseinandersetzungen gab, hat der dann vermeintliche Zweitplatzierte sein bisheriges „Entgegenkommen und freundliches Bepuzzeln“ gegenüber dem jüngeren Artgenossen reduziert, um endlich einmal ordentlich aufzureiten und damit seine Position als Chef zu manifestieren/zu unterstreichen.
Dabei gab es die erste ernsthafte Knäuelbildung, bei der auch definitiv gebissen wurde. Dabei hat der jüngere Degu den älteren erwischt, der danach erst einmal etwas „angefressen“ war. Außerdem hat die Halterin, trotz dicker Handschuhe, einen ordentlichen Biss vom Vierjährigen abbekommen, als sie versuchte, die beiden Jungs auseinander zu schieben.

Beim erneuten Versuch, erst freundlich, dann aber doch bestimmt das jüngere Männchen davon zu überzeugen, dass der Ältere die Alpharolle innehat, gab es erneut eine ordentliche Knäuelbildung. Diesmal hat wohl aber auch der Ältere zugebissen, denn sowohl sein Kontrahent, als auch ich (bei dem Versuch, die Streithähne zu trennen) haben einen Biss kassiert.

Da sich das Ganze drohte richtig hochzuschaukeln und bis dato keine schlimmen Verletzungen entstanden waren, haben wir beschlossen zu trennen. Denn das an für sich in sich ruhende Alttier war nun wirklich nicht mehr gut auf den Jüngeren zu sprechen und wollte unbedingt aufreiten. Dieser hatte den letzten Zweikampf offensichtlich verloren und biss nun nur noch wild um sich, wenn der andere auch nur ansatzweise in seine Nähe kam.
Hierbei waren übrigens vergleichbare Reaktionen zu beobachten, wie sie auch von einem eigenen Tier von mir an den Tag gelegt wurden.

Nachdem das Trenngitter wieder eingezogen und die Parteien getrennt untergebracht waren, hat der Jüngere regelrecht am Gitter rumgejammert und zeigt auch heute noch ein „depressives“ Verhalten. Wir interpretieren es so, als wäre er sehr traurig darüber, dass er nicht bei den anderen beiden Jungs bleiben durfte, denn in den Stunden des friedlichen Zusammenseins hat er die Berührungen der anderen offensichtlich sehr genossen.
Da ich bei dem Bruder des Jüngeren auch identische Verhaltensweisen erlebt habe, bin ich mir sogar sehr sicher, dass der jüngere Degu tatsächlich darüber traurig ist, dass er nun wieder alleine ist. Er ist mit seinem Nest an das Gitter umgezogen und hält sich dort fast unentwegt auf. Kommt jemand auf der anderen Seite auf die Trenngitter, ist er sofort aufmerksam und zwitschert aus Leibeskräften.

Das Alphatier des Duos hingegen war unmittelbar nach der Trennung ziemlich sauer auf den Jüngeren und hat schimpfend am Trenngitter gesessen. Inzwischen hat auch er sich wieder beruhigt und vllt. wird doch nochmals versucht, die Drei zusammen zu führen.
Denn eigentlich hatten wir uns am Wochenende schon eine andere Alternative überlegt…

Nun aber zu deiner Frage, ob es bei deinen beiden Jungs nochmals Sinn machen würde, einen weiteren Re-Vergesellschaftungsversuch zu wagen.
Das vermag ich ehrlich gesagt nicht einzuschätzen, aber vom Gefühl her würde ich momentan eher in Richtung „nein“ tendieren.

Irgendwie scheinen Häppchen und Pedro nicht mehr so zusammenkommen zu wollen/können, wie es vorher der Fall war. Und solange man nicht den Grund dafür kennt, kann man eben auch nicht unterstützend eingreifen oder das Problem beheben.
Liebe Grüße

Monika

Meine Beiträge sind Forenbeiträge und dürfen nur nach Rücksprache, sowie ausdrücklicher Genehmigung an anderer Stelle als Kopie u./o. Screenshot veröffentlicht werden. Querverweise (Links) mit genauer Quellenangabe sind erlaubt.
Benutzeravatar
DaLo
Beiträge: 13714
Registriert: 23. Aug 2007, 19:01
Postleitzahl: 90587
Land: Deutschland
Wohnort: Obermichelbach

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Danke Monika, für diese ausführliche und äußerst interessante Berichterstattung.
Toll, dass Du uns immer wieder so umfassend an Deinen Erfahrungen teilhaben lässt *knuddel*

Das wollte ich gerne "loswerden" ;)

Liebe Grüße
Dagmar
Häppchen
Beiträge: 31
Registriert: 9. Mär 2018, 08:23
Postleitzahl: 12279
Land: Deutschland

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Hallo Monika,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich versuche mal zu beschreiben, wie das am TG ausgesehen hat. Ich muss auch dazu sagen, das wir auch nur noch ein einfaches Trenngitter haben und das die Jungs sich an der dort eingebauten Tür so richtig beschnuppern können. Also Nase an Nase ohne "Zaun" dazwischen geht...nur durchdrängeln ist nicht möglich.

Wenn einer am TG ist wird immer so lange geknabbert, bis der andere auch dazu kommt. Dann sitzen sie meist da und "unterhalten" sich. Ich meine damit nicht dieses Zwitschern sondern eher so ein piepseln, was man auch hört, wenn sie sich gegenseitig beschnuppern. Es gibt auch keinerlei Aggressionen, manchmal zwitschert auch einer zum anderen herüber. Aber immer schön abwechselnd. Sie haben beide ihr "Tagesnest" ans Trenngitter geräumt und pennen dort Fell an Fell, nur abends zieht jeder in sein Häuschen auf der anderen Ebene um.
Alle 2-3 Tage (je nach Arbeitszeit) tauschen wir die Käfigseiten. Auch das geht völlig ohne Stress vonstatten. Es wird erst einmal überall geschnuppert und markiert, die Laufräder ausprobiert bis man sich nachher wieder zum Leckerchen abholen am TG trifft. Manchmal liegen die so süß da, das man das Gitter einfach wegzaubern möchte :)

Dann nach dem Öffnen war die Reaktion auch anfangs sehr neugierig, sie haben auch sofort den Kontakt gesucht, sich an der Schnauze beschnuppert und wieder dieses Gepiepsel. Dann zusammen durch den Käfig, mal Häppchen vorn, mal Pedro vor. Beide haben aber gleich in den ersten 5 Minuten versucht, beim anderen aufzureiten. Erst zaghaft und dann immer bestimmter. Der Gegenpart lies sich das auch immer nur bis zu einem bestimmten Punkt gefallen und dann wurde der Aufreitende weggeboxt und ihm quietschend die Breitseite gezeigt. Pedro war dann auch immer wieder am Zähne klappern. Bei ihm kann man sagen, das er der eindeutig Aggressivere von beiden ist.
Häppchen hat auch immer wieder versucht, ihn vorsichtig an der Wange zu beknabbern, was aber von Pedro nicht toleriert wurde.
Wie gesagt wurde erst über lange Zeit geboxt, zwischendurch immer wieder gegenseitiges Aufreiten. Vermehrt fanden die Boxkämpfe aber im mittleren Teil des Käfigs am TG statt, aber diese Aufreitaktionen und Knäuelbildungen eher im Oberen Teil auf dem "Feldherrenhügel".
Wenn dann kurzeitig beide mal auseinander gingen, wurde aber sofort wieder der Kontakt zum anderen gesucht und wieder aufgeritten und weggeboxt. An Ruhephasen war bei den beiden gar nicht zu denken. Hätte ich nicht getrennt, hätten die wahrscheinlich weitergemacht, bis einer tot umgefallen wäre vor Erschöpfung.

Nach der Trennung ist dann jeder erstmal in eine andere Ebene um zu schlafen. Aber abends standen dann beide wieder am TG, als wäre nichts gewesen ~_~
Auch aktuell gibt es keinerlei negative Reaktionen aufeinander.

Ich muss sagen, das beide Tiere aber gleich kuschelbedürftig sind. Allerdings ist Häppchen dann beim Alleinsein auch so drauf, das er die Streicheleinheiten beim Menschen sucht. Pedro lässt sich zwar auch in die Hand nehmen und kurz streicheln, aber ein "Kuschelhorn" ist er nur bei Artgenossen. Er ist auch immer derjenige, der im Haufen ganz unten auf dem Rücken liegt. :mrgreen:

Auf jeden Fall sind beide Tiere leider mit einem Dickkopf gesegnet, keiner wird jemals nachgeben. Das hab ich in der Zeit, wo sie bei uns sind, deutlich mitbekommen. Ich hatte bisher wirklich nur ein Kerlchen (Gonzo), der sich vollkommen untergeordnet hat. Und deshalb hat diese 3er Konstellation auch so gut geklappt, da er immer für Ordnung zwischen den beiden Alphatieren gesorgt hat.

Mir stellt sich halt nur die Frage, was tun, wenn es mit den beiden nicht mehr klappt. Es gibt keine schlimmere Situation als 2 Einzeltiere zuhause zu haben. Aber die Frage von weggeben stellt sich mir überhaupt nicht, da ich keinen von beiden abgeben möchte. Allein deshalb, da sie schon zu lange bei mir sind und natürlich auch immer wieder das gesundheitliche Problem von Pedro, was wir aktuell mal wieder im Griff haben. Und ich hoffe, das bleibt auch so...

LG, Michaela
Es grüßt der letzte und auch erste Mohikaner Häppchen ( *schnüff* von der Regenbogenbrücke Gonzo & Pedro, Chico & Diego)
Benutzeravatar
esmeralda
Beiträge: 5873
Registriert: 19. Apr 2008, 12:31
Postleitzahl: 53115
Land: Deutschland
Wohnort: Bonn

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Hallo Michaela,

nachdem dem genauen Durchlesen deines ausführlichen Textes sind mir einige Punkte sofort aufgefallen, zu denen ich nachfolgende Gedanken habe:
Häppchen hat geschrieben: 25. Sep 2018, 14:49…. Pedro war dann auch immer wieder am Zähne klappern. Bei ihm kann man sagen, das er der eindeutig Aggressivere von beiden ist…
Häppchen hat geschrieben: 25. Sep 2018, 14:49… Häppchen hat auch immer wieder versucht, ihn vorsichtig an der Wange zu beknabbern, was aber von Pedro nicht toleriert wurde…
Ich könnte mir vorstellen, dass Pedro so reagiert, weil er sich an (mindestens) zwei Dinge erinnert:

Zum einen war er es, der diese böse Entzündung im Maul-/Rachenbereich hatte, die mit Sicherheit Schmerzen verursacht hat und ihm von daher sehr unangenehm in Erinnerung geblieben ist. Es könnte also sein, dass er der Versuch von Häppchen, ihn vorsichtig an der Wange zu beknibbeln aus genau diesem Grund ablehnt.

Zum anderen gab es im letzten Jahr die heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Jungs. Damals war es zwar Pedro, der Häppchen zwischen hatte und ihm auch Verletzungen zugefügt hat.

Nachdem sich die da zu diesem Zeitpunkt drei vorhandenen Degus um Ostern unbeabsichtigt selber vergesellschaftet haben, funktionierte es mit dem Trio wohl vor allen Dingen deswegen, weil Gonzo noch mit dabei war.

Dann wurden die Probleme im Maulbereich bei Pedro wieder schlimmer.

Mitte Mai ist Gonzo leider über die Regenbogenbrücke gegangen.

Weil Pedro immer noch nicht fit und richtig gesund war, hat offensichtlich Häppchen das Zepter in dem verbliebenen Duo übernommen. Als Pedro wieder seinen normalen Gesundheitszustand zurückerlangt hat, begann er damit, an dieser Reihenfolge zu kratzen und es entstand erneut Streit zwischen den beiden Jungs. Es wurde zwangsläufigerweise wieder getrennt und seitdem saßen sie jeweils alleine. Die nun versuchte Re-VG schlug fehl, wohl auch, weil die alten „Geschichten“ zwischen Pedro und Häppchen immer noch nicht geklärt werden konnten.

An dieser Entwicklung kann man m.E. gut sehen, dass Degus über ein gutes Erinnerungsvermögen verfügen und auch sehr nachtragend sein können.
Häppchen hat geschrieben: 25. Sep 2018, 14:49… Vermehrt fanden die Boxkämpfe aber im mittleren Teil des Käfigs am TG statt, aber diese Aufreitaktionen und Knäuelbildungen eher im Oberen Teil auf dem "Feldherrenhügel"….
Solche erhöhten Positionen führen oftmals zu noch mehr Aggressionen, weil dadurch quasi der „Greifvogel- bzw. Angreifer-von-oben Effekt“ entsteht. Das oben befindliche Tier befindet sich in einer erhöhten und damit wahrscheinlich besseren Ausgangsposition für einen Kampf. Diese Konstellation führt dazu, dass sich das unten befindliche Tier noch mehr „angegriffen“ fühlt, so dass in vielen Fällen eine Zunahme der Kampfintensität zu beobachten ist.
Daher sollte man solche erhöhten Positionen nach meiner Meinung möglichst vermeiden bzw. entsprechende Gegenstände bei der heißen Phase des direkten Zusammentreffens entfernen.

Oftmals befinden sich auch noch andere Gegenstände, wie bspw. das Laufrad oder gar der Laufteller, im Bereich des Zusammentreffens, die ebenfalls für ein höheres Streitpotential und im Falle des Lauftellers m.E. zusätzlich für eine deutlich erhöhte Verletzungsgefahr führen können.
Im Falle des Laufrads kann der vor dem Laufrad sitzende Degu den darin Befindlichen daran hindern, auszusteigen, was oftmals in wilden Beißereien ausartet.

Eine solche Reaktion hatte ich sogar einmal in einer Bestandsgruppe, in der eines der Tiere ein anderes immer wieder mal ziemlich bedrängt hat. Dieses ist dann ins Laufrad geflüchtet, um darin „wegzulaufen“ und wurde von dem Bedränger daran gehindert, es wieder zu verlassen. Dann versuchte das bedrängte Tier mit Schnappen den anderen Degu dazu zu bewegen, endlich den Weg frei zu machen. Dieser wiederum biss sofort zurück und verletzte den anderen Degu so schwer am Unterbauch, dass nur eine Notoperation sein Leben retten konnte.
Aus dieser Erfahrung heraus wäge ich immer sorgfältig ab, ob es nicht besser ist, das Laufrad bei der direkten Zusammenführungsphase zu entfernen.

Und bei Lauftellern sehe ich die große Katapultgefahr, die insbesondere dann gegeben ist, wenn eines der Tiere, nicht wie sonst üblich, kontrolliert vom sich in Bewegung befindlichen Teller springen kann, sondern dies in einer Situation des/der absoluten Stresses/Anspannung und dann noch möglicherweise vom Kontrahenten gehetzt tut.
Folglich würde ich diesen auch vor dem Zusammensetzen entfernen, sofern nicht eines der beteiligten Tiere diesen unbedingt zum Stressabbau benötigt und der bzw. die übrigen Degu/s diese Verhaltensweise nicht zur ihrem Vorteil „ausnutzen“ wollen
Häppchen hat geschrieben: 25. Sep 2018, 14:49…Mir stellt sich halt nur die Frage, was tun, wenn es mit den beiden nicht mehr klappt. Es gibt keine schlimmere Situation als 2 Einzeltiere zuhause zu haben. Aber die Frage von weggeben stellt sich mir überhaupt nicht, da ich keinen von beiden abgeben möchte.…
Sollte es mit den beiden tatsächlich nichts mehr werden, dann gibt es eigentlich nur eine Lösung: nämlich für jeden der beiden einen neuen Partner aufnehmen und zu hoffen, dass diese Konstellationen dann erfolgreich zusammenleben können. Andernfalls käme tatsächlich nur eine Abgabe in Frage, denn dauerhaft jeweils alleine sollten die beiden wirklich nicht leben.

Es tut mir wirklich leid, dass ich momentan auch keine Lösungsansatz habe, der auf jeden Fall erfolgversprechend bei Pedro und Häppchen wäre. :(
Liebe Grüße

Monika

Meine Beiträge sind Forenbeiträge und dürfen nur nach Rücksprache, sowie ausdrücklicher Genehmigung an anderer Stelle als Kopie u./o. Screenshot veröffentlicht werden. Querverweise (Links) mit genauer Quellenangabe sind erlaubt.
Häppchen
Beiträge: 31
Registriert: 9. Mär 2018, 08:23
Postleitzahl: 12279
Land: Deutschland

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Hallo alle zusammen,

ich hab mich lange nicht mehr gemeldet, aber nun gibt es leider keine allzu guten Neuigkeiten :(
Wir haben am 25.Dezember das TG erneut geöffnet, weil wirklich seit Tagen Friede und Freude im Käfig an der Tagesordnung waren. Die Jungs haben sich durch die Verbindungstür angezwitschert und beknabbert. Alles sah wirklich sehr gut aus.
Also nach der Wiedervereinigung wieder dieses typische hintereinander herlaufen und aufreiten wollen von beiden Seiten, etwas Geboxe aber sonst nichts, was mich zu einer sofortigen Trennung veranlasst hätte. Dann habe ich aber bei Häppchen festgestellt, das er am Auge blutet. Also sofort rausgenommen und den Kleinen erst einmal beruhigt. In den Käfig zurück wollte er tatsächlich nicht mehr. Also TG erst einmal wieder zu und die Verletzung genauer angeschaut. Da es so viel blutete,konnte man leider nicht viel erkennen, nur das dass komplette Auge von Blut getränkt war.
Also 1.Hilfe mit künstlicher Tränenflüssigkeit gereinigt und Bepanten Augensalbe und Metacam verabreicht. Am nächsten Tag das gleiche Spielchen und den Tag darauf sofort zum TA. Diese stellte dann fest, das der Augapfel direkt unter der Linse einen Riss hat und sich der Glaskörper langsam vom Auge ablöst. Habe dann mit Floxal behandelt, damit sich das verkrustete Blut von der Linse ablösen kann und man eine bessere Diagnose stellen kann. Sind dann heute morgen nochmals zum Termin hin. Da konnte die Ärztin den Glaskörper direkt vom Augapfel ablösen (eigentlich hatte sich alles bereits selbst abgelöst, sie musste nur noch zur Seite schieben ) :cry: Und der Kleine hat das alles so tapfer über sich ergehen lassen. Hat keine Muchs von sich gegeben...
Von einer Entnahme des Auges möchte die Ärztin erstmal absehen und versuchen, das alles von allein abheilt. Er bekommt jetzt also jeden Tag Baytril, Metacam, Floxal und eine entzündungshemmende Augensalbe bis zu 4x verabreicht.
Hat jemand von Euch Erfahrung damit, wie so eine Verletzung abheilt ?
Mir tut der kleine Kerl so unfassbar leid, er hat eh schon so viel über sich ergehen lassen müssen und steckt das jetzt auch noch so gut weg.
Sobald meine Ärztin dann am 2.Januar wieder da ist, werde ich mit dem Kleinen zum Kontrolltermin gehen. Drückt mir die Daumen, das er das auch ohne OP gut hinbekommt... Das macht einen echt ganz schön fertig. Und wieder endet ein Jahr so "bescheiden" :(

Wünsche Euch trotzdem allen einen guten Rutsch ins neue Jahr -dann hoffentlich mit besseren News

LG, Michaela
Es grüßt der letzte und auch erste Mohikaner Häppchen ( *schnüff* von der Regenbogenbrücke Gonzo & Pedro, Chico & Diego)
Benutzeravatar
Mandarine
Beiträge: 7948
Registriert: 2. Nov 2011, 18:44
Postleitzahl: 85356
Land: Deutschland
Wohnort: Freising

Re: Plötzliche Hetzerei im Käfig

Hallo Michaela,

das sind ja keine schönen Neuigkeiten :( .

Die Daumen für eine gute Genesung sind gedrückt.

Für dich mal einen *tröster* .
Meine Beiträge sind Forenbeiträge. Sie bleiben im Forum und dürfen nur nach Rücksprache und ausdrücklicher Genehmigung an anderer Stelle als Kopie oder Screenshot veröffentlicht werden.

Viele Grüße
Mandarine

Infos Deguhaltung
Antworten