Verhaltensstörung?

[Hannah]

Hallo an alle,

Ich brauche bitte eure Hilfe!
Nachdem einer unserer Degus im Sommer gestorben ist, war der zweite einige Wochen allein. Seitdem hatten wir mehrere fehlgeschlagene Vergesellschaftungsversuche. Da wir die Degus wegen Verletzungen mehrfach trennen mussten, war sie zwischendurch immer wieder allein. Jetzt zieht sie sich bei Kontakt mit anderen Degus völlig zurück und versucht immet wieder, sich selbst in den Schwanz oder in die Finger zu beißen. Könnte das eine Verhaltensstörung infolge der langen Einsamkeit sein?
Ich will auf keinen Fall, dass sie allein bleiben muss, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter?
Kennt irgendjemand von euch sich da aus?
Bitte schreibt mir!

Liebe Grüße
Eure Hannah

[Mandarine]

Hallo Hannah ,

für eine bessere Einschätzung bräuchten wir noch mehr Informationen.
wie heißt den dein Degu und wie alt ist er/sie?
Welchen Rang hatte er in seiner vorherigen Gruppe?
Wie wurde vergersellschaftet? (Methode, Vorlgehensweise, Zeitraum)
Mit wie vielen Tieren welchen Alters wurde vergesellschaftet?
Wie groß ist der Käfig und wie ist er ausgestattet? Hier wäre ein Foto und die Maße lxbxh cm hilfreich.

[DaLo]

Könnte das eine Verhaltensstörung infolge der langen Einsamkeit sein?

Ausschließen kann man zwar nichts, aber zum Mutmachen... zu uns in die Deguhilfe kamen schon ein paar Degus, die vorher viele Jahre ihres Lebens alleine verbringen mussten. Sie ließen sich alle letztlich vergesellschaften und genossen dann das Leben in der Gruppe unter ihresgleichen.
Ein Degu war sogar dabei, der mehrere Jahre alleine leben musste sowie zwei Jahre mit Ratten zusammen gehalten wurde. Er war ca. 6 Jahre, als er zu uns kam. Auch er zeigte mit Artgenossen (soweit wir das beurteilen können) normales degutypisches Verhalten. Auch ein Mädchen war mal dabei, welches nach Angabe der vorherigen Halter ca. 7 Jahre lang bei ihnen alleine war. Auch sie genoss noch ca. drei Jahre Degugesellschaft und machte auf mich gar nicht den Eindruck, dass sie mit ihresgleichen nicht gut zurechtkam. Allerdings war sie eine resolute Person und gab genau an, wo es lang geht

Das hat jetzt zwar nicht genau mit dem von Dir geschilderten Problem zu tun, soll aber dazu dienen, die Hoffnung nie aufzugeben.

Liebe Grüße
Dagmar

[Hannah]

Liebe Mandarine,

Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Das betreffende Tier heißt Luz, ist 2,5 Jahre alt und ist ein Weibchen. Sie hat vorher mit ihrer Schwester zu zweit zusammengelebt, und die ist dann im Sommer an einer Lähmungserkrankung (Toxoplasmose? Die Tierärzte waren sich nicht ganz sicher) gestorben. Wir hatten sie vorher noch über mehrere Wochen gepflegt, diese Zeit war sicher auch für Luz anstrengend. Es war dann schwierig, ein Partnertier für sie zu finden, deshalb war sie leider einige Wochen allein. Letztendlich haben wir ein älteres Weibchen (Grey, 5 Jahre) aus unserem Schulzoo übernommen, das ebenfalls gerade sein Partnertier verloren hatte. Die beiden haben sich auch gut verstanden. Im Oktober hat Grey sich am Schwanz verletzt und musste operiert werden. Da mussten wir die zwri letztendlich wieder trennen, weil Luz den Verband immmer aufgeknabbert hat. Und als dann alles abgeheilt war, hat Luz die Stelle trotzdem wieder aufgeknabbert, deshalb haben wir sie seit dem nicht wieder zusammen gesetzt. Grey hatte jetzt drei Schwanzamputationen und würde eine vierte wahrscheinlich nicht überleben.
Deshalb haben wir auf den Rat des Tierarztes hin Anfang Dezember zwei Jungtiere gekauft (Crash und Eddie) und versucht, die beiden langsam mit an Luz zu gewöhnen. So hatten wir sie etwa drei Wochen mit Trenngitter nebeneinander und haben in dieser Zeit die Einstreu immer wieder vermischt, um einen Gruppengeruch herzustellen. Als wir sie zum ersten mal zusammengesetzt haben, haben sie sich immer wieder angegriffen, deshalb haben wir sie wieder getrennt. Als wir es eine Woche später nochmal versucht haben, lief es bis auf gelegentliche Boxkämpfe relativ friedlich, aber über Nacht hat Luz ernsthafte Verletzungen an den Fingern erlitten und musste operiert werden. Da wir später mehrfach beobachtet haben, wie sie sich selbst gebissen hat, vermuten wir, dass sie sich die Verletzungen im Stress selbst zugefügt hat. Wegen der OP musste sie für zwei Wochen von den anderen getrennt bleiben, bis alles abgeheilt war. Die Tierärztin hatte uns als Alternative zur Gitter-Methode vorgeschlagen, die drei im frisch eingrichteten Käfig direkt zusammenzusetzen, um Spannungen am Gitter zu vermeiden. Hat auch nicht funktioniert, jetzt sitzen sie wieder getrennt. Ich versuche gerade, die Truppe zu viert auf zusammenzusetzen (evtl. Unprofessionell, aber ich bin verzweifelt), mit Grey als beruhigendem Faktor, und es funktioniert auch erstaunlich gut und friedlich, aber Luz ist sichtlich gestresst und hat anfangs wieder versucht, ihren Schwanz anzuknabbern.

Soweit jetzt unsere Degu-Geschichte. War jetzt ziemlich lang, aber bei uns ist leider ganz schön viel blöd gelaufen Irgendwelche Tipps?
Vielen Dank!
Hannah

[Hannah]

Liebe Dagmar,

Vielen Dank! Das ist auf jeden Fall sehr beruhigend.

[Mandarine]

Liebe Hannah,

danke für die ausführliche Geschichte. Das tut mir sehr leid für Luz und Grey . Leider haben Tierärzte oft nicht viel Ahnung von Vergesellschaftung. Grundsätzliches kannst du hier nachlesen.
Ist denn der Schwanz von Grey ganz abgeheilt? Wenn ja, seit wann?
Da Grey mit 5 Jahren noch nicht alt ist, sollte sie aber unbedingt wieder Gesellschaft bekommen.

Auf die Käfigsituation bist du noch nicht eingegangen, so dass ich leider keine Vorstellung davon habe wie die Unterbringung von 2 Einzeltieren und dem Duo ist.

[Hannah]

Liebe Mandarine,

Als erstes: Greys Schwanz ist seit zwei oder drei Monaten völlig abgeheilt, bloß eine erneute Verletzung wäre problematisch.
Wir haben eine Voliere, etwa 0,60m x 1,10m x 1,20m. Im Moment ist die in der Mitte geteilt, mit Eddie und Crash auf der einen und Grey auf der anderen Seite. Dadurch haben sie leider etwas wenig Grundfläche, aber das war ursprünglich auch nur als kurze Übergangslösung gedacht. Luz hat momentan einen seperaten Käfig, etwa 0,5m x 1,10m x 0,70m. Der steht direkt neben der Voliere, sodass sie Gitterkontakt mit den zwei Jungtieren hat. Hilft dir das weiter?

[Mandarine]

Kann sein, dass du dich wunderst warum ich dir keine Antwort auf deine Ursprungsfrage gebe. Ich suche nach einer degugerechten Lösung für alle beteiligten Degus. Dafür wäre tatsächlich ein Foto von den Käfigen hilfreich.

Sind Eddy und Crash ganz sicher Weibchen? Bei Zooladenkäufen stimmt leider oft das Geschlecht nicht. Das sollte also dringend überprüft werden. viewtopic.php?f=58&t=2967

[Hannah]

Das versuche ich gerade, aber wie hängt man ein Foto an? Ich bin gerade wohl zu doof.
Eddie und Crash sind beide Weibchen, das haben wir schon beim Kauf kontrolliert. Ich kümmere mich schon seit acht Jahren um wechselnde Degus und habe schon öfter noch nachträglich das Geschlecht bestimmt, eigentlich kenne ich also den Unterschied.

[Hannah]

So, ich glaube, jetzt hats funktioniert.