Hallo Michaela,
habe eben Deinen Beitrag gelesen, und Dein Problem scheint meinem sehr ähnlich zu sein.
Ich muss nur dazu leider etwas ausholen, also verzeiht Ihr alle, die Ihr dies lest, wird jetzt etwas länger.
Ich habe jetzt seit über 6 Jahre Degus. Damals hatte ich mir drei weibliche Geschwistertiere ( waren damals 1 Jahr alt) von privat geholt: Milly, Fanny und Tinker. Bis letztes Jahr im Sommer haben sie bei mir glücklich in einem großen Käfig gelebt und hatten sich immer prima verstanden. Leider ist dann letztes Jahr im Sommer Milly mit einem Knochentumor mit 6,5 Jahren verstorben, so dass mir noch Fanny und Tinker blieben. Da sie ja nun beide nicht mehr die Jüngsten waren, dachte ich mir so, dass man vielleicht schon mal ein paar jüngere Tiere dazuholt und vergesellschaftet, wenn es eventuell schon bald auch die nächste treffen könnte, so dass dann nur noch eine übrig bliebe. Und das geht ja nicht...
So zogen dann Louise und Mathilde im September 2017 bei uns ein. Da waren die beiden ein halbes Jahr alt (das Alter war wahrscheinlich schon mein erster Fehler, aber sie waren noch so klein, quirlig und süß...). Bis dahin hatte ich noch nie vergesellschaftet, hatte mich erst einmal im Netz schlau gelesen und die beiden Neulinge zunächst einmal zwei Wochen in einem provisorischen Käfig in einem anderen Zimmer in Quarantäne gehalten. Dann hatte ich in den großen Käfig, wo die beiden Alten saßen, ein Trenngitter eingebaut und zwei Wochen lang die Käfigwechsel-Methode gemacht und dann alle vier im Auslauf zusammengelassen. Das war wahrscheinlich mein zweiter Fehler, weil viel zu verfrüht. Es wurde im Freilauf leider zu heftig gekämpft, und es floss Blut. So musste ich sie trennen, und traute mir auch erst einmal keinen neuen Vergesellschaftungsversuch zu, hatte also erst einmal vor, sie in zwei getrennten Gruppen zu lassen, weil ich ja auch gesehen hatte, dass meine beiden alten Wackeldamen auch nicht mehr so ganz mit den beiden kleinen Quirlen mithalten konnten, und dann viellicht doch nicht so ganz ihre nötige (Alter-)-Ruhe gehabt hätten...
Damit nun beide Gruppen nicht auf Dauer in so einem halben Käfig leben mussten, schaffte ich mir einen weiteren, zweietagigen Käfig an, den ich zu 90 Grad an den großen Käfig der beiden Alten dranstellte, und den ich im Eckbereich so ausbaute, dass beide Gruppen dauerhaft über ein doppeltes Trenngitter Kontakt hatten. Bei den beiden Jungtieren gab es dann immer mal Rangeleien, die eine und andere wilde Jagd, aber zunächst unblutig. Eines Tages aber kam ich zum Käfig, da lag die Leiter unten mit einer langen Blutspur, und da sah ich, dass Louise (sie ist eigentlich das Alphatier) am Schwanzansatz blutete. Da dachte ich, dass es wohl ein Käfigunfall war. Der Schwanz ist zum Glück dann auch schnell verheilt. Bis auf einige wilde Jagden und manchmal viel Geschimpfe ging es mit den beiden Kleinen bis etwa Ostern dieses Jahres soweit ganz gut. Aber dann wurde ich Zeuge, wie der wirklich ernste Krieg zwischen den beiden begann: Es fing dabei jedesmal damit an, dass die raggniedrigere Mathilde bei Louise immer wieder aufsprang und sie markierte, bis Louise sie genervt annöhlte. Weil sie aber gar nicht damit aufhörte, kam es dann zum richtig heftigen Kampf. Mathilde wollte sich auch nicht beugen, obwohl sie viel schmächtiger als Louise ist, so dass beide schließlich als Fellknäuel im Käfig herumkugelten und sich blutig bissen. Da musste ich die beiden dann auch trennen. Habe dafür ihren neuen Käfig in oben und unten unterteilt. Da hatte ich also plötzlich drei Parteien. Die Kleinen in Einzelhaft und die beiden alten immer noch nicht vergesellschaftet. Aber die hatten ja aneinander und gingen auch total liebevoll miteinander um.
Also habe ich dann mit den Kleinen in ihrem neuen Käfig ein paar Wochen Käfigtauschmethode gemacht und dann versucht, sie im Freilauf wieder zusammenzubringen, auch weil sie sich an der Trennung zumindest immer anzwitscherten. Zuerst begrüßten sie sich im Freilauf auch fröhlich zwitschernd, aber dann kippte es ganz schnell,und die (rangniedrigere) Mathilde griff Louise sogleich aufs Heftigste an. Louise floh dann immer auf meine Schulter und fiepte furchtbar. Auch nach weiteren Versuchen endete es immer so, und wenn Mathilde Louise erwischen konnte, dann gab es blutige Bisse (dann aber auch von Louise zurück). So konnte das ja nicht weiter gehen...
Ich war dann verzweifelt am Überlegen, was man noch machen könne, dachte dann, vielleicht stehen sie unter Dauerstress, weil die beiden Alttiere immer in der Nähe sind und vielleicht einen störenden Einfluss auf das Gleichgewicht zwischen den beiden Kleinen haben...
So kam ich auf die Idee, den Käfig von den beiden Kleinen in einen anderen Raum zu schieben. In meiner Verzwieflung habe ich dann die beiden Kleinen in meiner kleinen Transportbox zusammen eingepfercht (so eine Art „Kleinraummethode“), aber wirklich nur für eine Stunde. Den Anblick, dass sie so zusammengepfercht waren, habe ich selbst kaum ausgehalten. Aber immerhin hatten sie sich dann erst einmal ordentlich zusammengekuschelt. Danach hatte ich ihnen dann den alten Hamsterkäfig (100X50 cm Lauffläche) zurechtgemacht, in dem sie dann auch noch zusammen einen Tag verbringen mussten. Das geschah natürlich alles in einem Zimmer außerhalb des Käfigzimmers der beiden Alttiere. Auch da verstanden sie sich gut, es gab viel Gezwitschere und gemeinsame Ausbruchsversuche.
Am nächsten Tag bezogen sie dann ihren eigenen, im anderen Zimmer neu eingerichteten Käfig, der sogleich von beiden ordentlich markiert wurde. Es gab noch ein paar kleinere, unblutige Rangeleien, aber dann war alles friedlich, und es gab keine Angriffe von Seiten Mathilde gegen Louise mehr. Puh, so weit, so gut.
Leider wurde aber dann meine arme Fanny im April krank. Letztendlich war es ein bösartiger, vom Hals in den Kiefer einwachsender Bindegewebstumor, der aber zunächst nur langsam wuchs, und sie daher auch fast bist zum Schluss keine Beschwerden hatte (im späteren Stadium bekam sie aber dann doch noch dauerhaft Schmerzmittel), nur dass die Backe immer dicker wurde. Dennoch hat sie bis kurz vor ihrem Tod noch fleißig ihre Lieblings-Haselnüsse geknackt. Und Tinker war immer ganz liebe- und rücksichtsvoll zu ihr, hat ganz viel mit ihr gekuschelt und sie auf dem letzten Gang dann auch begleitet. Mitte Juli ging es dann nicht mehr, und so musste ich sie schweren Herzens gehen lassen. Sie war so eine Liebe!
Aber ihre Schwester Tinker ist auch so eine Liebe. Die konnte ich doch nicht nicht allein lassen. Eine Woche nach Fannys Tod habe ich dann den Käfig von meinen Alttieren also wieder getrennt, diesmal aber in oben und unten (hatte gelesen, dass mit Übereinander der Vergesellschaftungserfolg besser sein soll als mit Nebeneinander). die beiden Kleinen sind ja nun auch 1,5 Jahre, also am Ende ihrer Pubertät, dachte ich, und damit vielleicht jetzt vernünftiger?!?
Sie kamen also wieder ins alte Zimmer. Es ging auch alles soweit gut, Käfigseitentausch nach einer Woche, dann täglich, Sandbadwechsel etc. Am Trenngitter gab es auch dann und wann Gezwitscher. Dann kam der große Tag: Vergesellschaftung im Freilauf: Mit der rangniedrigen Mathilde gab es gar kein Problem, da war gleich Zwitschern und Kuscheln mit Der alten Tinker angesagt. Mit Louise gab es dann noch eine gute Stunde Rangelei, und einen kurzen Kampf auf zwei Beinen, aber alles unblutig. Tinker hat sich ihr schnell untergeordnet. Ich hab dann alle drei auch erst einmal in den auf neutral geputzten alten Hamsterkäfig gesetzt für einen Tag, dann habe ich sie aber nicht in den Käfig der Alttiere gesetzt, sondern dachte, sie kämen erst einmal in den Käfig der Jungtiere, weil der ja nun auch einen Monat lang leer gestanden hatte, somit in meinen Augen erst einmal ein neutraler Platz war. Der wurde dann auch gut angenommen, von allen schön durchmarkiert. Es gab wieder ein paar kleinere Rangeleien zwischen den Jungtieren, aber nichts Ernsthaftes. Also dachte ich mir, nach einer Woche da drin können nun alle endlich friedlich in den schönen, großen, extra ausgebauten Käfig der Alttiere einziehen. Gesagt, getan. Ich hatte auch, wie man das ja machen soll, nur erst einmal die untere Etage für sie geöffnet, wollte dann nach und nach weiter öffnen. Zwei Stunden ging das gut, alles wurde beschnuppert, erkundet, markiert. Aber plötzlich fing wieder Mathilde an, Louise aufs Heftigste zu attakieren, richtig fies, sie kam einfach von hinten angeschlichen und biss Louise fest ins Hinterteil (bis aufs Blut!). Das gab sofort eine Fellkugel, und ich musste sie irgendwie in dem Käfig schnell trennen. Louise also wieder mit blutigem Schwanz, Mathilde mit langem, blutigen Ratscher über der Nase.
Danach hatte ich nun wieder eine neue Konstellation: Mathilde zusammen mit Tinker unten, Louise allein oben, Trenngitter zwischen beiden Parteien.
Tut mir leid, ist sehr lang geworden.
Ich habe nun folgendes Fazit daraus gezogen:
Kann es sein, dass die Kämpfe, die ja von der rangniedrigeren, schmächtigeren Mathilde gegen ihre viel kräftigere Schwester ausgingen, Vertreibungskämpfe waren? Hat Mathilde das Zimmer, in dem der Käfig der Alttiere steht, als ihr Revier angesehen, so dass sie sich gezwungen gefühlt hatte, Louise zu vertreiben?
Im anderen Zimmer, wo ich den Käfig von den Jungtieren hingestellt hatte, hatte sie sich gleich in ihren niedrigen Rang unter Louise gefügt und war friedlich.
Fragt sich nur, warum die beiden solange dann noch in dem halben Käfig von den Alttieren friedlich waren, solange sie noch von Tinker mit Trenngitter getrennt waren.
Jetzt habe ich das ganze Spiel von vorn begonnen. Im Moment sitzen sie zu dritt (friedlich) mal wieder im alten Hamsterkäfig. Morgen will ich sie dann für längere Zeit in den Käfig der Jungtiere setzen, der ja immer noch im extra Zimmer steht. Da waren sie zu dritt ja letzte Woche ganz friedlich. Hoffentlich bleibt das dann auch so.
Aber nun endlich zu Dir, Michaela. So wie Du das mit Deinen beiden schilderst, sehe ich irgendwie Parallelen zu meiner Geschichte. Kann es sein, dass auch bei Dir der eine Degu das Zimmer/den Käfig als sein Revier ansieht und dann meint, der andere muss unbedingt daraus vertrieben werden? Revierkämpfe gehen in der freien Natur so vor sich, dass einer der beiden Kontrahenten dann woanders hin flieht. Im Käfig/Zimmer können diese Kämpfe aber bis zum Tod eines Tieres führen, weil es ja nicht fliehen kann. Die Kämpfe hören dann auch überhaupt nicht auf, sind sehr ernst.
Ich weiß nicht, ob Du den Käfig in ein anderes Zimmer stellen kannst, oder besser noch, einen neutralen Käfig woanders stehen hast, in den Du Deine Kleinstkrieger setzen kannst. Vielleicht sind sie dann tatsächlich auch friedlich wie meine drei Amazonen!
Wie gesagt, verstehen tu ich das Ganze zwar noch immer nicht so genau, aber zumindest habe ich - wenn auch auf ziemlich nervenaufreibenden, zeitkostenden Wege - eine Chance, dass sich meine drei doch noch zusammenraufen, leider in einem anderen Zimmer und einem anderen Käfig als geplant.
Ich wünsch Dir von Herzen, dass es wieder klappt mit Deinen beiden. Es bricht einem jedesmal das Herz, wenn man sie allein setzen muss.
Alles Gute und viel Erfolg,
Katrin
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Re: Wiederkehrende ortsbedingte Rangkämpfe
Hallo Auguste,
damit es nicht zu unübersichtlich wird, habe ich deinen Beitrag aus Plötzliche Hetzerei im Käfig abgetrennt. So kann gezielt auf deine Fragestellung eingegangen werden.
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Re: Wiederkehrende ortsbedingte Rangkämpfe
Hallo Katrin,
ich habe dir eine PN geschrieben.
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Monika
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