Bobby war für mich von Anfang an so mit der verhaltensflexibelste Degu, der je den Weg zu mir fand. Seine Range reicht von fröhlich-verschmust bis hin zu launisch-abwehrend. Dazwischen gab es dann noch neugierig-forsch und entspannt-gechillt. Oft in einem relativ schnellen Wechsel. Das waren jetzt erstmal so meine Beobachtungen, völlig wertfrei.
Dann fiel mir auf, dass er auch seine anderen Verhaltensweisen schnell änderte. Bspw. dieses "Plärren", wenn er nur ansatzweise sowas wie Futterrascheln hört. Das Springen auf Möbel und allgemein die Art, wie er sich mir nähert und mit mir kommuniziert. Normalerweise gibt es meiner Erfahrung nach ein gewisses individuelles Grundverhalten, das zwar leicht variiert, aber im Grunde genommen beibehalten wird. Bei Bobby ist das anders. Das wechselt sehr rasch. Okay, auch das habe ich erstmal so zur Kenntnis genommen. Ist halt so.
Aufmerksam wurde ich, als er irgendwann anfing, urplötzlich zu erstarren. Vor allem abends sitzt er mittlerweile recht häufig wie erstarrt an einem Fleck und glotzt minutenlang ins Leere. Wenn man ihn leicht anstupst (auf Ansprache reagiert er überhaupt nicht), rennt er manchmal weg, manchmal kriegt man aber auch ärgerlich eine gewischt. Zunächst fiel mir das abends beim Gute-Nacht-Sagen auf, als er wie angegossen immer in der einen Korkröhre saß und an mir vorbei ins Leere starrte. "Gute Nacht, Jim Bob... ähm, schläfst du schon?" *Glotz* "Hallo, Bobby?!" * Glotz* "Bobby!" *Glotz* Erm. Okay. Auch gut... Hätte er morgens noch so dort gesessen, hätte ich mir wirklich Sorgen gemacht, aber so wars erstmal nur wieder eine Beobachtung. Auch sein hin und wieder vorkommenes nächtliches Gepiepse habe ich erstmal so hingenommen.
Gestern abend hat das Ganze dann seinen vorübergehenden Höhepunkt erreicht, als er abwechselnd starr dasaß und dann panisch durch die Gegend rannte und irgendwie völlig "durch" wirkte. Dabei war er nicht wirklich orientierungslos, nur extrem ängstlich. Hier war kein Geräusch, keine unangenehme Situation, alles ruhig und Silvesterknallerei haben sie hier auch so gut wie gar nicht mitbekommen. Vor allem hatte ich den Eindruck, dass er speziell mich nicht mehr erkannte. Das ging den ganzen Abend so, normalerweise dauern die Episoden maximal eine halbe Stunde.
Ich habe gehofft, dass während der Nacht der Reset-Knopf in seinem Kopf betätigt wird. Und ja, heute früh ist er wieder "normal" (sofern man bei ihm von "normal" sprechen kann *gg). Morgen hat er wieder eine Zahnkorrektur, und ich habe noch die Worte meiner TÄ beim letzten Mal, als es ihm danach so schlecht ging, im Kopf, als sie meinte, vielleicht hätten die Anästhetika den Klops in seinem Kopf angetriggert... Wobei ich da immer noch an eine orthopädische Geschichte denke. Diese Verhaltensauffälligkeiten begannen bei ihm erst später.
Ich vermute sehr stark eine beginnende Demenz. Sein Verhalten ist definitiv NICHT mehr normal und äußere Einflüsse kann ich wirklich weitestgehend ausschließen. Ich werde mich in Zukunft wieder intensiver mit ihm beschäftigen und zusehen, dass sein kleines Hirn beschäftigt bleibt. So kann man das Ganze vielleicht noch über einen gewissen Zeitraum etwas stabilisieren.
Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
ach Bobby... mach uns hier allen mal keine Sorgen!
ich hoffe, dass sich das alles im Rahmen hält und er noch ein sorgenfreies Leben hat!
noch ein Link, weil ich das Gefühl "Demenz" auch teilweise bei meinem Alfi hatte: viewtopic.php?t=6515
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Anna
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Danke für den Link. Es gibt verschiedene Arten von Demenz. Das eine ist die "Demenz" im Rahmen einer natürlichen Alterung, das andere ein krankhafter Prozess, bei dem Hirnzellen vorzeitig absterben (vgl. Alzheimer).
Während "Altersdemenz" wie die Bezeichnung schon sagt, erst im fortgeschrittenen Alter auftaucht und einigermaßen "normal" ist, kann Alzheimer (bei Tieren häufig als CDS bezeichnet) auch in jüngeren Jahren beginnen. Bobby ist noch nicht so alt, deshalb gehe ich bei ihm eher von einem krankhaften Prozess aus.
Unterm Strich macht das vermutlich aber keinen Unterschied, da sich die Symptome ähneln.
Vielleicht ist es aber auch ein Tumor oder es ist tatsächlich seine Art. Ich weiß es nicht. Es ist natürlich alles nur eine Vermutung.
Während "Altersdemenz" wie die Bezeichnung schon sagt, erst im fortgeschrittenen Alter auftaucht und einigermaßen "normal" ist, kann Alzheimer (bei Tieren häufig als CDS bezeichnet) auch in jüngeren Jahren beginnen. Bobby ist noch nicht so alt, deshalb gehe ich bei ihm eher von einem krankhaften Prozess aus.
Unterm Strich macht das vermutlich aber keinen Unterschied, da sich die Symptome ähneln.
Vielleicht ist es aber auch ein Tumor oder es ist tatsächlich seine Art. Ich weiß es nicht. Es ist natürlich alles nur eine Vermutung.
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Hallo Nicole,
das von Dir beschriebene Verhalten erinnert mich tatsächlich frappierend an eine verstorbene Großtante... Armer Bobby
Ich habe (vermutlich) eher die Erfahrung mit Altersdemenz bei Degus gemacht. Die betroffene Degudame hatte vorher bereits deutlich einen Seh- und später vermutlich auch einen zunehmenden Hörverlust, allerdings ohne zunehmende Lautstärke. Zunächst fiel das nur auf wenn man genau beobachtete, da sie es degutypisch sehr gut kompensieren konnte. Später kam zunehmend hinzu, dass sie mitten im Laufen zu vergessen schien wo sie hinwollte und dann oft minutenlang verwirrt herumsaß, bis ihr eine neue Idee kam, die dann durchaus bestimmt umgesetzt wurde (sie wusste also prinzipiell schon, wo sie sich befand). Auch wenn ihre Kuschelpartnerin sich entfernte schien sie dies erst einmal gar nicht wahrzunehmen, bis es ihr dann auffiel, sie total verwirrt wirkte und dann irgendwann hinterher trippelte (da funktionierte die Orientierung überraschend gut). Sie war dabei aber nie aggressiv und wirkte auch nicht leidend, nur halt öfter mal verwirrt. Gottseidank hatte sie eine sehr geduldige Partnerin, die im Zweifelsfall auch einfach einen Umweg wählte, wenn die Oma mal wieder mitten auf der Rampe eine Gedenkpause einlegte, obwohl sie sie einfach hätte beiseite schieben können.
Ob es wirklich Demenz war, wer weiß das schon...
Wie reagieren denn Bobbys Partner auf das Verhalten? Ich finde es immer wieder spannend, wie unterschiedlich Degus in sozialen Situationen agieren.
das von Dir beschriebene Verhalten erinnert mich tatsächlich frappierend an eine verstorbene Großtante... Armer Bobby
Ich habe (vermutlich) eher die Erfahrung mit Altersdemenz bei Degus gemacht. Die betroffene Degudame hatte vorher bereits deutlich einen Seh- und später vermutlich auch einen zunehmenden Hörverlust, allerdings ohne zunehmende Lautstärke. Zunächst fiel das nur auf wenn man genau beobachtete, da sie es degutypisch sehr gut kompensieren konnte. Später kam zunehmend hinzu, dass sie mitten im Laufen zu vergessen schien wo sie hinwollte und dann oft minutenlang verwirrt herumsaß, bis ihr eine neue Idee kam, die dann durchaus bestimmt umgesetzt wurde (sie wusste also prinzipiell schon, wo sie sich befand). Auch wenn ihre Kuschelpartnerin sich entfernte schien sie dies erst einmal gar nicht wahrzunehmen, bis es ihr dann auffiel, sie total verwirrt wirkte und dann irgendwann hinterher trippelte (da funktionierte die Orientierung überraschend gut). Sie war dabei aber nie aggressiv und wirkte auch nicht leidend, nur halt öfter mal verwirrt. Gottseidank hatte sie eine sehr geduldige Partnerin, die im Zweifelsfall auch einfach einen Umweg wählte, wenn die Oma mal wieder mitten auf der Rampe eine Gedenkpause einlegte, obwohl sie sie einfach hätte beiseite schieben können.
Ob es wirklich Demenz war, wer weiß das schon...
Wie reagieren denn Bobbys Partner auf das Verhalten? Ich finde es immer wieder spannend, wie unterschiedlich Degus in sozialen Situationen agieren.
Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Mein Hauptpatient Bogdan sitzt auch manchmal so da. Gerade gestern habe ich mit einem Finger eine Weile seine Nase berührt, bis er endlich "aufgewacht" ist. Ich würde diese Momente aber nicht "Erstarrung" nennen, so wie du es bei Bobby beschreibst, sondern eher Versunkenheit. Er wirkt dann auch nicht gestresst, verwirrt oder hyperaktiv, wenn er wieder "auftaucht."
Trotzdem noch weitere Parallelen zu Bobby: Auch Bogdans Verhalten ist für mich unergründlich und bietet Überraschungen und Abweichungen. Und manchmal (selten) hat er regelrechte Schreianfälle, die für mich rätselhaft sind. Wenn seine Brüder rumpiepsen, merkt man eigentlich immer schnell, worum es geht. Bei Bogdan normalerweise auch; nicht aber wenn er diese merkwürdigen Schreianfälle hat (ich glaube, immer morgens/vormittags), dann ist er entrückt. Man sieht dann auch gut, dass seine Brüder auch nicht wissen, was los ist. Die kommen dann zu ihm, werden aber offenbar gar nicht wahrgenommen.
Ich weiß nicht, ob du in meinen Beschreibungen Parallelen zu Bobby siehst? Anders ist auf jeden Fall, dass ich Bogdan seit drei Jahren so kenne und es sich nicht um ein Altersphänomen handelt und in der Ausprägung nicht zunimmt.
Trotzdem noch weitere Parallelen zu Bobby: Auch Bogdans Verhalten ist für mich unergründlich und bietet Überraschungen und Abweichungen. Und manchmal (selten) hat er regelrechte Schreianfälle, die für mich rätselhaft sind. Wenn seine Brüder rumpiepsen, merkt man eigentlich immer schnell, worum es geht. Bei Bogdan normalerweise auch; nicht aber wenn er diese merkwürdigen Schreianfälle hat (ich glaube, immer morgens/vormittags), dann ist er entrückt. Man sieht dann auch gut, dass seine Brüder auch nicht wissen, was los ist. Die kommen dann zu ihm, werden aber offenbar gar nicht wahrgenommen.
Ich weiß nicht, ob du in meinen Beschreibungen Parallelen zu Bobby siehst? Anders ist auf jeden Fall, dass ich Bogdan seit drei Jahren so kenne und es sich nicht um ein Altersphänomen handelt und in der Ausprägung nicht zunimmt.
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Kurz und knapp: ich lag hier komplett, aber so what from komplett und kilometerweit, neben dem Thema. Und der beste Beweis dafür, dass man niemals, egal mit welchem Erfahrungsbackground, so ganz gegen das gefeit ist, was einem das Hirn manchmal zu verkaufen versucht.
Bobbys "komisches Verhalten" ist seit der letzten Zahnkorrektur fast vollständig verschwunden. Einzig diese Episode mit dem Erstarren in der Korkröhre hat er abends noch ab und zu, aber ich glaube, das ist ein Feature
Im Zuge der letzten Zahnkorrektur wurde eine sehr fiese buccale Spitze entfernt, die ihm vermutlich und verständlicherweise so richtig ordentlich auf den Kranz ging und für seine negative Verhaltensflexibilität sorgte. Seitdem ist er wieder so fröhlich (anders kann ich es bei ihm nicht beschreiben) wie damals, kurz nachdem er zu mir kam.
Also wieder weit zu weit gedacht. Die Lösung liegt manchmal näher, als man denkt.
Bobbys "komisches Verhalten" ist seit der letzten Zahnkorrektur fast vollständig verschwunden. Einzig diese Episode mit dem Erstarren in der Korkröhre hat er abends noch ab und zu, aber ich glaube, das ist ein Feature
Im Zuge der letzten Zahnkorrektur wurde eine sehr fiese buccale Spitze entfernt, die ihm vermutlich und verständlicherweise so richtig ordentlich auf den Kranz ging und für seine negative Verhaltensflexibilität sorgte. Seitdem ist er wieder so fröhlich (anders kann ich es bei ihm nicht beschreiben) wie damals, kurz nachdem er zu mir kam.
Also wieder weit zu weit gedacht. Die Lösung liegt manchmal näher, als man denkt.
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Das freut mich sowohl für Bobby als auch für dich
Meine Beiträge sind Forenbeiträge. Sie bleiben im Forum und dürfen nur nach Rücksprache und ausdrücklicher Genehmigung an anderer Stelle als Kopie oder Screenshot veröffentlicht werden.
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Grüße
Gabi
Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Wie schön, dass Bobby wieder fröhlich sein kann Schmerzen lassen wohl jedes Lebewesen grummelig werden
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Re: Jekyll & Hyde: Verhalten bei mutmaßlicher Demenz (CDS)
Vielen Dank. Ja, ich bin darüber wirklich sehr froh. Nach den ganzen Baustellen und Dramen darf es in den eingenen vier Wänden auf den eigenen vier Beinen auch mal ein wenig fröhlich zugehen
"Behandeln Sie Ihr Haustier am besten so, dass Sie im nächsten Leben ohne Probleme auch mit vertauschten Rollen klarkommen. You never know!" (Hape Kerkeling)