Hallo Lisa,
Degus verfügen tatsächlich über ein umfangreiches Spektrum von Lauten, die die unterschiedlichsten Gefühle, Regungen ausdrücken bzw. Tätigkeiten begleiten können.
In dieser Sammlung von Degulauten sind eigentlich die "standardmäßigen" bzw. degutypischen Geräusche anzuhören, so dass dir danach vllt. eine bessere Zuordnung der "Gefühlslagen" deiner Degus möglich ist.
Zudem sind unsere kleinen Fellnasen aber auch offensichtlich in der Lage, eigene Lautabfolgen zu kreieren, um bestimmte Stimmungen u./o. Gefühle auszudrücken und dann in der entsprechenden Situation einzusetzen.
So hatte ich eine Degudame, die regelrecht "gequasselt hat", wenn bspw. ein neues Tier am Trenngitter eingezogen ist. Unabhängig von dessen, teilweise sogar regelrecht aggressiven Verhalten, saß das Mädel unbeirrt am Gitter und hat sein Gegenüber mit einem freundlich, sowie beruhigend klingenden Lautpotpourri bedacht. Dies konnte sie auch lange und ausdauernd machen, was dann tatsächlich zu einer Beruhigung auf der anderen Seite des Gitters führte. Diesem Tier konnte man auch an der Art der Tonlage entnehmen, wie es gerade drauf war. Dies ist irgendwie ganz schwer zu beschreiben, aber sie klang tatsächlich vollkommen anders, wenn sie bspw. übermütiges und sie nervendes Jungvolk zur "Raison" aufgerufen hat oder wenn sie einem anderen Partner irgendetwas entspannt "ausführlich" erzählt hat. Als Partnertiere verstorben sind oder es ihr gesundheitlich nicht gut ging, klangen ihre Erzählungen deutlich klagend und niedergedrückt.
Dann hatte ich ein altes Weibchen, das wie eine Schlange zischen konnte, wenn ihr ein bestimmtes Partnertier zu nah kam. Dieser kastrierte Bock hatte nämlich unmittelbar nach seiner Integration in die 3-er Gruppe Mädels vor, jedes der Weibchen ordentlich zu begatten. Dies stieß bei der Graunase auf wenig Gegenliebe und sie machte dem deutlich jüngeren Kastraten "verbal" klar, dass sie damit überhaupt nichts mehr am Hut hat. Und dabei zischte sie halt wie eine Schlange. Und so ungewöhnlich es auch klingen mag, wurden diese Laute vom Männchen 1 zu 1 übernommen und jedes Mal, wenn er sich später in unmittelbarer Nähe dieses bestimmten Weibchens befand, wurde sie mit diesem Zischen bedacht. Und sie zischte kurzer Hand zurück. Diese Laute habe ich tatsächlich nur bei bzw. zwischen diesen beiden Tieren vernommen und nachdem beide tot waren, ist mir eine solche Lautgebung nie wieder zu Ohren gekommen.
Momentan habe ich einen Degu, der eine bestimmte Tonabfolge von schnellen, aber sehr leisen Trillertönen von sich gibt, wenn er im Laufrad läuft. Begonnen hat er damit in der Zeit, als er noch am Trenngitter saß. Aber nach erfolgreicher Vergesellschaftung mit drei weiteren Tieren macht er diese Geräusche fast jedes Mal, wenn er im Laufrad unterwegs ist. Was er damit beabsichtigt, ist mir allerdings noch nicht so ganz klar.
Auch wenn ich jetzt ggf. belächelt werde wegen meiner Beobachtungen und deren (menschlichen) Interpretation, bin ich davon überzeugt, dass diese kleinen Wusel noch viel facettenreicher sind, als man es ihnen gemein hin zubilligt. Und nachdem ich u.a.
dieses Buch gelesen habe, finden sich daran vergleichbare Beispiele von anderen Tierarten, die m.E. belegen können, dass nicht nur wir Menschen beanspruchen können, bspw. eine neue Sprache entwickeln oder neue Kulturen bilden können.