Degu beißt sich selbst blutig

Fragen und Antworten zum Thema Degu-Verhalten.
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tamy108
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Degu beißt sich selbst blutig

Hallo zusammen,
Ich hoffe hier auf eine schnelle Antwort.
Mein Degu beißt sich im Moment am Bauch blutig und naht an seinen Pfoten, sobald ich ihn aus den Augen lasse. Als ich nach Hause gekommen bin haben schon 2 Krallen gefehlt und er putzt sich auch wie verrückt und knabbert dann weiter an seinen Pfoten.

Würdet ihr direkt in die Klinik fahren oder bis morgen früh warten und zum Notdienst? Und hat schon jemand ähnliche Erfahrungen gemacht was nicht stimmen könnte?

Vielen Dank und liebe Grüße
Jenny101
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

Guten Morgen Tamy,

wie geht es ihm denn derzeit - wart ihr in der Klinik?
Wenn das Tier sich so verzweifelt massiv selber verletzt wie ich mir das nach Deiner Beschreibung vorstelle, würde ich immer so schnell wie möglich fahren.

Mein erster Verdacht liegt bei so auf starkem Juckreiz auf Pilze oder Parasiten wie Haarlinge oder Milben.
Dass hier speziell die Pfoten so verzweifelt angegangen werden kenne ich bisher nicht (aber vielleicht jemand anders hier).

Aber das kann und muss umgehend behandelt werden. Fahr bitte direkt los zu einer Tierklinik/Notdienst, die Dir bestmöglich erscheint, wenn ihr nicht heute Nacht schon wart.
Hier kannst Du im Wartezimmer auch einige Infos dazu lesen https://www.degus-online.de/parasiten/.

Pilze sollte der TA im Idealfall auch durch etwas Hautgeschabsel unterm Mikroskop bestimmern und nicht nur blind verschreiben. (Machen aber leider nur wenige, wenn ich das so mitlese). Lass Dir bitte kein Surolan geben und bitte höflich aber bestimmt um ein anderes Mittel - schon gar nicht wenn bereits offene Wunden da sind. Viele Deguhalter haben extrem schlechte Erfahrungen damit gemacht. Es gibt genug Alternativen und bei offenen Wunden darf es lt. Beipackzettel auch gar nicht verwendet werden.
Liebe Grüße Sabine
mit Lucky & Flöckchen & Schecki, Jonny & Mäxchen, Harry.... , Pelle & Petzi, Pete & Dexi (und den Engeln Karlchen, Charly, Jimmy und Taddy)
Jenny101
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

So wie Du es beschreibst, ist das ganze jetzt erstmalig aufgetreten? Und war für Dich auch erst heute und dann eben so dermaßen stark beobachtbar?
Oder gab es hier schon Vorzeichen?

Ich hatte in einer Fb-Gruppe früher einmal eine Halterin, deren Degu biss sich in regelmäßigen Abständen die Fussballen auf/blutig.
Auch wenn ich bei Dir wirklich einiges auf Punkt 1 setzen würde - zähle ich das ganze hier doch einmal auf, falls ihr tatsächlich ohne Befund heimkommen solltet.
Damals sind wir zusammen auch die folgenden Punkte durchgegangen:
1.) Parasiten und Pilze abklären

2.) Abklären ob das Tier mit stärkeren Reinigungsmitteln in Haut-Kontakt gekommen sein könnte. (Gibt es da bei Dir schärfere Mittel - zum Beispiel beim Freilauf - mit was reinigt ihr Böden etc - mit was den Käfig?). Salz? (Streusalzprobleme bei Hunden....).

3) Könnte das Tier beim Freilauf mit kleinsten Glassplittern in Kontakt gekommen sein? (diese eitern leider nicht raus sondern verkapseln sich ... eine unschöne Sache)

3.) Einstreu tauschen. Gerade Holzeinstreu ist häufig unerkannter Auslöser von Atem- und Hautproblemen. Mal wechseln zu Hanfmatten und Eurolin/Ecoflax. Wird es besser aber nicht gut, durchaus mal auf Zewa setzen - schauen was passiert - und dann mal gezielt austesten: also erstmal nur einen Sache (nur Hanfmatten oder nur Eurolin) dazugeben.

4.) Hast Du neue Hölzer im Käfig/ was für Hölzer sind da mit denen der Degu in Kontakt kommt? Selber prüfen ob da zB etwas wie Eibe dabeisein könnte, die nicht nur beim Annagen giftig ist, sondern auch extreme Hautreaktionen auslösen kann. Im Zweifel neue Häschen mit dunklem Dach mal raus.

5.) Bekam das Tier starke Medikamente in jüngster Zeit, oder könnte es etwas beim Freilauf erwischt haben? (Missempfindungen durch Nervenschäden/Durchblutungsstörungen durch Gifte.)

6.) Eher bei Fellrupfen allgemein: was wird gefüttert? Unzureichendes, faserarmes Futter kann Fellrupfen begünstigen. Bekommen die Tiere als Hautnahrung vielseitige Blätter-Kräuter-Blüten-Gemische (getrocknet und im Idealfall natürlich auch frisch) ? Ganze Pflanzen - nicht verarbeitete Produkte daraus. Und ein schmackhaftes Heu liegt immer da?

7.) Bei vielen Tieren in Gefangenschaft treten leider auch Symptome wie Fellrupfen aus seelischen Gründen auf: Das kann Langeweile sein , Stress oder auch etwas wie eine Depression. Fragen hier: Lebt das Tier in Gemeinschaft mit anderen, ist die Degugruppe friedlich, wie groß ist der Käfig, wie ist der eingerichtet? Gibt es genug Abwechslung und auch immer neue Nagemöglichkeiten?
Selbst wenn eigentlich alles für eine Haltung in Gefangenschaft sehr gut eingerichtet scheint, kann es leider zu solchen Symptomen kommen bei so intelligenten und aktiven Tieren. Ein Beschäftigungs- und Verhaltenstraining kann hier helfen. Es gibt Berichte bei Hunden, wie die Arbeit und Aufgaben in der Hundeschule dann dem Pfotenbeissen ein Ende machte.

Die oben angesprocene Halterin begann nach unserem Austausch ihr Futter etwas umzustellen und mit dem Degu zu clickern (Clickertraining). Und eine Nachfrage einige Monate später ergab, dass der Degu das Pfotenbeissen endlich eingestellt hatte. Zudem beschrieb die Halterin ihn sehr glücklich als "viel sicherer in allem was er tut".

Wie gesagt - ich tippe bei Dir auf dem Tier akut stark zusetzende Pilze oder Parasiten. Im anderen Fall - auch wenn das in leichterer Form immer wieder kommt - kannst Du ja sorgfältig diese Aufzählung mal durchgehen.

Alles Gute und LG
Liebe Grüße Sabine
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esmeralda
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

Hallo Tamy,

auch ich würde gerne wissen, wie der Stand der Dinge ist bzw. ob du zwischenzeitlich mit deinem Tier beim Tierarzt oder sogar heute Nacht noch in einer Tierklinik warst?
Wenn ja, was ist dabei herausgekommen?

Mich würde, ergänzend zu den Fragen meiner Vorschreiberin noch interessieren, ob es ggf. irgendwelche Hinweise oder Symptome bei deinem Degu gibt, die darauf schließen lassen könnten, dass es im Bereich der hinteren Extremitäten zu neurologischen Auffälligkeiten oder gar Ausfallserscheinungen gekommen ist.

Denn auch in solchen Fällen kann es zu den von dir beobachteten Reaktionen bzw. Selbstverstümmelungen des Degus kommen. Wenn bspw. ein Nerv im Bereich des Rückens, der Lendenwirbelsäule und/oder der Hüfte, aus welchen Gründen auch immer, manipuliert oder gar regelrecht eingeklemmt sein könnte, wären die Reaktionen am Bauch und an den Pfoten denk- bzw. erklärbar.
Liebe Grüße

Monika

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tamy108
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

Hallo,
vielen Dank für die Antworten.
Ich bin noch am selben Abend in die Klinik gefahren, leider ohne Befund. Der TA hat ihre Wunden gereinigt aber hat sich nicht wirklich Zeit genommen alles zu untersuchen. Bis jetzt habe ich auch nicht mehr beobachtet dass sie sich beißt oder sontiges.
Daher gehe ich Montag nochmal zum Tierarzt und dieser soll dann wirklich alles untersuchen.

Ich habe auch davor kein einziges Mal beobachtet, dass sie sich selbst beißt und an Einrichtung / Einstreu hat sich in der Zeit auch nichts verändert, bis auf putzen und misten natürlich. Dass sie mit starken Putzmitteln in Kontakt kam kann ich mir auch nicht vorstellen, da ich das Terrarium und Inhalt ausschließlich mit Essigwasser reinige. Das haben mir viele bei der Anschaffung meiner Degus geraten. Ich versuche dann

Wie oben angesprochen dass es psychisch bedingt ist will ich nicht ausschließen, da sie die letzte in ihrer Gruppe ist, da alle anderen Altersbedingt gestorben sind und einen musste ich neulich einschläfern lassen. Der Tierarzt hat mir auch davon abgeraten sie neu zu vergesellschaften, da sie das höchstwahrscheinlich laut ihm nicht mehr aushalten würde (sie ist fast 8). Mir ist jedoch aufgefallen, dass sie ab und an gehen die Gegenstände im Terrarium rennt und sich in der Höhe verschätzt , also sie versucht auf ein Häuschen zu hüpfen, springt aber dagegen usw.

Vielen Dank für die Ratschläge, ich hoffe wir finden bald heraus was sie da so gequält hat und dass es hoffentlich vorbei ist.

Ich
Jenny101
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

Hallo liebe Tamy und wie schön, dass Du Dich meldest und von Euch weiter erzählst.

Schade, dass der Notdienst hier nicht weiter nach Ursachen gesucht hat, wo ihr dann extra in der Nacht noch los seid.

Ich weiß nicht, wie groß die Wunden sind - aber im Zweifel empfiehlt es sich bei Wunden immer, das Sandbad erstmal raus zu nehmen. Hast Du aber evtl. auch schon gemacht. Wenn die Wunden am Bauch etwas größer ist und nicht gleich zu heute, würde ich auch noch mit einem nicht brennenden Wunddesinfektionsmittel dran gehen. Einfach vorsichtig besprühen. Octenisept zum Beispiel oder Prontosan hast Du vielleicht sowieso auch für Dich selber zuhause.

Dann hoffen wir mal, dass Dein TA Anfang der Woche auch genauer hinschaut und wirklich versucht, die Pilze und Parasiten auszuschließen. Bzw. zu behandeln.
Hat sie das Kratzen denn auch ganz eingestellt?
Und läuft ganz normal?

Wie ist denn ihr Gewichtsverlauf - wiegst Du regelmäßig und trägst das ein, so dass Du eine Idee hast, ob sie derzeit abgenommen hat? Falls das noch nicht so der Fall ist, würde ich damit anfangen. Ich mache das so wie in dem Film (nur gibt es bei uns weit mehr Geschubse und Aufregung *lächel* )

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https://youtu.be/nair4dCZbAs
Ich habe gerade mal geschaut, wo Du wohnst. Ich kenne eine tolle Tierärtzin in Birkach, die würde ich Dir sehr ans Herz legen, falls Du eher keinen Degu/Kleinsäuger-Spezialisten in der Nähe hast. Zwar sind das gut 50 Minuten Fahrt. Aber es steht und fällt oft alles mit einem guten TA und zahlt sich unterm Strich für alle Beteiligten dann doch mehr aus, als der TA um die Ecke. Ansonsten gibt es hier im Forum auch eine TA-Liste -da kann Dir bei Bedarf sicher jemand weiter helfen, ob es noch eine nähere Empfehlung gibt.

Insgesamt sind TÄ Spezialisten für das Medizinische (und schon da tun sich die meisten bei so kleinen Tieren wie Degus leider sehr schwer). Vergesellschaftung oder Fütterung usw. bei so speziellen Tierarten sind einfach nicht ihr studiertes Thema und da würde ich mir immer hier Rat holen, nach allem, was ich jetzt schon an TA-Empfehlungen zu den Themen gehört habe.

So sollte Dein kleines Mädchen nicht alleine bleiben müssen, nur weil es 8 Jahre alt ist. Ältere Degus lassen sich im allgemeinen sehr gut - und viel viel ruhiger als in jungen und mittleren Jahren - mit anderen Senioren vergesellschaften! Hier werden Dir auch gerne viele beistehen mit Ratschlägen dazu. Und ich würde mich sehr freuen für die Kleine, wenn Du diesen Schritt wagst. Allgemeine Infos zur VG kennst Du sicher (ansonsten: hier viewtopic.php?f=60&t=2968).
Im anderen Fall würde ich - genau weil ich mein Tier liebe - dann einen guten Platz für sie suchen. Hier im Forum gibt es eine Abgabedatei. Und bei Facebook auch eine Gruppe "Seniorenheimsuche für Degus".
Sie kann, wenn alles rundherum für sie stimmt, noch gut 2 Jahre leben. Das sollte sie nicht alleine machen müssen. Wenig ist trauriger als ein einsamer Degu.
Und wenn Du das so erzählst - natürlich ist es dann auch nicht ausgeschlossen, dass die Seele hier leidet und die Selbstverletzungen daher kommen.
Das wäre natürlich ein Grund mehr, sehr zeitnah und engagiert auf die Suche zu gehen, damit sie in wenigen Tagen wieder einen Degu am Trenngitter sieht - und merkt, dass das Leben weitergeht :) Bitte aber nicht zu jüngeren Degus - es sollte schon jemand +- 2 Jahre ihr Alter sein.

Zeitgleich zur Partnersuche aber bitte noch das obige vom TA ausschließen lassen.
Und wenn Du Holzeinstreu verwendest, würde ich das zur Sicherheit auch wirklich gegen Hanfeinstreu oder das oben erwähnte Leinstroh tauschen. Ich möchte auch nicht dauerhaft mit den ätherischen Ölen von Nadelhölzern in Kontakt sein - Allergien/Unverträhglichkeiten können auch nach Jahren und geradedurch den intensiven/dauerhaften Kontakt mit so etwas ausbrechen. Nur weil etwas Suboptimales immer da war, heißt es also nicht, dass es nicht als Ursache von plötzlich auftretenden Problemen in Frage kommt.
Das gleiche gilt für ein gutes Angebot an Platz und artgerechtes faserreiches Futter (bzw ein Mangel daran).

Weiterhin hast Du sehr anschaulich beschrieben, dass Deine kleine Omi, körperlich - und auch von der Sehfähigkeit her - nun unbedingt einen alters-/behindertengerecht eingerichteten Käfig braucht.
In dem sie nicht mehr hüpfen muss, sondern alles ganz bequem erlaufen kann. Über flach ansteigende Rampen zwischen den Etagen, Aufstiege zu den Häuschen, Ein- und Ausstiege ins Sandbad uvam .
Auch solte der Käfig unbedingt Volletagen haben, damit sie nicht abstürzt. Wenn Du Lust hast, poste doch mal ein Bild und wir schauen gemeinsam sobald Zeit ist. Es ist nicht schwer und für die Tiere eine große Erleichterung. Ich will als Omi auch nicht mehr mit einem Felgaufschwung die Küche erreichen müssen ;-)

Liebe Grüße und ich hoffe, ich habe Dich mit so viel Text nicht verschreckt - lass gerne weiter von Dir hören. Hier interessieren sich sicher recht viele dafür, wie es mit Deiner Kleinen weitergeht .
Liebe Grüße Sabine
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Re: Degu beißt sich selbst blutig

Hallo,

ich hätte noch einen kürzeren Textvorschlag ;)
Lass das Mädchen nochmal von der empfohlenen Tierärztin durchchecken und dann suche aber bitte umgehend nach einer neuen Partnerin. Ich tendiere dazu, das Alleinesein als Ursache zu sehen.

Viele Grüße
Dagmar
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