Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Fragen und Antworten zu sonstigen Degu-Themen
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Firelady
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Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Hi,

ich bin heute ganz eiskalt erwischt worden und hoffe auf ein paar Denkanstöße.
Für mich stand die Devise „adoptieren statt kaufen“ noch nie zur Debatte.

Eine Interessentin fragte mich heute, was denn wäre, wenn die adoptierte Gruppe doch „nicht die richtigen Tiere“ für sie seien.

Für mich sind Degus gleich Degus, daher hatte ich keine Antwort parat.

Wie handhabt Ihr das / wie seht Ihr sowas?
Rechtfertigt der Wunsch nach „den“ Tieren den Gang zum „Züchter“?

Danke Euch!
Liebe Grüße,
Julia


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DaLo
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Hallo Julia,

stellt sich mir zunächst die Frage, was denn "die richtigen Tiere" sind? Was genau ist denn die Erwartung an die neuen Mitbewohner, was müssen diese erfüllen? Und je nachdem, was hier definiert wird, würde meine Antwort ausfallen. Die könnte von "dann schaff Dir keine Tiere an" über "das kann Dir keiner garantieren" bis zu "dann solltest Du im Vorfeld dies, das und jenes abklären / abfragen" sein.

LG Dagmar
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Andryna
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

der Wunsch nach „den“ Tieren
Bei Hunden kann ich es ja absolut nachvollziehen, da man mit diesen i.d.R. viel aktiv unternimmt und da der Charakter passen sollte bzw. man gewisse Vorlieben an Charaktereigenschaften hat. Aber bei Degus? Ich würde erstmal wissen wollen, welche Erwartungen man dabei an Degus haben kann. Bei mir haben mittlerweile auch schon viele verschiedene Charakternasen gewohnt, ich wüsste jetzt nicht, was mich dazu bringt, bestimmte Degus nicht haben zu wollen bzw. andere eher.
Ansonsten kann man ja auch im Tierschutz auf Pflegestellen oder bei privater Adoption die Tiere vorher kennen lernen und die Noch-Besitzer können gewiss einiges über die Tiere erzählen, wie sie sich verhalten etc. Wo ist da der Nachteil gegenüber einem Züchter? Hat derddann so viele verschiedene Gruppen, dass man sich seine "Traumgruppe" (hier fehlt mir echt ne Definition) aussuchen kann?

Oder ist es am Ende doch eine reine optische Geschichte? Weil man sich beim Züchter die Farben "aussuchen" kann? So sind die Menschen eben. Und vor allem wenn man die Wahl hat, sucht man sich auch beim Stöbern durch Kleinanzeigen, Tierheimwebsites etc. eher die subjektiv hübschen/goldigen Tiere aus. Besondere Farbe = besonderer Halter, das ist da vielleicht der unterbewusste Hintergedanke. Ich nehme mich da nicht aus, auch bei Degus habe ich die Agoutis am liebsten, da diese in meinen Augen am "hübschesten" sind. Auch bei Hunden habe ich schon gewisse optische "Vorlieben".
Liebe Grüße von Madlaine
und den Engeln Max, Moritz, Frodo, Linus, Kili, Pippin, Jimbo, Fili, Pip, Neo, Merry und Floki, Chap, Bard, Milo, Sam und den Heilbronnern
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11e48
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Die meisten Menschen wünschen sich neben einer entsprechenden Optik vermutlich Tiere, die sich gerne mit Menschen beschäftigen. Was ich aber aus Erfahrung sagen kann: viele Tiere verändern sich auch im neuen Zuhause. Nur weil man sich also einen total zutraulichen Degu - egal ob im Tierschutz oder beim Züchter - ausgesucht hat, hat man Zuhause nicht unbedingt ein total zutrauliches Tier sitzen. Die neue Umgebung, ein neuer Halter, generell der Umzug und vielleicht auch neue Kumpels können ganz schön und z.T. auch dauerhaft verunsichern. Umgekehrt kann ein ängstlicher Degu Zuhause auch ziemlich schnell auftauen, weil der Halter sich mehr und spezieller mit diesem einen Degu beschäftigen kann, es mehr Rückzugsmöglichkeiten gibt...
Eine Tendenz können Pflegestellen oder Privathalter oft genauso oder sogar besser als ein Züchter, der sich ja unter Umständen um deutlich mehr Degus kümmern muss, abgeben und auch im Tierheim kann man sich meist durchaus etwas vor den Käfig setzen und schauen, wie die Degus auf einen reagieren (da muss man aber natürlich etwas Zeit investieren wollen). Eine Garantie bekommt man aber nie.

Spätestens nachdem ich Degus zum Vergesellschaften Zuhause hatte war mir ohnehin immer am wichtigsten, dass sich die Degus untereinander verstehen. Wie sich die Degus mit mir verstehen... da bin ich flexibel :p
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Firelady
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Ich danke Euch für Euren Input.
Leider hat die Dame sich doch für die Tiere der Vermehrerin entschieden. Sie sagte wörtlich, wenn sie sich eine Gruppe malen könnte, sähe diese so aus. Auch Hinweise zur riskanten Pubertät, bevorstehenden Rangkämpfen usw., wurden weggewischt - das würde man „herzlich gern erleben“.

Ich habe ihr gesagt, dass ich zur Unterstützung bei Auseinandersetzungen, (Wieder-)Vergesellschaftungen oder ähnlichem nicht zur Verfügung stehen werde.
Eigentlich wollte sie am Sonntag bei mir Degus live erleben und sich Tipps zum Käfigbau holen - da kann sie lange warten. Ich bin richtig sauer und habe den Glauben an die Menschheit echt für den Moment verloren... ~_~
Liebe Grüße,
Julia


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Maravilla
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Firelady hat geschrieben: 15. Feb 2019, 19:24 Ich danke Euch für Euren Input.
Leider hat die Dame sich doch für die Tiere der Vermehrerin entschieden. Sie sagte wörtlich, wenn sie sich eine Gruppe malen könnte, sähe diese so aus. Auch Hinweise zur riskanten Pubertät, bevorstehenden Rangkämpfen usw., wurden weggewischt - das würde man „herzlich gern erleben“.
Dann sieh zu, dass du ihre Nummer blockierst, nicht dass sie dann doch noch auf die Idee kommt, dich zu kontaktieren, wenn es heiß her geht. Denn die Vermehrerin wird sicherlich nicht zur Verfügung stehen.
"Äußere Schönheit" ist kein Garant dafür, dass man die Tiere dann auch wirklich liebt und sie nicht doch eines Tages abgibt, weil man schlicht überfordert ist. Oder die Tiere langweilig werden, weil man sich schlicht sattgesehen hat. Und wer weiß, wie lange diese Tiere ihr letztlich wirklich Freude machen oder ob diverse TA-Besuche mit entsprechendem Input an Zeit, Energie, Nerven und Geld ihr nicht bald diese Freude verderben.

Reg dich nicht auf, das bringt's nicht. Wer sachliche Argumente nicht hören will, muss notfalls mit den Konsequenzen leben.

viele Grüße
Marlén
"Wie war dein Wochenende?"
"Es hat nach nur 2 Tagen den Geist aufgegeben. Ich will ein Neues!"
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FynnFish
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Huhu *winkend*

Ja ich weiß der Thread ist schon alt, aber er hat mich irgendwie gerade angesprungen und deswegen schreibe ich jetzt hier mal was...

Wir haben ja Tiere von der Deguhilfe Süd, und warum haben wir das gemacht?

Nun ich bin in diesem Forum gelandet und da hat man uns das vorgeschlagen und dann?
Hm, zum einen wohl irgendwie weil wir einfach helfen wollten. Da gibt es so viele Degus in Pflegestellen, die ein zu Hause suchen, und da dachten wir wohl einfach wir wollen welchen eins geben. Die Degus sind schon da und werden nicht absichtlich produziert sozusagen, ja das war für uns schon ein Grund. Außerdem sind wir einfach irgendwie pauschal gegen Züchtungen, egal bei welchen Tieren, auch bei Hund oder Katze, wir mögen einfach auch Mischlinge und Bauernhofkatzen lieber, wir sind so.
Ja richtig, wir wollten junge Degus, jetzt nicht aus dem Grund, dass sie besonders süß sind, sondern einfach aus dem Grund, dass wir sie so lang wie möglich bei uns zu Hause haben wollten. Bzw. ich war da die treibende Kraft. Ich weiß, dass ich mein Herz sehr an Haustiere hänge. Deswegen haben wir ja auch Degus ausgesucht, denn mit guter Pflege und etwas Glück werden die ja schon ein paar Jahre alt :)
Und ja, wir haben auch den Hinweis auf die Flegelphase bekommen und nicht ganz so ernst genommen wie wir es hätten tun sollen, ehrlich gesagt, aber jetzt wo wir sie haben, haben wir ja durch die Deguhilfe eben genau den Vorteil, dass wir total lieb beraten werden, und mit diesen jungen Degus tut es schon gut ab und zu einfach mal jemanden anrufen zu können, wenn die Nerven gerade blank liegen. Danke an China und Mandarine *heart* *rose* *knuddel*

Klar kann man sagen, dass die Degus in einer Tierhandlung auch ein zu Hause suchen, und die gibt es auch schon, klar. Und die ich bei uns in der Tierhandlung manchmal sehe, die tun mir dann auch immer leid und ich wünsche ihnen natürlich, dass sie ein schönes zu Hause bekommen. Aber mir ist halt auch bewusst, wenn die gekauft werden, werden welche "nachbestellt", und das wollten wir nicht.

Das einzige, was mir anfangs ein wenig komisch vorkam, ist, dass im Schutzvertrag steht, dass es ja gar nicht meine Tiere sind, sondern sie weiterhin der Deguhilfe "gehören" und ich sie quasi "nur" in Pflege habe. Ich muss ganz ehrlich sagen, das kann jemandem eventuell komisch vorkommen. Man will ja schon eigene Tiere haben und nicht nur "ausgeliehene".
Ich schreib das hier jetzt einfach mal so ehrlich, vielleicht bin ich der einzige Mensch auf der Welt, dem das so auffällt, vielleicht auch nicht, aber vielleicht ist das ein Punkt wo sich eventuell mal wer denkt "Ne ganz ehrlich, dann kaufe ich mir welche"... :roll:
*sonne*

Liebe Grüße
Cindy
Bacardi
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Auch wenn der Thread schon älter ist würde ich auch gerne was dazu sagen.
Adoptieren oder kaufen? Tja hätte man mich das vor 7 Jahren gefragt, dann hätte ich definitiv kaufen geantwortet. Warum? Weil ich damals noch 15 war und dumm :lol:
Nein, Spaß beiseite. Katzen hatten wir schon immer Zuhause, meine Mutter liebt sie. Damals hatte sie einen Kater, und sein aussehen war jetzt nicht gerade "hübsch". Nur noch ein Auge, das vorhandene war auch schon trüb, ein Kringelschwanz und ziemlich steifer Gang (wurde vermutlich mal angefahren) außerdem keine Zähne mehr. Er war aus dem Tierheim und meine Mutter hat ihn über alles geliebt. Ich durfte mir damals von meinen Freundinnen anhören wie hässlich doch der Kater meiner Mutter wäre. Das hat natürlich "vorbelastet"
Einmal an Weihnachten bekam ich dann einfach von meinem Opa zwei Kaninchen (meine Eltern waren natürlich nicht begeistert). Diese waren beide von einem "Züchter". Optisch waren sie hübsch, und meine Freundinnen waren begeistert. Leider wurden die sie nur zwei Jahre und in dieser Zeit waren wir sehr oft beim Tierarzt. Sie waren regelrecht krank gezüchtet.
Als ich dann 15 war und mit der Schule fertig, war der Wunsch nach einem Nager immer noch da. Diesmal erlaubten mir meine Eltern ein Haustier mit der Bedingung, dass ich mich selber schlau mach und auch die Kosten übernahm, weil ich ja dann in die Lehre bin. Also gesagt getan, ich habe mich eingelesen und die Kosten grob berechnet und meinen Eltern dann vorgelegt. Anfangs wollte ich Ratten, aber nachdem wir im Tierheim waren und sie gerochen haben war das Thema durch. Und irgendwie bin ich dann auf Degus gekommen. Meine Eltern rieten mir dann auch welche aus dem Tierheim zu holen. Aber diese waren ja schon älter und "nur" Agoutis. Aus der Erfahrung mit meinen Kaninchen hatte ich natürlich nicht gelernt. Auch das man nicht nur ganz junge halten sollte hab ich einfach mal überlesen. Also hab ich meinen Bruder heimlich gebeten mich zum Baumarkt zu fahren. Denn der hatte ja schöne Schecken und auch noch günstig *aaahhh*
Das war einfach so dumm von mir und ich hatte danach nur Ärger. Sie waren krank dann gab es später Streit usw.

Inzwischen seh ich das zum Glück ganz anders. Ich habe ja auch noch Farbmäuse, Meerschweinchen und Fische. Alle meine Tiere stammen irgendwie aus Tierschutzvereinen oder von privat. Ich brauche keine besonderen Farbschläge oder der gleichen. Den mein Geschmack hat sich so ins Gegenteil verändert, dass ich die Tiere die manche vllt "hässlich" nennen würden richtig schön finde. Ja, ich hab jetzt einen Degu ohne Schwanz, ich hatte auch ein Schweinchen ohne Ohren, meine Mäuse sind "langweilig einfarbig" Aber ich würde nie wieder Tiere von Vermehrern, Zoohandlungen (Baumarkt) etc holen. Ich hoffe der Text war jetzt nicht zu lang und ausschweifend
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Na_Bo-Ba-Am ie
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Hallo,

Ich muss hier Mal ganz dumm fragen - wo ist die Grenze zwischen Hobby-Züchter und Vermehrer, bzw wie unterscheide ich die? Oder würdet ihr generell sagen, dass man auch keinen Tiere von Hobby Züchter nehmen sollte?

Tierhandel, Baumarkt o.ä. war für mich von Anfang an raus und hier im Tierheim gab es zu der Zeit keine Tiere. Aber unsere Magda war ja ein Tierheim Tier welches bei der Züchterin in Pflege war - und dann spontan (ungeplant) mit den anderen drei bei uns eingezogen ist :)

Und zum eigentlichen Thema: Ich hätte "damals" nach einer Dreiergruppe gesucht, Farbe möglichst nicht zu ausgefallen. Naturnahe Farbe sozusagen ;-)
Aber damit auch mein Sohn die Chance hat die Racker zu unterscheiden, war ich echt happy über weiße Tupfer bei der Bonnie.
Ich hab aber auch nicht unterstützen wollen (und mir nicht leisten können) für ein schwarzen Degu 200 Euro zu bezahlen :shock:
Und ein "Nachteil" bei jungen Tieren ist doch eigentlich, dass man noch gar nicht sagen kann was für einen Charakter die Tiere haben - wogegen ein Tierheim bei älteren Tieren darüber ja Auskunft geben kann *nicken*

Irgendwann nächstes Jahr (wenn unsere Jüngeren definitiv aus dem Flegelalter raus sind) schaue ich mich mit den ganzen Tipps die ich hier im Forum mittlerweile gelesen habe nach einem "zurück gebliebenen" Tier um und stocke wieder auf vier Degus auf.

Gruß Nadine
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DaLo
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Re: Argumente für Tiere aus dem Tierschutz

Na_Bo-Ba-Am ie hat geschrieben: 4. Nov 2020, 09:02 wo ist die Grenze zwischen Hobby-Züchter und Vermehrer, bzw wie unterscheide ich die?
Für mich gibt es da keinen Unterschied, denn auch die selbsternannten liebevollen Hobby-Züchter verpaaren nur auf Farbe/Größe/Fellstruktur. Charakter/Sozialverhalten und Gesundheit (v.a. Zahngesundheit) spielen keine Rolle. Hauptsache möglichst ausgefallenes Erscheinungsbild.

Um auf Parameter abseits der Optik zu züchten, bedarf es einer unglaublichen Anzahl an Tieren über einige Generationen hinweg. Daran scheitert eine seriöse Deguzucht schon mal grundsätzlich, so dass es sie nie geben wird.

LG Dagmar
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