Vor ca. 20 Jahren hatte ich eine Giardien-Epidemie bei mir daheim. Damals hatte ich zudem noch SEHR viele Degus, was die Bekämpfung zu einer tagesfüllenden Beschäftigung machte.Ich nahm das Ganze sehr ernst, zumal ich damals öfter Tiere mit matschigem Kot hatte, und putzte, was das Zeug hielt. Ich hielt mich sogar an die Vorgaben mit der Haltung auf Zeitungspapier. Das alles hat meine Tiere sehr gestresst und es gab in den Gruppen dann auch öfter mal Knatsch. Das nahm ich billigend in Kauf und konnte zu guter Letzt die meisten meiner Degus von Giardien befreien. Aber bei zwei Brüdern hielten sie sich hartnäckig. Irgendwann habe ich das Ganze dann nicht mehr weiterverfolgt und beschloss, dass es jetzt gut sei. Danach habe ich Neuankömmlinge weiter testen lassen, aber die waren - bis auf sehr wenige Ausnahmen (und hier vor allem bei den Mongolen, die ich damals auch noch hielt) - negativ.
Über die Jahre bin ich entspannter geworden und vertrat auch mehr oder minder die Haltung "naja, solange es keinen Durchfall gibt, muß ich das nicht mehr wissen".
Vor drei Jahren begann ich dann wieder mit Testen von Neuankömmlingen. Und das aber auch nur, weil ich zu diesen Zeitpunkten immer auch kranke/"vulnerable" (wie es so schön in Neudeutsch heißt) Tiere hatte, denen ich keine mutmaßliche zusätzliche Belastung durch Endoparasiten zumuten wollte. Und beide
Bobby brachte seine eigenen Haustiere mit, und bei Coco war es sogar ein kleiner Zoo (Oxyuren und Giardien). Schweinderl hatte zu diesem Zeitpunkt noch 280 g und bis auf ihre auffallend schwach ausgeprägte Muskulatur hatte sie damals keinerlei Auffälligkeiten.
Coco habe ich intensiv mit Pancur behandelt, mir zusätzlich noch so ein Giardien-Putzzeug geholt. Nach dem zweiten Zyklus schickte ich die Kopro nochmal ein: alles negativ.
Auch Chewie, die Anfang des Jahres zu Coco vergesellschaftet wurde, hatte Giardien und wurde noch bei ihren Vorbesitzern behandelt und parasitenfrei überreicht.
Die Kopros lasse ich schon seit Ewigkeiten von der selben Stelle testen, Testverfahren zumeist ELISA bzw. die normale Flotation für Würmer, Kokzidien et al.
Ich wähnte die Tiere also über ein dreiviertel Jahr parasitenfrei, als Schweinderl vor einiger Zeit wieder zu schwächeln begann. Ich hatte ihre Nieren im Focus, bei ihr weist schon länger alles auf eine CNI hin und ich hab in die Richtung schon einiges mit ihr durchprobiert. Sie hatte schon in der Vergangenheit ordentlich an Gewicht verloren, was ich jetzt aber ob ihrer anfänglich wirklich dicken Wampe nicht allzuschlimm fand. Als sie aber die 250 g unterschritt, wurde ich etwas nervös. Sie nahm immer weiter ab. Auch sonst zeigte sie vermehrt Symptome, die mich vermuten ließen, dass die CNI jetzt in die terminale Phase ging. .... Und dann kam vor ca. drei Wochen Kommissar Zufall zur Hilfe: Als ich Coco auf der Waage hatte, setzte sie Kot ab - und an dem Köttel hing ein ca. 2 cm langen weißen Wurm. Sowas hab ich noch nie gesehen. Ich war echt schockiert. Ich konservierte den Wurm umgehend in Desinfektionslösung, sammelte drei Tage Kot und schickte es dann ein: Giardien, Flotation und Helminthentypisierung.
Das Ergebnis war niederschmetternd: Bei dem Wurm handelte es sich um einen erwachsenen Oxyuren und die Giardien sind auch wieder da. Und diesmal kann ich nicht nur zwei, sondern vier Degus behandeln. Das ist das eine. Das andere ist, dass ich mich frage, wie vor allem die Giardien sich durch den letzten ELISA mogeln konnten. Auch die Oxyuren scheinen toughe Kameraden zu sein und haben sich die ganze Zeit in Cocos Körper gehalten. Eine Re-Infektion halte ich sowohl bei den Giardien als auch bei den Würmern für äußerst unwahrscheinlich. Wissen tue ich es aber natürlich nicht.
Was ich mit dieser Story sagen wollte: Ich gehe davon aus, dass die Durchseuchung mit Giardien UND Würmern vermutlich höher ist als man denkt. Und was gerade auch Würmer anrichten können, hab ich jetzt erleben dürfen. Sie haben mich auf eine tendenzell falsche Fährte geschickt und ggfs. sind auch die Nierenwerte Ergebnis dieses Dauerbefalls (das ist jedoch nur eine Vermutung).
In der Fachliteratur wird zudem zu meinem Entsetzen IMMER noch von lediglich drei Tagen (!) Panacur als ausreichend gesprochen. Wenn man davon ausgeht, dass viele Leute aus Kosten- oder sonstigen Gründen keine Nachkontrollen durchführen lassen, erklärt sich das Resultat von selbst: Ähnlich wie bei unzureichender Antibiose wird es sich auch bei Parasiten verhalten, die zunehmend Resistenzen bilden dürften und eine Bekämpfung zunehmend erschweren. Deshalb empfinde ich es wieder als wichtiger, wieder genauer hinzuschauen und vorhandene Parasiten wirklich vollumfänglich zu eliminieren, damit sie sich nicht weiterentwickeln und mit neuen Generationen und in neuen Wirten zunehmend Resistenzen bilden können.
Ich habe mich nochmal mit dem Labor in Verbindung gesetzt (Antwort ist noch ausstehend) und gefragt, wie es sein kann, dass der ELISA auf Giardien negativ war. Bei der Flotation verstehe ich das noch ein Stückweit, da die Würmer nicht dauerhaft Eier ausscheiden und ich vielleicht eine Ruhephase erwischt habe. Aber das mit den Giardien macht mich richtig stutzig.
Ende vom Lied: ich werde es jetzt mit Telmin probieren (was natürlich nicht vorrätig war und schwer zu kriegen ist). Ich habe nun ein Rezept von der TA und werde morgen die ganzen Apotheken und anderen Tierärzte in der Nähe abklappern. Hoffentlich kann ich bald mit der Therapie beginnen.
Meine Meinung zu Endoparasiten hat sich geändert
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Octodon
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Meine Meinung zu Endoparasiten hat sich geändert
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Bacardi-paula
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Re: Meine Meinung zu Endoparasiten hat sich geändert
Dann gutes Gelingen und viel Erfolg 
Wenn Du sie mit Wissen nicht überzeugen kannst verwirre sie mit Schwachsinn 

Re: Meine Meinung zu Endoparasiten hat sich geändert
Da schließe ich mich an mit guten Wünschen ...
Derzeit bei uns und hoffentlich glücklich: Ronja und Porthos
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